Stadtrat ist von Geothermie-Konzept überzeugt
Ökologisches Vorzeigeprojekt: Kalte Nahwärme für geplantes Neubaugebiet in Wissen
Das geplante Baugebiet „Auf der Sieghöhe“ sieht die Stadt Wissen als ihr derzeit letztes Erweiterungspotenzial auf eigenen Flächen an. Für die Bauplätze, die dort entstehen sollen, beschloss der Stadtrat jetzt das Prinzip der sogenannten „Kalten Nahwärme“ (Fotovoltaik, Wärmepumpen, Erdwärme). Foto: Hering
Elmar Hering

Die Stadt Wissen wird in ihrem geplanten Neubaugebiet „Auf der Sieghöhe“ ein Nahwärmekonzept nach dem Prinzip der sogenannten „Kalten Nahwärme“ umsetzen. Damit kommt der Siegstadt einerseits eine Vorreiterrolle im Kreis zu, andererseits weiß sie mit der Stadtwerke GmbH einen guten Partner an ihrer Seite, der somit ein ganz neues Betätigungs- und Geschäftsfeld erhält.

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Einstimmig hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung dieser Variante den Vorzug gegenüber dem sogenannten LowEx-System (Halbwarme Nahwärme) gegeben. Als Nächstes sollen zwei Probebohrungen (von den Stadtwerken finanziert) zeigen, wie viele Erdsonden wo genau benötigt werden, um die Geothermie zentral optimal nutzen zu können.

Überzeugende Argumente

Im Vorfeld hatte der Aufsichtsrat der Stadtwerke einen Fachmann der Transferstelle Bingen (TSF) zu Rate gezogen. Er plädierte für die „Kalte Nahwärme“ und stützte sich dabei vor allem auf drei Argumente: Fotovoltaikanlagen zur Eigenstromversorgung der Wärmepumpen, Kühlungsmöglichkeit im Sommer und außerdem die letztlich bessere CO2-Bilanz.

Die Stadtwerke werden nun entsprechende Förderanträge stellen. In Sachen Erdbohrungen meldete Michael Rödder (CDU-Fraktion) Bedenken wegen monatelanger Wartezeiten auf geeignete Fachfirmen an. Allerdings entgegnete Stadtwerke-Geschäftsführer Dirk Baier, dass es einerseits ohnehin sechs bis acht Monate dauern werde, bis die Zuschüsse bewilligt seien, und dass andererseits die zunächst notwendigen Probebohrungen aufgrund ihrer Dimensionierung nicht mit üblichen Geothermiebohrungen für ein Eigenheim zu vergleichen seien. Zum Charakter des „grünen“ Neubaugebietes gehört auch die vorgeschriebene Dachbegrünung bei Flachdächern.

Baier gab unumwunden zu, dass es sich schlicht nicht mehr rechne, Neubaugebiete mit Erdgas zu versorgen. Zuletzt seien im Wisserland Anschlussgrade von gerade mal zehn Prozent erreicht worden. Die Kosten für die beiden Referenzbohrung bezifferte der Geschäftsführer auf rund 60.000 Euro, wobei es ganz aktuell neue Fördermöglichkeiten gebe.

Zeitlich rechnet Bürgermeister Berno Neuhoff damit, dass der Satzungsbeschluss zu dem Neubaugebiet „wohl im ersten Quartal 2023“ gefasst werden könne. Eine Erschließung sei dann vielleicht 2024 möglich, gebaut werden könne eventuell ab 2025.

Insgesamt sind „Auf der Sieghöhe“ 71 Bauplätze vorgesehen. Dafür lagen zuletzt 81 Interessensbekundungen potenzieller Bauwilliger vor. 45 von ihnen bekräftigten auf Nachfrage der Stadt ihr nach wie vor ungebrochenes Interesse (trotz steigender Preise und Zinsen). Städtischerseits ist auch eine Fläche für den Bau einer Kita vorgesehen. Laut Bürgermeister Neuhoff sind die Vorbereitungen, etwa in Hinsicht auf Artenschutz und ökologischen Ausgleich (die RZ berichtete) oder auf Absprachen mit Landwirtschaft und Anliegern (Motocross-Verein MSF Wissen), vielversprechend vorangekommen.

Kein Gegenwind

Durchweg positiv war das Echo aus den Reihen des Stadtrates. Wie Katrin Salveter (CDU-Fraktion) betonte, handelt es sich um das letzte mögliche Baugebiet der Stadt, und sie fügte hinzu: „Wir brauchen den Zuzug.“ Markus Holschbach (fraktionslos) schlug vor, bei Ex-Wissenern für diese Rückkehrchance zu werben. Die von Holschbach angedeuteten Bedenken in Sachen Grundstücksspekulation konnte der Bürgermeister zerstreuen, da die Stadt hier das Heft des Handelns in der Hand habe. Karin Kohl (B'90/Grüne) lobte sowohl das vorausschauende, umweltbewusste Denken im Hinblick auf dieses Baugebiet als auch die Bereitschaft der Stadtwerke, dieses Nahwärme-Konzept zu bedienen.

Durchaus schneller als „Auf der Sieghöhe“ dürfte sich ein privat angestoßenes Bebauungsplanverfahren für das Baugebiet „Böhmerstraße“ realisieren lassen. Ingesamt 14 Bauplätze sind dort möglich (die RZ berichtete). Der Rat stimmte dem Entwurf und der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit geschlossen zu. Bürgermeister Neuhoff äußerte sich erfreut über diese Initiative und sprach von einer entlastenden Wirkung in der Entwicklung der Stadt.

In seinen Mitteilungen würdigte der Bürgermeister außerdem das Wirken des Treffpunkt Wissen in Sachen Weihnachtsbeleuchtung. 24 neue LED-Leuchten für die Rathausstraße sind bestellt, für 21 davon haben Paten die Finanzierung zugesagt. Bei Stückkosten von 850 Euro ergibt dies eine Summe von 17.850 Euro. Neuhoff dankte für dieses Sponsoring und dem Treffpunkt dafür, dass er die Kosten von 1680 Euro für die jeweiligen Werbe-/Namensschilder trägt. (Weiterer Bericht folgt)

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