Im Vorfeld der jüngsten Sitzung des Naurother Gemeinderats hatte Ortsbürgermeisterin Gabi Heidrich jetzt einige Fragen der Ratsmitglieder hinsichtlich des Breitbandausbaus gesammelt und diese an den Bauamtsleiter bei der Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain, Martin Schäfer, zur Beantwortung weitergeleitet.
Die Frage nach der Brauchbarkeit bestehender Anschlüsse war schnell geklärt: Der sogenannte FTTH-Ausbau soll in zwei Stufen erfolgen. In der ersten Stufe gelten alle Anschlüsse als unterversorgt (und damit als förderfähig), die aktuell zuverlässig weniger als 100 Mbit/s im Download bereitstellen können und nicht an einem TV-Kabelnetz liegen. Ab Anfang 2023 gelten dann außerdem jene Anschlüsse als unterversorgt (und damit als förderfähig), die nicht gigabitfähig sind. Faktisch seien solche Geschwindigkeiten nur mit Glasfasertechnologie zu erzielen, heißt es.
Ein Ratsmitglied merkte an, dass im Altbestand des Ortskerns die allermeisten Elektro-Hausanschlüsse über die Dachstämme ausgeführt seien und wollte wissen, ob man diese nicht für den FTTH-Ausbau mitbenutzen könne. Dies sei nicht möglich, heißt es, da der Stromnetzbetreiber zur Erdverkabelung verpflichtet sei.
Es stellte sich auch die Frage der Kostenaufteilung: Die Kosten für den bundesweiten Ausbau einer gigabitfähigen Infrastruktur werden mit 80 bis 120 Milliarden Euro beziffert. Für das gesamte Gebiet des Kreises Altenkirchen liegt eine erste überschlägige Kalkulation vor, wonach hier mit Kosten von fast 214 Millionen Euro zu rechnen ist. Unter Berücksichtigung der 90-prozentigen Bundes- und Landesförderung verbliebe ein Eigenanteil von rund 21 Millionen Euro, der von den Kommunen geschultert werden müsste. Die tatsächlichen Kosten hängen indes wesentlich davon ab, wie viele Gebäude am Ende angeschlossen werden können und wie hoch die Wirtschaftlichkeitslücke des auszuwählenden Betreibers dafür ist. Eine Ortsgemeinde mit 300 unterversorgten Anschlüssen beispielsweise hätte einen Eigenanteil von 159.000 Euro zu tragen.
Die Frage nach einem Zeitplan kann noch nicht beantwortet werden, zunächst sei der Förderantrag zu stellen, heißt es. Gemeinsames Ziel des Kreises und seiner Kommunen sei aber, den Ausbau schnellstmöglich umzusetzen, da insbesondere die Corona-Pandemie aufgezeigt habe, wie wichtig hohe Bandbreiten für Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, aber auch für Privatleute (Stichwort Homeoffice) sind. Die Breitbandinfrastruktur sei im zunehmenden Maß ein Faktor für die Attraktivität des ländlichen Raums.
Der Rat Nauroth sprach sich abschließend für die Erschließung unterversorgter Anschlüsse unter Nutzung des sogenannten Graue-Flecken-Programms aus. Sollte sich dies nicht realisieren lassen, will man sich beim Kreis für die Fortführung des Sonderförderprogramms Gewerbegebiete einsetzen. Regina Müller