Mitstreiter gesucht: Neuer Verein setzt sich für ökologische, klimagerechte und soziale Landwirtschaft ein
Ökologisch, klimagerecht und sozial : Neuer Verein in Burglahr setzt sich für nachhaltige Landwirtschaft ein
Claudia Kirschbaum (links) und Susanne Berling auf dem Feld in Burglahr. Währen Asia- und Feldsalat schon geerntet werden können, sind andere Gemüsepflanzen noch unter Folie vor Kälte geschützt.
Beate Christ

Kräftig strecken die Asia- und Feldsalatpflanzen ihre Blätter aus der Erde. Und auf dem rund 3500 Quadratmeter großen Feld in Burglahr soll bald noch mehr Gemüse gedeihen. Während die ersten Salatportionen schon geerntet werden konnten, warten verschiedene Kohlsorten, Lauch, Zwiebeln oder Mangold noch darauf, dass es wärmer wird. „Noch ist es den jungen Pflanzen ein wenig zu kalt“, sagt Susanne Berling, die hier gemeinsam mit elf weiteren Menschen den Samen für eine ökologische, klimagerechte und soziale Landwirtschaft zur gemeinschaftlichen Selbstversorgung gesät hat.

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Claudia Kirschbaum (links) und Susanne Berling auf dem Feld in Burglahr. Währen Asia- und Feldsalat schon geerntet werden können, sind andere Gemüsepflanzen noch unter Folie vor Kälte geschützt.
Beate Christ

Es hat sich der Verein „Mitmachgarten unter der Burg“ gegründet. Ausschlaggebend dafür war, dass Susanne Berling, die gemeinsam mit Karsten Güttler einen vielfältigen Gemüseanbau (Ross & Rettich) in Döttesfeld betreibt, auf der Suche nach weiteren Flächen war. Ihr kleines Unternehmen sollte auf breitete Füße gestellt werden.

Und es brauchte helfende Hände und Menschen, die die Idee von einer biologischen und regionalen Lebensmittelversorgung mittragen. Mitstreiter für den Garten fand sie unter ihren Kunden, zusätzlich gab es eine Kooperation mit dem Burglahrer Heinrichshof, der letztendlich auch die Anbaufläche in der Wiedtalgemeinde zur Verfügung gestellt hat.

„Uns geht es um Gesundheit, Ernährung und den Schutz der Umwelt“, sagt Claudia Kirschbaum aus Krunkel, die zu den Gründungsmitgliedern des Vereins gehört. „Der Blick auf unsere Nahrungsmittelindustrie zeigt doch, dass die Monokulturen und die Massentierhaltung nicht nur schlecht für uns selbst sind, sondern eben auch für die Umwelt“, so Kirschbaum. Und: „Gerade Corona hat uns gezeigt, dass wir uns nicht alleine auf andere Produktionsländer, wie etwa Spanien, verlassen können“.

Doch um etwas zu ändern, da sind sich die Mitglieder des Vereins sicher, muss man eben selbst aktiv werden. Und was mit dem Satz „Lass uns gemeinsam etwas aufbauen“ begann, zeigt sich in ersten zarten Pflänzchen, die nun wachsen. Und allen Unkenrufen zum Trotz wächst sogar recht viel im Westerwälder Boden.

Bevor in Burglahr die ersten Setzlinge in die Erde kamen, mussten die Vereinsmitglieder zwar so manchen Stein aus der Erde herausholen, doch die Arbeit hat sich gelohnt. Zartes Grün sprießt aus den Dämmen, die teilweise noch mit Folie vor der Kälte geschützt werden.

Wachsen und gedeihen soll auch der Verein, der absolut nachhaltig Gemüse mit hoher Güteklasse anbauen will. Ganz gleich, ob Gurken, Zucchini, Kürbisse oder Zuckermais – es soll eine Vielfaltsgärtnerei entstehen, die sich als Leuchtturmprojekt in der Region und noch darüber hinaus etablieren könnte.

Susanne Berling beim Pflügen des Feldes mit einem ihrer Kaltblutpferde.
privat

Dass sich ihre Art der Landwirtschaft überall umsetzen lässt, davon ist Susanne Berling überzeugt. Was es braucht, sind Menschen, die den nachhaltigen Gemüseanbau unterstützen. Mit Manpower oder auch mit finanziellen Mitteln. Denn der „Mitmachgarten unter der Burg“ ist noch ein zartes Pflänzchen, das künftig noch viel größer werden und zahlreiche Ableger bekommen möchte. „Vielleicht gibt es ja auch eine Stiftung, die uns unterstützen möchte“, mutmaßt Claudia Kirschbaum.

Und dann werden vor allen Dingen noch Mitmachgärtner gesucht, die bereit sind, ein paar Stunden pro Woche in Burglahr und Döttesfeld mit anzupacken. Ganz konkret würden sich Kirschbaum und Berling über Männer freuen, die beim Ackern helfen.

Bislang besteht der Verein aus 11 Frauen, einem Mann und den Kaltblutpferden von Susanne Berling und Karsten Güttler. Die Kraft der robusten Vierbeiner wird bei der Bodenbearbeitung genutzt. Auch hier steht die Nachhaltigkeit im Vordergrund. Denn anders als schwere Landmaschinen verdichten die Tiere den Boden nicht.

Die Mitglieder des Vereins erhalten übrigens als Gegenleistung für ihren Arbeitseinsatz das Gemüse zum Herstellungspreis. Das, was sie selbst nicht essen können, wird verkauft.

„Wenn ich von der Arbeit auf dem Gemüsefeld nach Hause komme, bin ich zwar erschöpft aber ich fühle mich richtig gut“, verrät Claudia Kirschbaum. So hatten sie und all die anderen Burggärtner denn auch ihre helle Freude daran, zu beobachten, wie die Sämereien von Kürbis, Mais und Co. aufgegangen und gewachsen sind. Dass dies unabhängig vom Wetter stattfinden konnte, ist unter anderem auch einer Gärtnerei in Oberlahr zu verdanken, die dem Verein ein kleines Gewächshaus zur Verfügung gestellt hat.

Mehr Infos zum Verein, dem Gemüseverkauf und der Möglichkeit, mitzuarbeiten gibt es bei Susanne Berling, Telefon 0171/348 41 16.

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