Polizeidirektion legt Jahresstatistik vor: Die Zahl der Straftaten ist im Kreis Altenkirchen 2021 deutlich zurückgegangen
Polizeidirektion legt Jahresstatistik vor: Corona machte 2021 Kriminellen das Leben schwer
Homeoffice, wenige Veranstaltungen: In der Corona-Pandemie sinkt die Zahl der Wohnungseinbrüche auch im Kreis Altenkirchen, weil die Menschen mehr zu Hause sind. Das ist eine Erkenntnis aus der Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2021.
picture alliance / dpa

Um es auf einen kurzen Nenner zu bringen: Rein statistisch betrachtet, ist das AK-Land im abgelaufenen Jahr ein Stück sicherer geworden. Denn 2021 wurden im Kreis 5411 Straftaten aufgenommen – das sind 976 Delikte weniger als noch 2020, was einem Rückgang von rund 15,3 Prozent entspricht. Dies ist die Kernzahl der Kriminalstatistik, die die Polizeidirektion (PD) Neuwied, zuständig für die Landkreise Altenkirchen und Neuwied, jetzt vorgestellt hat.

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Homeoffice, wenige Veranstaltungen: In der Corona-Pandemie sinkt die Zahl der Wohnungseinbrüche auch im Kreis Altenkirchen, weil die Menschen mehr zu Hause sind. Das ist eine Erkenntnis aus der Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2021.
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Im gesamten PD-Bereich ist die Zahl der Straftaten um 11,5 Prozent auf 14.012 zurückgegangen. Als einen Grund für die Entwicklung führten die Beamten die anhaltende Corona-Pandemie ins Feld, die sich vor allem bei der sinkenden Zahl von Einbrüchen bemerkbar macht. Im Einzelnen lassen sich aus der Jahresstatistik folgende Tendenzen herauslesen:

Aufklärungsquote

3824 der an Sieg und Wied begangenen Straftaten wurden im abgelaufenen Jahr aufgeklärt. Das entspricht einer Quote von 70,7 Prozent, die im Vergleich zu 2020 (71,2 Prozent) leicht gesunken ist. Der Wert liegt aber immer noch über den 68,8 Prozent, der in beiden Landkreisen erzielt wurde und für die PD Neuwied einen Rekord markiert.

Tatverdächtige

Parallel zum Rückgang der Straftaten wurden im Kreis Altenkirchen auch deutlich weniger Tatverdächtige registriert. Waren es 2020 noch 3132 Personen, so sank die Zahl im zurückliegenden Jahr auf 2721, ein Minus von 13,1 Prozent. 7111 Tatverdächtige wurden im gesamten Bereich der PD erfasst, 603 weniger als 2020. Darunter waren 173 Kinder, 519 Jugendliche, 591 Heranwachsende sowie 5828 Erwachsene. Von den tatverdächtigen Personen im gesamten Direktionsgebiet stammen 1437 nicht aus Deutschland. Zuwanderer machen laut Statistik davon weniger als ein Drittel aus, wobei die Zahl in dieser Gruppe um zwölf stieg.

Tötungsdelikte

Insgesamt sechs Tötungsdelikte wurden von der Polizeidirektion Neuwied erfasst, drei davon im AK-Land (2020 waren es noch vier). Konkret erwähnt die Statistik einen Fall, der im Dezember 2020 seinen Anfang nahm. Damals brachte eine Mutter ihren Säugling ins Kirchener Krankenhaus, weil der Kindsvater mit dem Kind gestürzt sein sollte. Im Rahmen der weiteren Untersuchungen ergaben sich Zweifel.

Die Kriminalinspektion Betzdorf ermittelte zunächst wegen des Verdachtes der Kindesmisshandlung und des Verdachtes des Totschlags, da das Kind Mitte Januar in Siegen verstarb. Anfang April 2021 wurde der Polizeiinspektion Altenkirchen ein blutüberströmter 62-jähriger Mann gemeldet. Die weiteren Überprüfungen ergaben, dass dessen 81-jährige Mutter mit einem Hammer erschlagen worden war.

