Das lag vor allem am choral-orchestralen Arrangement, denn nach einer nur dreistündigen Probenphase spielten beide Orchester gemeinsam Werke von Alfred Reed bis Rossano Galante – begleitet von Orgel und Dudelsack (Thomas Wandt). Gleichzeitig brachte der Chor mit weichen, warmen Stimmen eine ebenso feierliche wie bewegende Stimmung in die Königliche Milität-Kirche.
Vor allem die Präsentation des von Sven Hellinghausen (Birken-Honigsessen) unter seinem Künstlernamen Kane McLean komponierten Song „Highland-Prayer“, bei dem die Formationen gemeinsam das Gotteshaus in eine nahezu mystisch spirituelle Atmosphäre tauchten, wirkte ergreifend und anrührend. Die Musikerinnen und Musiker waren angesichts der Klangfülle und des Zuspruchs ebenso gerührt wie die Besucher. Baritonistin Andrea Greif aus Wiltingen brachte ihre Begeisterung mit den Worten auf den Punkt: „Mit den Topmusikern der königlichen Garde zusammenzuspielen, stellt für viele Amateurmusiker ein fast unerreichbares Ziel dar. So etwas gibt es nur bei German Winds. Und das, was wir hier erleben, ist wirklich einzigartig.“
Dabei war die Ankunft des deutschen Orchesters (das sich aus 60 Musikerinnen und Musikern aus ganz Deutschland zusammensetzt, die einen großen Teil der Kosten selbst tragen und unter der Überschrift „The mystical South Tour“ für einen guten Zweck spielten), alles andere als reibungslos verlaufen. Denn am Anreisetag war das Areal um den Buckingham Palace aufgrund eines Wohltätigkeitslaufes weiträumig gesperrt. „Ich habe die Polizeibeamten gefragt, ob sie uns helfen können und als ich den Zweck unseres Besuches schilderte, haben sie uns mit einer Eskorte bis zu den Wellington-Baracks, dem Domizil der Scots Guards geleitet“, sagt Hellinghausen.
Konzert zugunsten der Seenotrettung
Das war sozusagen der eskortierte Startschuss zu einer fulminanten Reise, denn nach dem Konzert in London machten sich die Musiker bereits am nächsten Tag Richtung Süden auf. In der walisischen Hafenstadt Porthcawl spielten die German Winds zugunsten von Seenotrettern auf.
Diese musikalische Ehrerbietung – gemeinsam vorgetragen mit einem der bekanntesten walisischen Männerchöre, dem 70-köpfigen Male Voice Choir – wurde erneut zu einem sehr bewegenden Konzert. Nicht zuletzt, weil Hellinghausen für Orchester und Chor Arrangements bekannter walisischer Stücke wie etwa für die Schutzengelhymne „Anfonaf Angel“ geschrieben hatte. Einen zusätzlichen Höhepunkt gab es, als die Instrumentalisten als großer gemischter Chor die Komposition „Welshness“ von Kane McLean nach einem walisischen Gedicht uraufführten – eine Hommage an die Gastgeber, die ihre Wirkung ebenfalls nicht verfehlte.
Die grenzenlose Kraft der Musik
Weltlicher, aber nicht weniger begeisternd, wurde der Abschluss der Reise in Portsmouth: Mit Songs von Bruno Mars bis Tina Turner standen moderne Stücke auf dem Programm des dritten Konzertes, das im poppig-rockigen Stil gemeinsam mit dem 50-köpfigen Frauenchor Cantando so manchen Besucher zum Mitsingen und Tanzen brachte. Ein Hafenkai bot die faszinierende Bühne. Und Abbas Kulthit „Thank you for the Music“ brachte die Tour durch den Süden des Vereinigten Königreichs sozusagen auf den Punkt.
„Dass wir hier als zweite deutsche Kapelle spielen durften“, sagt Hellinghausen etwa zu dem Auftritt in der Royal Chapel, „ist für uns eine große Ehre. Und die Begeisterung von uns allen und den Besuchern beweist, dass Musik als Universalsprache Brücken baut und Länder und Menschen verbindet.“
Musiker aus ganz Deutschland
Das Orchester German Winds setzt sich aus Musikerinnen und Musikern aus dem gesamten deutschen Raum zusammen, wobei auch bekannte musikalische Größen wie der Komponist und Tenorhornist Norbert Gälle (Böhmischer Traum) und der Dudelsackspieler Thomas Wandt mit von der Partie sind. Vor einigen Jahren durch einen Aufruf des Komponisten und Dirigenten Sven Hellinghausen gegründet, hat sich German Winds vor allem zur Aufgabe gemacht, mit der „Universalsprache Musik“ auch Völker verbindend zu wirken. Vergangene Reisen führten unter anderem nach Rom und an die Cote d´Azur.
Darüber hinaus gestaltete das Orchester gemeinsam mit einem Schweizer und einem englischen Orchester ein Europäisches Blasorchesterfestival im voll besetzten Wissener Kulturwerk.