Kein Durchblick mehr: Eigentlich sollte sie mir mehr Komfort am Schreibtisch bieten: Meine neue Bildschirmarbeitsplatzbrille. Doch einmal aufgesetzt, war der erhoffte und klare Durchblick verschwunden. Ja, irgendwie hatte ich den Eindruck, sogar viel schlechter zu sehen, als vorher. „Alles nur eine Frage der Gewöhnung“, redete ich mir ein. Doch irgendwie wollte sich keine klare Durchsicht einstellen. Da half es auch nicht, den Bürostuhl hoch und runter zu fahren, den Bildschirm zu neigen und zu drehen. Also schnell wieder zum Optiker meines Vertrauens, der mir die schicke Sehhilfe verkauft hatte. „Ist ja klar, dass sie nichts sehen können, die Brille wurde nicht richtig vermessen“, sagte die freundliche Mitarbeiterin. Bleibt die Frage, wem es da wirklich an Durchblick fehlte.
Von wegen Datenschutz:Neulich beim Orthopäden. Wenn's zwickt und zwackt im Rücken, kann ein Besuch beim Facharzt ja ganz hilfreich sein. Eines vorne weg: War er auch. Bezahlen für diese Hilfe musste ich allerdings mit der Aufgabe meiner Privatsphäre. Schon im Foyer bei der Anmeldung sollte ich der Arzthelferin schildern, welche Beschwerden mich plagten. Die anderen Patienten, die mit mir die Praxis betreten hatten und vor der Anmeldung warteten, konnten Anteil an meinen Wehwehchen nehmen. Und ich hörte von ihnen, warum sie den Arzt aufsuchten. Schon irgendwie befremdlich. Da wird überall ein Theater um den Datenschutz gemacht und dort, wo dieser Schutz wirklich angebracht ist, wird er einfach ignoriert.
Armer Kassenpatient: Wo wir gerade bei Arztbesuchen sind: Meine Kollegin wollte sich neulich einen neuen Hautarzt suchen, da der besagte Mediziner dieses Fachgebietes in der Kreisstadt seine Praxis im Vorjahr aufgegeben hatte. Sie telefonierte sich durch sage und schreibe acht Hautarztpraxen im Radius von etwa 50 Kilometern, bis sie endlich eine fand, die weder Terminvergabestopp, noch Patientenaufnahmestopp hatte. Doch als sie drei Monate später endlich dort ihren Termin wahrnahm, musste sie fast eine Dreiviertelstunde in Unterwäsche in einem kalten Untersuchungsraum sitzen, bis der Doc dann endlich zur Hautkrebsvorsorge antanzte. Diese nahm der Mann dann auch nicht wirklich akribisch vor; vielmehr fragte sich meine Kollegin, wofür sie die vom Kassenpatienten geforderten 15 Euro für die zusätzliche Untersuchung mit einer Lichtlupe bezahlt hatte. Ihre Freundin ist übrigens Lehrerin, privat versichert und hat noch nie länger als zwei Wochen auf einen Termin gewartet. Bei ihr werden sogar Videoaufzeichnungen angefertigt, um den Zustand der Muttermale zu dokumentieren und die Freundin hat auch noch nie in einem kalten Raum halb nackt dumm rumsitzen müssen. Aber zum Glück beteuern die Kassen ja immer wieder, dass es keinen Unterschied gibt zwischen privat und gesetzlich versichert. Anderenfalls hätte man glatt auf die Idee kommen können, dass da etwas dran ist an der Zweiklassenmedizin ...
Kunst und Therapie: Bleiben wir im Gesundheitssektor. Dass es dort natürlich auch viel Gutes zu berichten gibt, will ich an dieser Stelle nicht verschweigen, auch wenn der nächste Punkt nur eher mit Musik als Medizin zu tun hat. Im St.-Antonius-Krankenhaus in Wissen erlebten die Gäste einer Ausstellungseröffnung dieser Tage eine ganz besondere Überraschung: Niemand anderes als Chefarzt Dr. Nils Hollenborg zeichnete für die musikalischen Akzente verantwortlich. Auf seinem Sopransaxofon spielte er ein Bach-Präludium und einfühlsam den Klassiker „Last Christmas“. Kunst und Therapie liegen nah beieinander, was denn sonst.