Amtsinhaber Berno Neuhoff bewirbt sich umdas Amt des Wissens Stadtbürgermeisters
Nicht nur im Rathaus wird kräftig angepackt: Berno Neuhoff will Stadtbürgermeister von Wissen bleiben
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Für Berno Neuhoff, Bürgermeister der Stadt und Verbandsgemeinde Wissen, ist es ein willkommener Ausgleich, wenn er sich allabendlich um die Hochlandrinder kümmern kann, vom Füttern bis zum Ausmisten. Foto: Elmar Hering
Elmar Hering

Seit sieben Jahren ist Berno Neuhoff Stadtbürgermeister von Wissen. Bei der Kommunalwahl im Juni wird er erneut antreten – wieder ohne Gegenkandidaten. Im Interview mit unserer Zeitung spricht er über Erfahrungen und Herausforderungen, und gibt Einblick in sein Hobby, welches absolut gar nicht nach Amtsstube riecht.

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Neuhoff, der zugleich seit 2020 urgewählter Bürgermeister der Verbandsgemeinde Wissen ist, hält die hiesige Personalunion für ideal: „Für Wissen ist das genau das Richtige.“ Das Mittelzentrum mit seinen fast 9000 Einwohnern zeichne sich einerseits durch starke Gewerbebetriebe und Arbeitgeber aus, andererseits sei Wissen auch ein wichtiger Schulstandort und eine Verkehrsdrehscheibe. Ein wesentlicher Vorteil der Personalunion liege in den kurzen Wegen. „Und zudem spart die Stadt auch Geld“, fügt der Stadt- und Rathauschef hinzu.

Aber keineswegs möchte der 55-Jährige nur übers liebe Geld sprechen. Im Rückblick auf die bisherigen Jahre zählt er jene Erfolge auf, die gemeinsam mit den Gremien erreicht werden konnten. „Wir haben viel angestoßen und umgesetzt“, sagt Neuhoff nicht ohne Stolz, „von der Neugestaltung der Steinbuschanlage und dem Ausbau der Rathausstraße über die Umgestaltung des Stadtwaldes Köttingsbach bis zum künftigen Baugebiet 'Auf der Sieghöhe'“. Aber auch die heftigen Diskussionen um die Einführung der wiederkehrenden Beiträge sind ihm gut in Erinnerung geblieben: „Das waren schwierige Zeiten.“

Das Erreichte ist allerdings kein Freibrief, um die Hände in den Schoß zu legen. Im Gegenteil: Neuhoff weiß um die Herausforderungen und Hürden, die angesichts knapper Kassen nicht kleiner werden. Auf Jahre hinaus werde die Sanierung der städtischen Straßen (rund 200) die größte Herausforderung darstellen – dazu gehören aktuelle Projekte wie in der Holschbacher Straße, aber auch weitere notwendige Schritte wie in der Hermann-, Eichendorff- und Weststraße. Auch für die Erneuerung der völlig maroden L 289 bis Kirchseifen (innerorts vor allem die Nassauer Straße) setzt er sich ein – bislang allerdings erfolglos. Der Investitionsstau sei in Wissen nicht zu übersehen, so die realistische Wahrnehmung des Stadtbürgermeisters. „Der Erhalt der Infrastruktur wird der Schwerpunkt der kommenden Jahre sein“, unterstreicht er, „hier gilt es, mit Augenmaß und je nach Verfügbarkeit möglicher Zuschüsse zu handeln.“

Der Blick nach vorne fällt dennoch nicht mutlos aus. Denn seine Motivation schöpft der 55-Jährige gerade daraus: „In der Kommune kann man konkrete Projekte voranbringen, und es gibt Leute, die mitziehen, auch in knappen Zeiten.“ Zudem sieht sich Neuhoff, der 18 Jahre lang den Arbeitskreis Kultur der Wissener Zukunftsschmiede leitete, als jemanden, „der Menschen zusammenbringen kann“. Das gelte für kleine Ansätze wie seine Stadteilgespräche „Menanner schwätzen“, aber ebenso reizvoll sei die lokale Umsetzung der großen Themen, zum Beispiel der Energiewende. Gerade Letzteres führt zu einem Berg an Fragen: Wie können die Stadtwerke zukunftsfit gemacht werden? Wie sieht der optimale Einsatz von Windenergie und Solarstrom aus?

Bei all diesen Investitionen komme es drauf an, so Neuhoff, die Abgabenlast für die Bürger nicht endlos ansteigen zu lassen. Zugleich bedeute die realistische Kommunikation mit den Bürgern aber auch: „Man muss ehrlich sein. Die Zeiten des Wachstums sind vorüber.“ Der Stadtbürgermeister wünscht sich Bürger, die mehr Sinn für Eigenverantwortung zeigen und weniger schnell und fordernd nach dem Staat rufen. Die Erfahrung sei jedoch zuweilen eine andere, denn nicht selten werde er persönlich verantwortlich gemacht, wenn in der Stadt mal etwas nicht funktioniere. Mit anderen Worten: „Der kommunikative Aufwand ist viel größer geworden.“

Das klingt nach stressigem Arbeitsalltag. Glücklich, wer dann nach Feierabend seinen inneren Ausgleich findet, etwa durch ein schönes Hobby. Für Berno Neuhoff ist dieser Ausgleich zentnerschwer, wuselig, hat zotteliges Fell und Hörner. Nahezu jeden Abend schlüpft der 55-jährige Familienvater in die Gummistiefel, denn gemeinsam mit drei befreundeten Hobbylandwirten kümmert er sich seit 2015 um eine kleine Herde schottischer Hochlandrinder, eingetragen als „Highland Cattle Westerwald“. Momentan stehen fünf Tiere auf der Weide, und der Rathauschef kennt sie alle mit Namen.

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