Am Montag kehren die meisten Schüler wieder in ihre Klassenräume zurück - Die RZ hat nachgehört
Präsenzunterricht: Sind die Schulen vorbereitet?
Unterricht im Klassenraum: Für viele Schüler, auch aus dem Kreis Altenkirchen, stand dies über Wochen und Monate höchstens sporadisch auf dem Stundenplan. Ab Montag startet in Rheinland-Pfalz wieder der Präsenzunterricht. Symbolfoto: dpa
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Kreis Altenkirchen. Ab Montag beginnt im Rahmen von Corona-Lockerungen auch im AK-Land wieder ein regulärer Präsenzunterricht an Schulen. Eine Woche nach Ende der Pfingstferien kehrt also auch ein gehöriges Stück Normalität zurück in die Klassenräume. Wie haben sich die Schulen im Kreis darauf vorbereitet? Wir haben exemplarisch nachgefragt.

„Eltern, Lehrer und Schüler freuen sich allesamt wirklich, dass der Präsenzunterricht endlich wieder losgeht“, sagt Lars Lamowski, Leiter der St.-Michael-Grundschule Kirchen sowie bildungspolitischer Sprecher beim Verband für Bildung und Erziehung (VBE). Unverständnis herrsche allerdings darüber, dass man den Start des Präsenzunterrichts jetzt plötzlich um eine Woche vorgezogen habe, weil dies mit einem großen organisatorischen Aufwand verbunden sei. „Man hätte uns diesen Zeitdruck ersparen können, wegen einer Woche früher Präsenzunterricht“, führt er aus. Die Inzidenzwerte, merkt der Rektor an, seien sehr weit unten, für Testungen an den Schulen und genügend Masken für Lehrer und Schüler sei gesorgt. „Unverständnis bei uns im Kollegium sowie beim Schulträger, der Verbandsgemeinde Kirchen, besteht vor allem wegen einer wichtigen Sache: Warum gibt es immer noch keine Raumluftfilteranlagen für unsere Schule? Dies ist besonders für Grundschulen sehr wichtig, weil wir keine Impfstoffe für die Schüler unter zwölf Jahren zur Verfügung stellen können“, so Lamowski. Der Pädagoge rät dazu, nicht aus dem Blick zu verlieren, dass es nach einer Corona-Entspannung im Sommer im Herbst wieder mit einer neuen Welle losgehen könnte. „Wir müssten also jetzt dringend loslegen mit einem Schutz der Kinder durch Raumluftfilteranlagen.“ Gleichzeitig weist Lamowski darauf hin, dass ja nicht geimpfte Kinder keine Symptome haben müssten – und trotzdem daheim Oma und Opa anstecken könnten. „Wir sagen das schon lange: Jetzt ist es höchste Zeit, zu investieren.“ Im Schulträgerausschuss der VG habe man laut dem Schulleiter darüber diskutiert, aber es handele sich um eine erhebliche Investition, und die VG habe das Thema deshalb noch mal geschoben, weil man auf Fördergelder aus Mainz warte. „Wir brauchen Unterstützung vom Land“, betont Lamowski und weist ferner darauf hin, das man an den Schulen mehr Aufklärung seitens des Gesundheitsministeriums über das Impfen bei Kindern brauche: „Da gibt es vielerlei Unsicherheiten bei vielen Eltern und Schülern.“

„Wir freuen uns, wenn alle Schüler wieder da sind“, bringt es Joachim Langhauser, kommissarischer Schulleiter des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums in Betzdorf auf den Punkt. Endlich gebe es wieder eine Klassen- und Schulgemeinschaft. Soziale Kontakte seien wieder möglich. Doch der normale Schulalltag, wie vor der Pandemie, werde noch etwas dauern. „Denn es bleibt zum Beispiel bei den Testungen jeweils montags und mittwochs“, so Langhauser. Darin habe man inzwischen Erfahrung – bisher aber jeweils nur mit der halben Klasse, da es Wechselunterricht gab. Ab Montag werde dann eine komplette Klasse in zwei Gruppen zum Test gehen.

Jetzt noch schnell Schulstoff nachholen? „Nein“, sagt Langhauser sehr deutlich. In der Vergangenheit in Zeiten der Pandemie habe man sich sehr dafür engagiert, dass die Schüler, ob vor Ort oder digital am PC daheim, auf einem guten Wissensstand geblieben seien. Nun sei es wichtig, dass erst einmal gemeinsam darüber geredet werde, was da in den vergangenen Monaten mit jedem persönlich passiert sei, wie man diese Corona-Zeit erlebt habe. „Wir wollen den Schülern Mut machen. Dann geht es Schritt für Schritt in den Unterricht. Aber in den ersten Tagen sind nun die Gespräche und Erfahrungsaustausch wichtig“, so der Pädagoge.

