Nach Dreifachmord in Weitefeld
Polizei jagt Alexander Meisner mit 1000 Einsatzkräften
Polizisten überprüfen eine Wiesenfläche unweit von Steinbeach nach Spuren.
Thomas Leurs

Es ist eine neue Dimension bei der Fahndung nach Alexander Meisner, dem mutmaßlichen Mörder von Weitefeld. Mehr als 1000 Polizisten sind am Donnerstag im Einsatz. Ein Zugriff gelingt nicht, doch am Abend teilt die Polizei neue Erkenntnisse mit.

Am Donnerstagmorgen, elf Tage nach der schrecklichen Mordtat in Weitefeld, ist die Polizei abermals mit einem Großaufgebot in dem 2300-Seelen-Dorf angerückt. Mit rund 1000 Einsatzkräften sollte nicht nur in der Ortsgemeinde selbst, sondern auch in den umliegenden Waldgebieten und am Elkenrother Weiher nach Spuren gesucht werden, die dabei helfen sollte, den Täter endlich zu finden. Denn seitdem er in den frühen Sonntagmorgenstunden des 6. April vom Tatort flüchten konnte, fehlt von ihm immer noch jede Spur.

Die Grundschule in Weitefeld ist von Polizeiwagen zugestellt. Auch in den umliegenden Straßen parken die blau-weißen Fahrzeuge. Damit die Einheiten in Ruhe arbeiten können, wird teilweise der Verkehr umgeleitet. Von der Weitefelder Ortsmitte geht es für mehrere Stunden nicht mehr über die Betzdorfer Straße nach Schutzbach beziehungsweise Daaden. Wer in diese Richtung fahren will, muss den Umweg über Elkenroth oder Friedewald nehmen.

Sendung „Aktenzeichen XY“ nicht Grund für Großeinsatz

Das Großaufgebot an Polizisten habe nichts mit der Ausstrahlung der Sendung „Aktenzeichen XY“ am Vortag zu tun, wie die Polizei schon am frühen Morgen in einer Pressemitteilung klarstellt. Dieser Einsatz sei unabhängig geplant gewesen. Auf der Suche nach dem flüchtigen Tatverdächtigen sollen unter anderem umliegende Waldgebiete der Ortsgemeinde und weitere Flächen – wie etwa der Weiher in Elkenroth – abgesucht werden. Auch ein Hubschrauber ist wieder im Einsatz.

Insgesamt seien 1100 Hinweise in den vergangenen elf Tagen bei der Polizei eingegangen. Darunter auch 90 Meldungen durch die Sendung „Aktenzeichen XY“, sagt Jürgen Fachinger, Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums Koblenz, unserer Zeitung. Aufgrund des großen Einsatzes hatte sich die Polizei entschlossen, wieder eine Anlaufstelle für die Presse am Weitefelder Dorfgemeinschaftshaus einzurichten. Neben den Lokalzeitungen sind auch wieder mehrere überregionale Medienvertreter in den kleinen Ort gekommen.

Bei mehr als 1000 Hinweisen ist der entscheidende noch nicht dabei

Trotz der Vielzahl der Hinweise ist der entscheidende Tipp noch nicht dabei gewesen. Zur Qualität der Aussagen, die aufgrund „Aktenzeichen XY“ die Polizei erreicht hatten, könne die Polizei noch keine Angaben machen. Polizeisprecher Fachinger appelliert an die Menschen, sollten sie den Täter sehen, sich ihm nicht zu nähern, sondern sich unverzüglich bei der Polizei zu melden. Es seien schon einige Hinweise eingegangen, in denen Menschen berichteten, sie den Täter gesehen hätten. „Teilweise war das aber vor der Tat. Solchen Hinweisen gehen wir natürlich auch nach, aber sie werden nicht prioritär behandelt“, so Fachinger.

Die Grundschule in Weitefeld ist am Donnerstagvormittag voll gestellt mit Polizeiwagen.
Thomas Leurs

Die Maßnahmen verfolgen das Ziel, vorliegenden Erkenntnissen systematisch nachzugehen und weitere Feststellungen zu erlangen, die zum Auffinden des Tatverdächtigen führen könnten. Die Hinweise sollen priorisiert und bearbeitet werden. Es sollen die Bereiche abgesucht werden, die täterrelevant sind, sagt Fachinger. Zusätzlich werden nun auch Waldgebiete in der Umgebung Weitefelds und Elkenroths unter die Lupe genommen. Etwa das Waldstück nördlich von Weitefeld Richtung Grillhütte, aber auch eine weitläufige Wiesenfläche in der Nähe von Steinebach.

