„Es ist für die Ortsgemeinde sehr bedauerlich, dass das Pflegedorf Schwierigkeiten hat und das die Arbeitsplätze der Mitarbeiter gefährdet sind“, sagt Kiry und weist auch auf die enge Verbindung der Einrichtung mit den Bürgern in Flammersfeld hin. „Es gibt eine Anzahl von Ehrenamtlern, die im Pflegedorf bei diversen Dingen unterstützen, zum Beispiel bei Veranstaltungen oder beim Dorfcafé“, so Kiry, der unterstreicht, wie sehr die Ortsgemeinde die Situation bedauert. „Zum jetzigen Zeitpunkt entscheidet ja der Insolvenzverwalter über das weitere Vorgehen. Die Ortsgemeinde hat leider wenig Möglichkeiten, da irgendwie zu helfen oder zu unterstützen“, sagt der Erste Beigeordnete. Das Thema treibt die Menschen natürlich trotzdem um.
So soll es am kommenden Montag ein Treffen von Ehrenamtlern, dem Ortsgemeinderat und den Mitarbeitern geben. In der vollstationären Pflege des Pflegedorfs leben derzeit übrigens 49 Bewohner, in der Tagespflege sind es sechs, wie Insolvenzverwalter Markus Rödder aus Betzdorf auf Anfrage erläutert. „Dabei handelt es sich um Menschen ab 60 Jahren mit Pflegegrad, mit und ohne Behinderung“, so der Rechtsanwalt. Von der Insolvenz des Betreibers, der Lebenshilfe-Pflegegesellschaft (LHPG) sind zudem knapp 60 Mitarbeiter betroffen.
„Ich verschaffe mir vor Ort gerade einen Überblick über die aktuelle Lage der Pflegeeinrichtung und werde alle Optionen zur Zukunft der Pflegegesellschaft gemeinsam mit dem Geschäftsführer ausloten. Wir stehen noch ganz am Anfang. Für konkrete Lösungsideen ist es einfach noch zu früh. Wir bedauern die sich daraus ergebenen Unsicherheiten für die Bewohnerinnen und Bewohner des Pflegedorfs und ihre Angehörigen sehr“, wie Rödder gegenüber unserer Zeitung betont.
„Wir haben als allererstes die Bewohnerinnen und Bewohner informiert sowie die Angestellten und Betreuer. Uns war sehr wichtig, dass sie vor allen anderen und direkt von der Geschäftsführung erfahren, dass der Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt werden musste. Wir werden kontinuierlich weitere persönliche Gespräche führen, Fragen beantworten und insbesondere den Bewohnern und Mitarbeitern zur Seite stehen. Zudem planen wir den Weiterbetrieb zunächst für die nächsten drei Monate und organisieren eine Insolvenzgeldvorfinanzierung für die Monate März, April und Mai 2024.
So stellen wir sicher, dass alle Arbeitnehmer pünktlich und wie zuvor ihr Gehalt bekommen. Natürlich gilt es jetzt auch, Absprachen mit Lieferanten und Dienstleistern zu treffen, um die weitere Belieferung des Pflegedorfs zu planen“, führt der Insolvenzverwalter weiter aus und betont, dass es hier wie bei den meisten Insolvenzverfahren ein Spektrum an Möglichkeiten gebe.
Größtes Problem war der Fachkräftemangel
„Gemeinsam mit dem Geschäftsführer werden wir nach Kräften daran arbeiten, eine tragfähige Lösung für die Zukunft des Pflegedorfs zu finden. Dafür haben wir jetzt drei Monate Zeit. Und wir werden alle Beteiligten auf dem Laufenden halten und kontinuierlich kommunizieren.“ Dieser Aussage schließt sich auch Nikolaus Perlepes, Geschäftsführer der LHPG an und ergänzt. „Wir schauen, dass wir hier wie bisher unsere Arbeit machen.“
Das größte Problem, so Perlepes, sei der Fachkräftemangel gewesen. Obwohl man regelmäßig und intensiv nach Mitarbeitern gesucht habe, so hätte die Anzahl der Bewerbungen nicht einmal der Zahl der zu besetzenden Stellen entsprochen. Um die personellen Engpässe zu kompensieren, habe man auf Zeitarbeiter zurückgegriffen, die, so betont der Geschäftsführer, gute Arbeit geleistet hätten, ebenso wie alle Kollegen. „Das Problem ist aber, dass die Zeitarbeit deutlich mehr kostet.“
Er habe den gesetzlichen Vorgaben entsprechend gleich gehandelt, als absehbar wurde, dass die Pflegedorf GmbH in finanzieller Schieflage sei und eine Insolvenz drohe. Jetzt nehme alles seinen Gang, es fehle die Glaskugel für einen Blick in die Zukunft, aber fest stehe, dass alle Beteiligten ihr Möglichstes versuchten, eine für alle Seiten gute Lösung zu finden.