Abstandsregelungen, Sitzordnungen oder Wegeführungen: Wenn jetzt alle 270 Kinder der Glück auf!-Schule in Horhausen wieder gleichzeitig zum Unterricht kommen, finden sie ähnliche Rahmenbedingungen vor wie im Herbst, als noch der Vollpräsenzunterricht möglich war. Was die Leiterin der Grundschule, Claudia Fels, viel mehr bewegt, ist die Frage, wie in der Schulgemeinschaft wieder ein Wir-Gefühl für die nächsten fünf Wochen entstehen kann. Deshalb hat das Kollegium mit der Schulsozialarbeiterin die Köpfe zusammengesteckt, wie es gelingen kann, dass sich die Kinder einer Klasse auch wieder als Gruppe erleben können. „In der ersten Woche werden wir uns ganz klar diesem Ziel widmen“, sagt Claudia Fels. Auch wenn man unter den Gegebenheiten noch weit von einem normalen Unterricht entfernt sei, gebe es doch Möglichkeiten, die Gemeinschaft zu stärken. Eingeübt im Einhalten der Hygienevorschriften seien die Kinder bereits. In der Vergangenheit habe man nur einmal eine Klasse in Quarantäne schicken müssen. „Wir sind froh, dass wir jetzt wieder alle Kinder sehen können“, sagt Fels. Und der neue Hygieneplan, der mehr Freiheiten zulassen würde, käme der Schulgemeinschaft auch entgegen.

Die Integrierte Gesamtschule (IGS) Hamm begrüßt im Sinne der Schüler die Aufnahme des vollständigen Präsenzunterrichts und damit die Rückkehr in etwas mehr Normalität. „Viele Klassen- und Stammkursleitungen freuen sich über die Wiederkehr ihrer Schülerinnen und Schüler als Gemeinschaft“, heißt es in der Antwort auf unsere Anfrage. Die Testpflicht werde weiterhin in Form einer Teststraße seitens der Schule organisiert, die Abläufe sind organisatorisch an die nunmehr größere Schülerzahl angepasst. Nicht-Testwillige arbeiten auch weiterhin digital von zu Hause.

Die durch die Pandemie nunmehr schon seit mehr als einem Jahr etablierte Schulcloud wird auch künftig in der Kommunikation der Schulgemeinschaft und im Austausch von Daten datenschutzkonform tragfähig bleiben, heißt es weiter. „In diesem Sinne freuen wir uns besonders darüber, dass der Landkreis Altenkirchen im Rahmen des Digitalpakts zugesagt hat, unsere IGS zeitnah mit einer zeitgemäßen Verkabelung und flächendeckendem Internet per WLAN auszustatten.“

Jochen Wilhelmi, kommissarischer Leiter der Berufsbildenden Schule (BBS) Wissen sagt: „Wir sind organisatorisch recht gut aufgestellt und ganz guter Dinge, dass wir die Situation meistern werden.“ Es komme der BBS entgegen, dass dann freie Kapazitäten bestehen, denn nicht wenige Klassen seien so kurz vor den Ferien schon mit ihren Prüfungen durch und daher nicht mehr zum Präsenzunterricht im BBS-Gebäude anwesend. Wilhelmi sieht Spielräume, ohne genaue Zahlen nennen zu können: „Das Haus wird nicht voll sein bis unters Dach.“

„Ich habe das Gefühl, Eltern und Schüler sind von Herzen froh, dass es wieder mit dem regulären Unterricht losgeht“, sagt Heiko Schnare, Schulleiter des Westerwald-Gymnasiums Altenkirchen. Durch die Wochen des Wechselunterrichts sieht er die Schule auch gut auf die Rückkehr zum Präsenzunterricht vorbereitet. Die vergangene Woche wurde dabei – anders als vorher – aufgeteilt: „Gruppe A ist drei Tage in die Schule gekommen, Gruppe B zwei Tage“, erklärt Schnare. So konnten gewisse Routinen nochmals eingeübt werden, zum Beispiel die Abstriche für die Selbsttests der Schüler. Eine kleine Gruppe von Testverweigerern – ihre Zahl liege bei unter zehn – sind übrigens die einzigen Schüler, die Schnare am Montag nicht zurück in der Schule erwartet. Sie sind angehalten, den Unterrichtsstoff zu Hause selbstständig zu erarbeiten. Ein Homeschooling könne für sie nicht angeboten werden.

Für alle anderen Schüler gilt weiter eine Maskenpflicht auch im Unterricht. Nur auf dem Schulhof dürfen bei ausreichend Abstand die Masken abgenommen werden. Das Schulbistro des Gymnasiums bleibt weiterhin nur für den Außenverkauf geöffnet, um das Abstandsgebot wahren zu können.

Wir hatten auch die Hermann-Gmeiner-Realschule plus in Daaden um eine Stellungnahme gebeten, von dort aber bis Redaktionsschluss keine Antwort erhalten.

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