Durch Sonartechnik Verdächtiges aufgrund des Elkenrother Weihers entdeckt

Und nicht nur auf festem Boden ist die Polizei unterwegs gewesen. Auch den Elkenrother Weiher suchten die Einsatzkräfte mit einem Boot mit Sonartechnik ab, wie Oliver Jutz, stellvertretender Sprecher des Polizeipräsidiums Koblenz, unserer Zeitung sagt. Dabei habe man eine Auffälligkeit auf dem Grund des Weihers durch das Sonar entdeckt. Deshalb rückte die Polizei am Nachmittag noch mit einem Taucher an, der die Stelle unter Wasser begutachten sollte. Etwas von Bedeutung habe man aber nicht finden können.

Ein Taucher der Polizei ist im Elkenrother Weiher aktiv.
Thomas Leurs

Bei all der intensiven Suche am Donnerstag bis in den frühen Abend, den Täter – tot oder lebendig – konnten die Einsatzkräfte nicht zu fassen kriegen. Der mutmaßliche Täter Alexander Meisner ist somit weiter auf der Flucht. Man könne nicht ausschließen, dass von ihm weiterhin eine Gefahr ausgehe, so Fachinger.

Video vom Einsatz taucht in Sozialen Medien auf

In der Facebook-Gruppe „Spotted: Wissen und Umgebung“ werden mehrere Videos von Polizeiwagen gepostet. Dort sind etwa große Polizeiwagen in Daaden-Biersdorf zu sehen. Zudem zeigen Bilder einer Überwachungskamera, wie gut ein Dutzend Polizisten mit Sturmhaube und Maschinengewehren bewaffnet über eine Straße laufen. Auf das Video angesprochen sagt Fachinger unserer Zeitung, dass es durchaus aufgrund der Gefahrenlage nötig sein kann, so stark bewaffnet vorzugehen. Die Polizei sei indes bemüht, die Bevölkerung so wenig wie möglich zu verunsichern.

Am Elkenrother Weiher ist sogar ein Taucher im Einsatz. Ein Boot mit Sonartechnik hatte zuvor etwas Verdächtiges auf dem Grund des Weihers entdeckt.
Thomas Leurs

Doch natürlich ist die Anspannung bei den Menschen da. Helmut Stühn, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daaden-Herdorf, spürt weiterhin große Sorge in der Bevölkerung. „Die Anspannung ist geblieben“, sagt Stühn unserer Zeitung auf dem Gelände der Weitefelder Grundschule. „Nicht nur in Weitefeld, auch in den umliegenden Ortschaften.“ Zum Teil herrsche auch weiterhin Angst, was nachvollziehbar sei. „Solange die Suche nach dem Täter andauert und man das Motiv für die Tat nicht kennt, bleibt diese Unruhe bei den Menschen.“ Auch die Polizeibeamten nehmen die Beunruhigung wahr: „Die verstärkte polizeiliche Präsenz vor Ort wird auch über die Osterfeiertage aufrechterhalten“, heißt es in einer Pressemitteilung: „Für die Bürgerinnen und Bürger steht die polizeiliche Anlaufstelle vor der Grundschule in Weitefeld auch weiterhin von 16 bis 18 Uhr zur Verfügung.“

Etwas Wichtiges finden konnte die Polizei im Elkenrother Weiher nicht.
Thomas Leurs

F olgende Ergänzungen hat die Staatsanwaltschaft Koblenz am späten Donnerstagabend noch versandt: „ Neben Fahndungsmaßnahmen laufen auch die Ermittlungen um den Tatablauf und den Tatverdächtigen auf Hochtouren. Die in der Öffentlichkeit kolportierten Gerüchte zu einer möglichen früheren Ausbildung des Beschuldigten zum Einzelkämpfer in Kasachstan können nicht bestätigt werden. Nach den polizeilichen Erkenntnissen hat die Person in den 90er-Jahren lediglich zwei Jahre als Kraftfahrer in der Armee gedient“, heißt es in der Pressemitteilung des Leitenden Oberstaatsanwalts in Koblenz Mario Mannweiler.

Weiter verkündet er: „Wir können bestätigen, dass der Beschuldigte im März bei der zuständigen Ordnungsbehörde einen neuen Reisepass beantragt, diesen dort aber nicht in Empfang genommen hat. Hinweise auf eine Flucht ins Ausland liegen derzeit nicht vor, gänzlich auszuschließen ist eine solche indes nicht. Es gibt derzeit weiterhin keine tragfähigen Anhaltspunkte für eine möglicherweise tatrelevante persönliche Verbindung zwischen Tatverdächtigem und den Opfern. Es werden aber alle diesbezüglichen Hinweise nacheinander überprüft. Diese Überprüfungen sind noch nicht abgeschlossen.“ Hinweise für ein Motiv gebe es derzeit nicht: „Zu der Frage, was den Täter innerlich angetrieben haben könnte, sind derzeit noch keine tragfähigen Angaben möglich. Staatsanwaltschaft und Polizei möchten an diesem Punkt nicht spekulieren, sondern zunächst die weiteren Ermittlungsergebnisse abwarten. “

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