BSW-Kandidatin im Porträt
Nalan Özcan hat das Miteinander im Blick
Nalan Özcan (33) möchte für das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW)für den Wahlkreis 196/ Neuwied-Altenkirchen in den Bundestag einziehen. Ein besonderer Ort im Westerwald ist für sie der Raiffeisenturm bei Heupelzen. „Hier war ich früher oft mit meiner Schwester, hier haben wir gespielt“, erinnert sie sich. Ihre Schwester ist leider verstorben, Özcan hat noch zwei Brüder.
Annika Stock

Nalan Özcan (33) vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) möchte für die Menschen in den Kreisen Altenkirchen und Neuwied in den Bundestag einziehen. Ihre Themen: eine bessere Migrationspolitik, Vorteile bei der Rente und die Mietpreisdeckelung.

Als unsere Zeitung Nalan Özcan zum Gespräch in Altenkirchen trifft, strahlt die 33-Jährige regelrecht. Sie tritt für das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) für den Wahlkreis 196 (Neuwied/Altenkirchen) bei der Bundestagswahl an. „Das ist meine erste Kandidatur“, berichtet sie. Derzeit ist Nalan Özcan in Mutterschutz, der Entbindungstermin für ihr erstes Kind – eine Tochter –, steht kurz bevor.

Sonst arbeitet sie als Zugverkehrssteuerin für die Deutsche Bahn und koordiniert Züge. Ursprünglich hatte sie beim Autohaus Adorf in Altenkirchen Automobilkauffrau gelernt, ein halbes Jahr blieb sie nach der Ausbildung dabei, orientierte sich dann – inspiriert durch ein Familienmitglied – noch mal um in Richtung Deutsche Bahn. „Damals habe ich eine Qualifikation zur Fahrdienstleisterin abgeschlossen“, berichtet sie. Seit 2017 wohnt die gebürtige Altenkirchenerin in Roth, aufgewachsen ist sie in Obernau.

Seit Juni 2024 ist Nalan Özcan Mitglied beim BSW, vorher war sie nicht politisch aktiv. Seit September 2024 ist sie Beisitzerin im Landesvorstand.
Annika Stock

Von Sahra Wagenknecht sei sie immer beeindruckt gewesen, und auch die Themen, die die Parteivorsitzende vorgebracht hat, haben Özcan von Anfang an überzeugt. Seit Juni 2024 ist sie Mitglied beim BSW, vorher war sie nicht politisch aktiv. Seit September 2024 ist sie Beisitzerin im Landesvorstand. Im Wahlkampf habe Landesgeschäftsführer Jochen Bülow sie tatkräftig unterstützt, die Regionalveranstaltung in Neuwied Ende Januar und das Plakatieren gehörten zu Özcans Aufgaben im Wahlkampf. Jetzt gerade geht sie es kurz vor der Geburt etwas ruhiger an.

Nalan Özcan liegt die Migrationspolitik am Herzen – neben den Themen Rente und Mieten. Ihre Eltern kamen in den 1970er- und 1980er-Jahren nach Deutschland. „Ich habe erlebt, wie es ist, aufgrund meines Migrationshintergrunds diskriminiert zu werden“, berichtet sie. 2013 wollte sie nach Trier ziehen und suchte nach einer geeigneten Wohnung. Sie kontaktiere Vermieter, die Annoncen geschaltet hatten – sie erhielt aber nur Absagen, als sie ihren Namen nannte. Tenor: „Die Wohnung ist schon vergeben.“ „Ich rief damals nochmals die Vermieter an und nannte einen anderen Namen, da hätte ich mir die Wohnungen anschauen können“, erinnert sie sich. Angeschaut habe sie sich die Wohnungen trotzdem nicht. Ihr Cousin, der in Siegburg bei einem Lebensmitteldiscounter arbeitet, sei sogar schon mal an den Kopf geworfen worden, dass er „einem Deutschen den Job wegnehme“. „Alltagsdiskriminierung gibt es leider überall“, so Özcan.

„Wir sind ja mittlerweile bei einem Quadratmeterpreis von 10 Euro angelangt, das kann niemand mit einem normalen Gehalt noch bezahlen.“
BSW-Kandidatin Nalan Özcan mit Blick auf die Mietpreise in Deutschland

Politisch ist sie dafür, dass Asylbewerber, die das soziale System in Deutschland ausnutzen wollen, kein Bleiberecht bekommen. Aber: „Frauen, Kinder, Menschen, die vor Krieg fliehen, sollen natürlich Asyl in Deutschland bekommen.“ Zudem sollten Kriegsgebiete nicht weiter mit Waffen aufgerüstet werden, es sollte immer das Ziel sein, „auf Frieden hinzuarbeiten“, so Özcan.

Beim Thema Mieten plädiert die 33-Jährige für eine Deckelung, also dass Vermieter nur bis zu einem bestimmten Prozentsatz erhöhen dürfen und auch nur in bestimmten Zeiträumen. „Wir sind ja mittlerweile bei einem Quadratmeterpreis von 10 Euro angelangt, das kann niemand mit einem normalen Gehalt noch bezahlen“, so Özcan. Die gesetzliche Rente solle zudem bei Abwesenheit anderer Einkommen bis 2000 Euro im Monat von der Steuer befreit werden. Özcan findet es schrecklich, dass Menschen, die ihr ganzes Leben gearbeitet haben, nicht mit ihrer Rente über die Runden kommen. Bei einer Unterbringung in Pflegeheimen sollten Bürger nur 1000 Euro maximal selbst dazuzahlen, den Rest sollte der Staat übernehmen.

Nalan Özcan legt Wert auf einen respektvollen Umgang

Özcan legt Wert auf einen respektvollen Umgang miteinander, das vermisst sie in der heutigen Zeit. Die Stimmung im Wahlkreis 196 nimmt sie als „minimal angespannt“, wahr. Die werdende Mutter ist gespannt auf den 23. Februar. Falls sie das Mandat gewinnt, würde sie oft nach Berlin pendeln müssen – ihr Mann und ihre Familie unterstützen sie und sind stolz auf sie. Aber auch, falls es nicht gut laufen sollte, möchte Özcan weiter politisch dabei bleiben, denn: „Wir machen beim BSW Politik für die Bürger im Land.“

Drei Fragen an: Nalan Özcan

Was wollen Sie dafür tun, dass sich die Menschen in Ihrem Wahlkreis wieder sicher fühlen?

Wir brauchen gute Löhne, gute Renten und einen guten Sozialstaat, der im Notfall hilft. Soziale Sicherheit ist das beste Mittel gegen Kriminalität. Ich will mehr Polizeibeamte und schnellere Gerichtsverfahren. Ausländer, die schwere Straftaten begehen, werden abgeschoben oder inhaftiert.

Wie wollen Sie die regionale Wirtschaft unterstützen? Kleinere und mittlere Unternehmen brauchen verlässliche Planungszeiten, günstige Energie und Hilfe im Förderdschungel. Das BSW wird sich für gute Straßen und schnelle Datenverbindungen einsetzen, Bürokratie abbauen und Fachkräfte halten und gewinnen.

Welche Pläne haben Sie für Infrastruktur und ÖPNV? Die Schuldenbremse muss für Investitionen reformiert werden. Das Gesundheitssystem ist nicht unterfinanziert, sondern vor allem schlecht organisiert. Kliniken, Stromnetze, Straße, Bahn oder Bus: Infrastruktur muss öffentlich-rechtlich kontrolliert und finanziert werden.

Top-News aus der Region