Musikgemeinde Betzdorf-Kirchen
Per Tango-Express vom Rio de la Plata an die Sieg
Das Ensemble und die Sängerin begeisterten mit ihrem Tango-Konzert in der Kirchener Kirche.
Gaby Wertebach

Es müssen nicht immer Schlager, Pop oder europäische Klassik sein. Und die Bühne darf auch einmal außerhalb einer Konzerthalle stehen. Kein Problem für die Musikgemeinde Betzdorf-Kirchen. 

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Unter der Vielzahl der kammermusikalischen Juwelen war es dem künstlerischen Leiter der Musikgemeinde Betzdorf-Kirchen und Intendanten der Philharmonie Südwestfalen Michael Nassauer gelungen, die Zuhörer in der evangelischen Kirche in Kirchen am Sonntagabend mit einer ganz besonderen musikalischen Veranstaltung zu überraschen. Unter dem Motto „Viva el Tango“ sorgte der Cellist German Prentki gemeinsam mit César Angeleri (Gitarre), Leonel Gasso (Bandoneon) und Sängerin Marisol Redondo für Begeisterung bei den Zuhörern.

Nassauer begrüßte die Anwesenden: „Das ist heute wieder einmal ein besonderes Konzert. German Prentki wird im Verlauf des nächsten Winters in den Ruhestand verabschiedet. Da war es naheliegend, heute noch einmal ein Kammerkonzert mit ihm und seiner Passion, dem Tango zu präsentieren.“

Recht gut besucht war das tolle Konzert in der evangelischen Kirche.
Gaby Wertebach

So erklangen ganz ungewohnte Töne in der Kirche. Dem Trio und der Sängerin mit der außergewöhnlichen, volltönenden Stimme gelang es im Nu, die Zuhörer für sich einzunehmen. Sie reisten musikalisch mit ihnen zum südamerikanischen Kontinent, wo das Flair Argentiniens schnell auf die Zuhörer überschwappte. Die beiden Städte Buenos Aires und Montevideo liegen beide am Ufer des Rio de la Plata, dem Fluss, der zugleich Grenze ist und verbindet – so dürften beide Länder Anteil an der Entstehung des Tangos haben, das heißt, die Wiege dieser unvergleichlichen Tanzmusik stand sowohl in Argentinien als auch Uruguay.

Schon beim ersten Lied zeigte sich, welche Kostbarkeiten das Bandoneon, dieses außergewöhnliche Instrument, zum Tragen bringt. Prentki nahm sich die Zeit und erklärte dem Publikum das Bandoneon humorvoll und sehr anschaulich: „Ein anarchistisches, typisch deutsches Instrument“. Das Bandoneon mit seinen vielen Facetten, mit differenzierter Dynamik und vielseitigen Registerfarben fesselte die Zuhörer vom ersten Takt an. Sehnsüchtige Klänge wechselten ab mit flotten, hinreißenden Rhythmen wie bei der Milonga „La Trampera“.

Mal sehnsuchtsvoll, mal heiter

Während der Tango Argentino ein Ausdruck der Melancholie, der Trauer und des unbändigen Stolzes der Argentinier ist, drückt die Milonga Freude aus, ist Lust am Leben und vor allem an der Musik. Prentki ließ den Ursprung des Tangos in kurzweiliger Erzählform Revue passieren. So erfuhr das Publikum, dass dank Komponisten wie Astor Piazzolla oder Carlos Gardel der Tango heute auf den Bühnen der Welt zu Hause ist.

Marisol Redonda sang unter anderem „Malena“, einen der Klassiker des Tangos. Das Stück „Romanze“ weckte Sehnsüchte, und „Por una Cabeza“, bekannt unter anderem aus dem Film „Schindlers Liste“, sorgte für begeisterten Applaus, wie auch „El dia que me quierras“ und das berühmte „Ave Maria“.

Das Bandoneon wechselte sich rhythmisch mit dem Cello und der Gitarre ab, changierte virtuos von staccato zu legato. Wunderbar dazu der Gesang von Marisol Redondo. Die Zuhörer waren hingerissen und wollen sich von den einschmeichelnden Rhythmen nicht verabschieden. Applaudierend fordern sie eine Zugabe, die ihnen auch gerne gewährt wurde.

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