Anhand der Kriminalitätsstatistik erhielten Ausschussmitglieder einen Überblick - Vielfältige Aufgaben des Ordnungsamtes
Polizei und Politik analysieren Kriminalitätsstatistik: Bürger im Wisserland leben sicher
In Corona-Monaten wird seltener eingebrochen
Weniger als 40 Einbruchsdiebstähle gab es im Vorjahr in der Verbandsgemeinde Wissen. Foto: Philipp von Ditfurth/picture alliance/dpa
Philipp von Ditfurth. picture alliance/dpa

Wissen. Gute Nachricht für die Menschen im Wisserland: In ihrem alltäglichen Leben genießen sie eine relativ große Sicherheit, denn die Zahl der Straftaten ist rückläufig und liegt zudem unterhalb der Durchschnittswerte auf Landes- und Bundesebene. Das geht aus der polizeilichen Kriminalitätsstatistik hervor.

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Das Zahlenwerk bildete den Schwerpunkt in der gemeinsamen Sitzung zweier Hauptausschüsse der Verbandsgemeinde (Finanzen, Bauen, Zukunft) und der Stadt Wissen (Finanzen, Wirtschaft, Soziales). Deutlich wurde, wie gut die 2021 beschlossene enge Zusammenarbeit zwischen der hiesigen Polizei und dem Wissener Ordnungsamt funktioniert. Ferner stellten Mitarbeiter des Ordnungsamtes ihren Aufgabenkatalog vor.

Führende Vertreter der Kriminalpolizei Betzdorf (Leiter Marcel Schneider), der Polizeiinspektion Betzdorf (Leiter Marcus Franke) und der Polizeiwache Wissen (Leiter Frank Reifenrath) gaben Auskunft. Zuvor hob Bürgermeister Berno Neuhoff die genannte Kooperationsvereinbarung hervor, die im Kreis Altenkirchen „Pilotcharakter“ habe und in der täglichen Praxis vielfach gelebt werde.

In allen Ortschaften

Laut Schneider verzeichnet die 2023er Kriminalitätsstatistik für das Gebiet der VG Wissen insgesamt 901 Straftaten. Das sind 81 weniger als im Jahr zuvor. Verteilt auf die sechs Ortschaften liegt die Stadt Wissen mit 724 Straftaten erwartbar weit vorne, gefolgt von Birken-Honigsessen (49), Mittelhof (48), Katzwinkel (40), Hövels (26) und Selbach (14).

Positiv entwickelte sich auch die Aufklärungsquote, binnen Jahresfrist war sie von 65,7 auf 71,8 Prozent gestiegen – das heißt: Deutlich mehr als zwei Drittel aller Straftaten konnten aufgeklärt werden. In Bund und Land ist diese Quote geringer. Aber auch im Wisserland sind die Unterschiede bei der Aufklärungsquote immens – während sie in den meisten Deliktgruppen recht hoch ist (bis zu 96,9 Prozent), liegt sie bei den 39 registrierten Einbruchsdiebstählen weit abgeschlagen bei 28,2 Prozent.

Zu den Delikten, die am häufigsten in die Statistik eingeflossen sind, zählen unter anderem Betrug (149 Fälle), einfache Diebstähle (134) und Rohheitsdelikte (198; zum Beispiel Körperverletzung). Deutlich weniger fallen Gewaltdelikte (24), Sexualstraftaten (32) und Umweltverbrechen (3) ins Gewicht. Bei den Betäubungsmitteldelikten (133) bleibt abzuwarten, inwieweit sich die neue Bundesgesetzgebung auswirkt.

Aussagekräftig ist auch die Berechnung der Straftaten pro 100000 Einwohner: Hier liegt die VG Wissen (rechnerische Häufigkeitszahl: 5931) klar unter den Werten für Rheinland-Pfalz (6154) und die gesamte Bundesrepublik (7042). Auch die Tendenz stimmt optimistisch, denn 2022 lag die Häufigkeitszahl für die VG Wissen noch bei 6599.

