Besonderes Musikerlebnis
Neunkirchen: Frauenchor setzt Zeichen für Zivilcourage
Chorleiterin Kristin Knautz und die Frauen von Encantada sorgen mit ihrem Auftritt in der katholischen Kirchen Neunkirchen für Begeisterung.
Gaby Wertebach

Der Frauenchor Encantada hat sich längst zu einer musikalischen Größe in der Region etabliert. In der katholischen Kirche Neunkirchen bewiesen die Sängerinnen, von denen viele aus dem AK-Land stammen, wieder ihr Können. 

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Die 30 ausdrucksstarken Sängerinnen des mehrfach ausgezeichneten Frauenensembles Encantada unter der musikalischen Leitung von Kristin Knautz, dazu eine Moderatorin, die Carmen Nebel ohne Weiteres Konkurrenz machen kann, das einzige männliche Wesen auf der Bühne, der acht Monate alte Leo – und fertig war die Mischung für ein tolles 55-Minuten-Konzert unter dem Motto „Huch, hab’s wieder getan“ am Freitagabend in der katholischen Kirche in Neunkirchen.

Encantada belegte Ende 2019 den zweiten Platz beim WDR-Wettbewerb „Der beste Chor im Westen“, war 2023 beim Deutschen Chorwettbewerb in der Kategorie Jazz/Pop vertreten und hat auch in der Vergangenheit schon ungewöhnliche Konzertformate ausprobiert. Der Chor hatte sich vorgenommen, das Klischee, das Frauen viel reden, musikalisch auf die Spitze zu treiben und die Besucher in der voll besetzten Kirche kamen in den Genuss eines besonderen Auftritts, der Generalprobe für das Konzert beim Deutschen Chorfestival in Nürnberg am Himmelfahrtswochenende, für das sie sich bei einem Probenwochenende in der Landesmusikakademie Rheinland-Pfalz vorbereitet hatten. Dazu hatte Chorleiterin Kristin Knautz gemeinsam mit der ausgebildeten Musical-Darstellerin Conny Sander an Ideen zum Thema Choreografie und Bühnenpräsenz gefeilt und stellte das Ergebnis dem heimischen „Test-Publikum“ vor. „Das machen wir immer so, Auftreten vor einem besonders wohlwollenden Publikum, damit wir gestärkt in den Wettbewerb gehen“, so die Moderatorin.

Der acht Monate alte Leo war mit Mama Teresa immer bei den Proben und Freitag auch beim Konzert mit dabei.
Gaby Wertebach

Temperamentvoll ging es zum Aufwärmen sogleich los. Zum Song „What Happens When A Woman Takes Power“ stampften die Sängerinnen mit den Füßen, machten rhythmischen Armbewegungen und schnippten mit den Fingern. Das gefiel nicht nur dem kleinen Leo, sondern auch den Zuhörern, darunter die stellvertretende Bürgermeisterin Jutta Capito. „Schlechte Nachricht für meine Mutter: Es gibt nur drei deutsche Lieder“, darunter der Song des Mottos „Huch, habs wieder getan“, so die Moderatorin anschließend, bevor sie den englischen Titel „Put Your Records On“ ankündigte, eine musikalische Umarmung, ein Lächeln für die Seele, der genauso wie das neu einstudierte Lied „Sweet But Circle“ mit jubelndem Applaus belohnt wurde.

Mit dem nachfolgenden, 2023 für die Fantasy-Komödie „Barbie“ geschriebenen und von Billie Eilish gesungene Song, der von Selbstzweifeln und dem Suchen nach dem eigenen Platz in der Welt handelt, glänzte Encantada ebenso wie mit „Not Ready To Make Nice“, worin die Band Chicks ein eher unerfreuliches Ereignis verarbeitete. In diesem mit drei Grammy Awards ausgezeichneten Song, wird unter anderem die Redefreiheit thematisiert. „Dieses Lied ist Mut, Wut und Haltung in Musik gegossen“, so die Moderatorin, bevor der Chor gemeinsam mit der Solistin Verena Kinkel für einen weiteren Höhepunkt sorgte.

Solistin Verena Kinkel nimmt die Zuhörer in ihren Bann.
Gaby Wertebach

„Unsere Chorleiterin Kristin Knautz hat Encantada zu einem Wettbewerb in der Kategorie Show-Musical für das Chorfestival in Nürnberg angemeldet. Dafür müssen wir Choreografien einstudieren, die sich unsere leicht zum Sadismus neigende Chorleiterin zusammen mit unserer Sängerin Marie Schindler ausgedacht hat. Das folgende Bild- und Tonmaterial kann allerdings manchen Zuschauer verstören“, warnte die humorvolle Alexandra Otterbach die Zuhörer.

Die wurden mit lustigen, außergewöhnlichen, gesungenen und gespielten „Werbeblocks“, die ihnen und den Protagonistinnen größten Spaß bereiteten, überrascht, bevor der besondere Abend mit dem Titel „Lautsein“ endete. Darin geht es um Zivilcourage und darum, dass Wegschauen keine Option ist.

Eine strahlende Chorleiterin Kristin Knautz inmitten ihrer Chormitglieder nach dem Konzert.
Gaby Wertebach

Bevor die Zuhörer für ihren begeisterten Applaus mit der Zugabe „Chandelier“ belohnt wurden, bedankte sich Alexandra Otterbach bei allen, die geholfen hatten, den Abend so schön zu gestalten und augenzwinkernd besonders bei Kristin Knautz: „Sie hat keine Mühe gescheut, den Chor zu malträtieren.“ Der kleine Leo sorgte als Co-Moderator für große Heiterkeit mit dem passenden Schlusswort „La La La“.

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