Kreis Altenkirchen
Neue Wasserleitung liegt auf Eis
Der kluge Mann baut vor: In der Nähe von Kuchhausen (wenige Meter von der Grenze zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen entfernt) lagert auf NRW-Gebiet seit geraumer Zeit schon ein Teil der Rohre, aus denen die neue Leitung montiert werden soll.
Heinz-Günter Augst

Kreis Altenkirchen - Der Zweckverband Wasserversorgung Kreis Altenkirchen (WKA) kann mittelfristig weiterhin auf nur eine Quelle bei der Versorgung mit Trinkwasser setzen. Das zusätzliche Anzapfen der Wahnbachtalsperre (nördlich von Hennef) verzögert sich auf unbestimmte Zeit.

Lesezeit 3 Minuten

Kreis Altenkirchen – Der Zweckverband Wasserversorgung Kreis Altenkirchen (WKA) kann mittelfristig weiterhin auf nur eine Quelle bei der Versorgung mit Trinkwasser setzen. Das zusätzliche Anzapfen der Wahnbachtalsperre (nördlich von Hennef) verzögert sich auf unbestimmte Zeit.

Beim Vertragsabschluss mit den Stadtwerken Bonn als Betriebsführerin des Wahnbachtalsperrenverbandes (WTV) am 11. September 2006 im Altenkirchener Kreishaus war als Termin der Lieferaufnahme das Jahr 2010 genannt worden. Derzeit bedient der Aggerverband weite Teile des AK-Landes mit dem kostbarsten Rohstoff der Welt, der aus der Wiehltal- und Genkeltalsperre fließt. Anteilseigner am WTV sind neben den Stadtwerken Bonn der Rhein-Sieg-Kreis und die Stadt Siegburg.
 Dass mit dem Bau der neuen Versorgungsleitung nicht bald begonnen wird, verdeutlicht Frank Preißmann, der Geschäftsführer der Stadtwerke Bonn: „Für die Auswahl der Trasse läuft derzeit ein umfassendes Sondierungsverfahren. Mit dem Abschluss ist nicht vor Sommer 2011 zu rechnen.“ Derzeit gebe es kein Baurecht. Nach der Vertragsunterzeichnung mit den Kreisen Altenkirchen und Neuwied sei der damalige Projektleiter davon ausgegangen, die Auswahl und die Genehmigung der Trasse in einem vereinfachten Verfahren erreichen zu können, nennt Preißmann den Grund für den massiven Verzug: „Auf dieser Basis wurde auch bereits Material beschafft. Der Beginn des Projektes verzögert sich aufgrund des jetzt sehr umfangreichen Genehmigungsverfahrens.“
 Die Stadtwerke wollten zunächst das Ergebnis der Trassenauswahl und die damit verbundenen Vorgaben für den Bau abwarten. Auf der dann vorhandenen Grundlage, so Preißmann, sei das Projekt neu zu kalkulieren und unter anderem mit den Fördergebern und den Kreisen Altenkirchen und Neuwied abzustimmen. Da diese wirtschaftlichen Fragen erst beantwortet werden könnten, wenn Trassenverlauf und Auflagen der Genehmigungsbehörden vorlägen, „werden wir auch erst dann endgültig entscheiden können, ob das Projekt realisiert werden kann“.
Nicht glücklich mit dem aktuellen Stand beim Aufbau des zweiten Standbeins für eine sichere Trinkwasserversorgung ist Wissens Bürgermeister Michael Wagener als Vorsteher des WKA. „Wir haben in der vorigen Woche in einem Spitzengespräch mit unseren Vertragspartnern noch einmal deutlich gemacht, dass das Projekt endlich angegangen werden muss“, sagt Wagener und verweist darauf, dass für die rheinland-pfälzische „Delegation“ auch der Neuwieder Landrat Rainer Kaul fürs Wasserwerk seines Kreises, Werner Theis als Verantwortlicher für den Bereich der Wasserwirtschaft im Mainzer Umweltministerium und Prof. Dr. Georg Wieber als Leiter der SGD-Nord-Regionalstelle für Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Bodenschutz in Montabaur mit am Tisch saßen. Allein das mache deutlich, wie stark die Landesregierung an der Verwirklichung dieses überregionalen Projektes interessiert sei. Sie hat eine Förderung zwischen 50 und 80 Prozent zugesagt.
Kosten in Höhe von rund 14 Millionen Euro sind für den Bau der neuen, 30 Kilometer langen Pipeline zwischen Wahnbachtalsperre und Hochbehälter Kuchhausen (Gemeinde Windeck; fast an der Landesstraße zwischen Weyerbusch und Leuscheid gelegen) veranschlagt. Auf den WKA sollen 38,3 Prozent, auf den Kreis Neuwied 20,1 Prozent und auf den WTV 15,0 Prozent (als Obergrenze sind 1,5 Millionen Euro festgezurrt) entfallen. Der Restbetrag soll aus Wassergeldeinnahmen finanziert werden. Die gut zwei Kilometer lange Verbindung zwischen den Vorratsbecken in Kuchhausen und Beul, von wo aus das Wasser in die Verbandsgemeinden Altenkirchen und Flammersfeld geleitet werden soll, will der WKA in eigener Regie auf die Beine stellen.
WKA-Geschäftsführer Dirk Baier geht trotz der Bedenken auf Bonner Seite davon aus, dass der Vertrag erfüllt wird: „Wir jedenfalls stehen zu diesem Projekt.“ Es sei die technisch beste Lösung, ein zweiter Anschluss immer besser. Über Alternativen, diesen auch ohne die Stadtwerke der Bundesstadt zu realisieren, denkt er zwar nach, will sie aber vorerst nicht öffentlich machen. Sollte irgendwann einmal wirklich Wasser aus der Wahnbachtalsperre ins AK-Land fließen, kann endlich die schon 2006 avisierte Sanierung der Leitung des Aggerverbandes über die Bühne gehen. Sie ist seit weit über 30 Jahren im Betrieb. Für den Zeitraum der gründlichen Überholung würde der WTV den kompletten Kreis versorgen. An die Folgen zum Beispiels eines Rohrbruchs ohne Back-up-Möglichkeit mag Baier nicht gerne denken. „In unseren Hochbehältern haben wir einen Vorrat für rund zwei Tage. Dauert eine Reparatur länger, haben wir ein Problem“, erklärt er.

Top-News aus der Region