Naturschutzprojekt: Schweres Gerät hält beweidetes Grenzbachtal offen
Naturschutz im Grenzbachtal: Forstmulcher unterstützt Rinder bei Arbeit
Eine Forstmulcherraupe beseitigte im Rahmen der Offenhaltung „unerwünschte“ Brombeeren und Gehölze. Foto: Christian Heidtmann/Kreisverwaltung
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Wo rohe Kräfte sinnvoll walten: So lässt sich der Einsatz einer Forstmulcherraupe beschreiben, die dieser Tage im Grenzbachtal ganze Arbeit geleistet hat. Ausgerechnet im Naturpark Rhein-Westerwald wurde eine Art „Kahlschlag“ betrieben – so würde es der Laie sehen. Vielmehr aber habe der Mulcher einen wertvollen ökologischen Beitrag im Rahmen des dort praktizierten Naturschutzprojekts geliefert – und ganz nebenbei noch einigen ansonsten sehr zuverlässigen Rindern die Arbeit erleichtert, teilt die Kreisverwaltung Altenkirchen mit.

Eine Forstmulcherraupe beseitigte im Rahmen der Offenhaltung „unerwünschte“ Brombeeren und Gehölze. Foto: Christian Heidtmann/Kreisverwaltung
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Doch der Reihe nach: Die Landkreise Neuwied und Altenkirchen sowie die Verbandsgemeinden Puderbach und Altenkirchen-Flammersfeld arbeiten seit 2004 gemeinsam an der Renaturierung des Grenzbachtals. Seinerzeit wurden entsprechende Landesmittel für die Freistellung des Tals bewilligt. Mithilfe von robusten Rinderrassen wird im Grenzgebiet der beiden Landkreise ein landesweit bedeutsamer Ansatz zur Offenhaltung extensiv genutzter Wiesentäler umgesetzt. Mit etwa 43 Hektar umfasst das Beweidungsprojekt deutlich mehr als die Hälfte des gesamten Tals.

Die Landschaft des Grenzbachtals ist einst durch eine extensive landwirtschaftliche Nutzung entstanden. Diese traditionelle Nutzungsform wurde aus wirtschaftlichen Gründen oftmals aufgegeben und durch Aufforstung nicht standortangepasster Baumarten (insbesondere Fichten) ersetzt. Mit dem Projekt wird in der Praxis „Naturschutz durch Nutzung“ betrieben.

„Die Beweidung mit Rindern bestimmt in hohem Maß den naturschutzfachlichen Wert dieser Flächen, insbesondere als Lebensraum für bedrohte und hoch angepasste Arten des Grünlands“, erläutert Christian Heidtmann von der Unteren Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung Altenkirchen, die mit den Kollegen aus Neuwied das Projekt begleitet. Die Rinder halten das Wiesenbachtal offen, sodass sich die Auenlandschaft eines typischen Mittelgebirgsbachs im Westerwald entwickeln kann. Dafür wurden zu Beginn auf rund 18 Hektar Fichten gefällt.

Mechanische Offenhaltung

Nun sind Rinder keine programmierbaren Mähroboter, soll heißen: Manche Flächen wurden weniger bearbeitet als andere. In der Folge etablierten sich dort vermehrt Brombeeren und der Jungwuchs von Gehölzen. Ab einem gewissen Entwicklungsstadium werden diese nicht mehr von den Weidetieren verbissen. Und genau hier kam der Forstmulcher ins Spiel: In Abstimmung mit dem Umweltministerium Rheinland-Pfalz und den Unteren Naturschutzbehörden finanzierte der Naturpark Rhein-Westerwald mit rund 10.000 Euro an Landesmitteln die mechanische Offenhaltung.

Eigentlich ist es aber spannender, die tierischen Landschaftspfleger der Rassen Rotes Höhenvieh und Heckrind (Rückzüchtung des Auerochsen) bei der Arbeit zu beobachten. Viele Wanderwege führen in und durch das Grenzbachtal, darunter der Wied-Wanderweg und der Westerwald-Steig. Und mit etwas Glück lassen sich für den Wanderer und Naturfreund auch Schwarzstorch oder Eisvogel bei der Nahrungssuche in freier Natur blicken.

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