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung

Während die Zahlen im gesamten PD-Gebiet hier deutlich um 100 auf 388 Fälle ansteigen, weist die Statistik für das AK-Land einen Rückgang von 33 auf jetzt 99 Fälle aus. Die Kreise Altenkirchen und Neuwied zusammengefasst, betrifft der Gesamtanstieg vor allem Fälle von Herstellung oder Verbreitung kinderpornografischer Schriften. Diese nahmen binnen eines Jahres von 118 auf 202 zu. Dafür bilanziert die Polizei einen leichten Rückgang bei den Fällen von sexuellem Missbrauch von 86 auf 82 Fälle. Die Zahl der Vergewaltigungen ist demnach im gleichen Zeitraum aber wieder von 27 auf 39 angestiegen. „Dabei handelt es sich um Einzeltaten, nicht um Serien“, erläutert die Polizei.

Rohheitsdelikte/Raub

Sinkende Fallzahlen in diesem Bereich an Sieg und Wied: Wurden 2020 noch 1200 Fälle erfasst, waren es ein Jahr später noch 1106. Die Zahl der Körperverletzungen ist von 803 auf 690 gesunken. In diese Kategorie fallen auch gefährliche oder schwere Körperverletzung. Hier gingen die Zahlen von 195 auf 163 Fälle zurück. Einen deutlichen Rückgang gibt es auch bei den räuberischen Erpressungen: Statt 23 gab es nur noch acht Fälle.

Eigentumsdelikte

„Langfinger“ hatten 2021 einen schweren Stand, So registrierten die Beamten im AK-Land 2021 exakt 1027 Fälle von Diebstahl, ein Rückgang von 223 Fällen oder 17,8 Prozent. Dieses Minus betrifft sowohl Delikte unter strafrechtlich erschwerenden Umständen, die von 435 auf 290 abnahmen, als auch einfache Vergehen (etwa Ladendiebstähle). Hier sank die Zahl von 815 auf 737. Als auffällig bezeichnet die Polizei den Anstieg der Fallzahlen beim einfachen Taschendiebstahl – im AK-Land innerhalb eines Jahres von 78 auf 89.

Ein „Ausreißer“ nach oben taucht in der Statistik im Bereich „schwerer Diebstahl von Kraftfahrzeugen“ auf. Hier stieg die Fallzahl um 41,7 Prozent von 12 auf 17. Doch die Polizei liefert die Erklärung gleich mit. Seit November 2019 kam es demnach im AK-Land zu einer Serie von Diebstählen der Marken BMW und Mercedes unter Überwindung des Keyless-go-Systemen. Der Zugriff der Ermittlungsgruppe erfolgte im September 2020, doch eine Vielzahl der Fälle floss erst nach Abschluss der Ermittlungen 2021 in die Statistik.

Wohnungseinbrüche

Direktionsweit kam es zu einer Abnahme der Fallzahlen um 89 auf insgesamt 133 Fälle. Bei fast 61 Prozent der Fälle blieb es beim Einbruchsversuch, 24,1 Prozent der Wohnungseinbrüche konnte die Polizei aufklären, deutlich mehr als ein Jahr zuvor (13,5 Prozent). „Es ist deutlich feststellbar, dass die Einbruchszahlen durch die Corona- Pandemie zurückgegangen sind, da sich die Bürger vermehrt zu Hause aufhalten“, konstatiert die Polizei. Dennoch macht sie auch im Kreis Altenkirchen Schwerpunkte aus. „Hier werden die Bundesstraßen 8, 256 und 62 sowie die Bahnlinie von Köln über Au nach Betzdorf oder Altenkirchen durch ,überörtliche' Täter für die An- oder Abreise genutzt“, heißt es.

Betrugsdelikte

Die Fälle von Waren-/Kreditbetrug sind von 363 auf 225 zurückgegangen. Hierunter sind auch Computerbetrugsfälle gefasst, die im AK-Land von 20 auf 22 zugenommen haben.

Cyberkriminalität

48 Fälle an Sieg und Wied tauchen in dieser Sparte auf. Hier geht es um Vermögens- und Fälschungsdelikte, aber auch Geldwäsche, Beleidigungen und Verstöße gegen das Kunsturhebergesetz.

Rauschgiftkriminalität

Auch hier gehen die Zahlen im AK-Land deutlich zurück. Wurden 2020 noch 889 Fälle registriert, waren es 2021 noch 634 – ein Minus von 28,7 Prozent.

Sonstige Straftaten

Zehn Fälle von Menschenhandel wurden im Jahr 2020 im Kreis Altenkirchen aufgenommen. Im vergangenen Jahr war es noch genau einer. Die Zahl der Umweltdelikte ging um 22 auf 47 zurück, während die Straßenkriminalität bei 912 Delikten (minus 24) fast stabil blieb.

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