Kripoleiter Schneider unterstrich die Verbesserungen – „und das trotz gestiegener Einwohnerzahl in der VG Wissen.“ Für einzelne quantitative Anstiege hatte er einleuchtende Erklärungen parat, etwa bei Sexualdelikten (zunehmende digitale Verbreitung von Kinderpornografie) und bei Betrug (zum Beispiel immer mehr fingierte Anrufe). Der Anstieg bei der Betäubungsmittelkriminalität zeuge nicht von einer Zunahme des Drogenhandels, sondern vielmehr vom verstärkten Einsatz polizeilicher Ermittler.

Gemeinsame Fußstreifen

Auch Frank Reifenrath, Leiter der Polizeiwache Wissen, stimmte in die positive Bewertung ein und betonte: „Wir wollen und können diese gute Entwicklung fortsetzen.“ Er dankte der Verbandsgemeinde, denn die Kooperationsvereinbarung sei nicht nur ein Stück Papier, wie sich zum Beispiel an den sechs bis acht gemeinsamen Fußstreifen pro Monat erkennen lasse.

Außerdem lobte der Polizeihauptkommissar die Sicherheitskonzepte bei großen Festveranstaltungen in der Stadt. Als Schlaglichter der vergangenen Monate erinnerte er an die Brandstiftung in der Kreuzerhöhungskirche, an den Raubüberfall auf eine Wissener Seniorin und an eine Kette von Kfz-Beschädigungen. Reifenrath: „Gut, dass wir hier die Täter schnell ermitteln konnten; auch dank der Auswertung von Videoaufzeichnungen.“ Abschließend widerlegte er den Irrglauben, dass von der Fachklinik für Psychiatrie oder von Jugendhilfeeinrichtungen ein erhöhtes Maß an Kriminalität ausginge: „Das ist unproblematisch. Es handelt sich nur um vereinzelte Vorfälle.“

Marcus Franke, Leiter der Polizeiinspektion Betzdorf, richtete sein Augenmerk besonders auf die Bedrohung und Beleidigung von ehrenamtlich tätigen Menschen: „Das dürfen wir uns nicht gefallen lassen.“ Da es konkret um verbale Angriffe gegen Ratsmitglieder ging, ergänzte der Bürgermeister dankend: „Der Rat und ich sind hier kein Freiwild. Das hat nichts mit Zensur zu tun.“ Angesichts der vermehrten Verbreitung von Fake News sowie von Hass und Hetze betonte Franke ausdrücklich den Wert des professionellen Journalismus'. Zum Stichwort „Gefährderansprache“ plauderte er ein wenig aus dem Nähkästchen: „Das ist eine Besonderheit, von der wir auch im Raum Wissen vermehrt Gebrauch machen. Das führt dann zu dem einen oder anderen Aha-Effekt.“

Mehrere Ausschussmitglieder lobten die funktionierende Zusammenarbeit zwischen Polizei und Ordnungsbehörde sowie die Umsetzung der Sicherheitskonzepte. Sebastian Papenfuß (CDU) dankte: „Das Sicherheitsgefühl konnte gesteigert werden.“

Umfangreicher Aufgabenkatalog

Als Angestellte des kommunalen Vollzugsdienstes der VG Wissen gaben Michael Heinze und Lukas Fielemon einen Überblick über die Aufgaben des Ordnungsamtes (2,5 Personalstellen im Innen- und Außendienst). Wie ihre Auflistung aus den vergangenen Monaten darlegte, reicht das breite Spektrum beispielsweise von der Verkehrsüberwachung in der Fußgängerzone über Jugendschutzkontrollen und die Sicherung von Baustellen bis zu Einsätzen bei Gewässerverunreinigungen und Problemen in der Notunterkunft für Obdachlose.

Hinzu kommt das oftmals angeprangerte 'Knöllchenschreiben' – im Vorjahr gab es 1570 Verwarnungen. Beide betonten zudem, dass sie nicht nur in der Stadt Wissen unterwegs seien, sondern auch in den Ortsgemeinden.

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