Wer aus Mudersbach auf der B 62 Richtung Ortsteil Niederschelderhütte fährt oder umgekehrt, achtet peinlich genau darauf, die innerörtliche Geschwindigkeitsbegrenzung einzuhalten. Auf beiden Seiten des Ortseingangs- beziehungsweise ausgangs wartet nämlich ein stationärer Blitzer. Wird überhaupt in beide Verkehrsrichtungen geblitzt? Für manche überraschende Einsichten hielten hier die beiden jüngsten Sitzungen des Haushaltsausschusses der Verbandsgemeinde Kirchen bereit. Es gibt nämlich lediglich eine stationäre Geschwindigkeitsmessanlage. Sie wird abwechselnd in eine der beiden Kästen gebaut.
Eine neue – moderne Anlage – würde diesen Aufwand auf null reduzieren. Im Rahmen der Beratungen des Haushalts für das kommende Jahr stand das Thema nun wieder auf der Tagesordnung als gesonderter Punkt. Eine Empfehlung für den Rat, der das letzte Wort hat, tätigte der Ausschuss nicht, es ging darum, die Mitglieder zu informieren.
FDP lehnt neuen Blitzer ab
Das schloss allerdings eine Diskussion nicht aus. Während sich der Erste VG-Beigeordnete Uli Mezrhäuser, bekanntlich selbst Mudersbacher, deutlich für den Verwaltungsvorschlag einsetzte, kündigte Christoph Lautwein für die FDP ihre Ablehnung an. Dies werde allerdings nicht dazu führen, dass seine Fraktion den Haushalt im Gesamten ablehne.
Immerhin 200.000 Euro Steuergelder stehen im Raum für die Modernisierung der Anlage. Der neue Blitzer würde dann auch von einem Standort aus in beide Richtungen „Fotos machen“ wäre digital direkt mit der Verwaltung in Kirchen verbunden.
Gebührenerhöhungen sorgten für noch mehr Einnahmen
Schon die bestehende Anlage sorgt für nicht unerhebliche Einnahmen für die VG. Zwischen 2017 und 2021 schwankte der jährliche Überschuss ohne Personalkosten zwischen 61.000 Euro und 68.000 Euro. 2022 spülte der Blitzer gar kapp 80.000 Euro in die VG-Kasse, wahrscheinlich aufgrund von Gebührenerhöhungen, wie Bürgermeister Andreas Hundhausen mutmaßte. Würden sich mit dem beidseitigen Blitzen auch die Einnahmen verdoppeln? Lautwein macht hier eine Milchmädchenrechnung aus: „Es sind 200.000 Euro Steuergelder, die wir hier einsetzen wollen, nur um in Anführungszeichen das gelegentliche Umbauen von rechts und links zu vermeiden und damit mehr Einnahmen zu generieren.“
Beigeordneter Merzhäuser stellte heraus, dass es sich um den Bereich um der Messanlage um einen ausgeprägten Gefahrenpunkt handele, den eine neue Anlage noch weiter das Risiko für Anwohner und Fußgänger reduzieren könne. Doch auch unabhängig von möglichen Mehreinnahmen, wies die Verwaltung auf zwei weitere Vorteile hin. Erstens könnte das neue Kamerasystem parallel in der mobilen Überwachung eingesetzt werden.
Zweitens werden jährlich wiederkehrende Wartungen und Instandsetzungen vermieden. Denn momentan sind Sensoren im Asphalt eingelassen, worüber die Radartechnik ausgelöst wird. Diese und damit verbundene Arbeiten, weil der Asphalt reißt oder die Sensoren kaputt gehen, wären bei einer neuen Geschwindigkeitsmesstafel überflüssig.