Die Fraktionen im Kreistag wollen den überraschenden Personalvorschlag der Grünen für die Dittmann-Nachfolge mittragen
Nachfolge als dritter Kreisbeigeordneter im AK-Land: Wahl Jüngerichs steht nichts im Wege
Zwischen dem Chefbüro im Altenkirchener Rathaus bis ins Kreishaus liegen für Fred Jüngerich nur wenige Meter – und ein positives Votum des Kreistags. Vieles deutet darauf hin, dass die Wahl des 57-Jährigen zum Kreisbeigeordneten am kommenden Montag problemlos über die Bühne gehen wird. Foto: Heinz-Günter Augst
Heinz-Günter Augst

Kreis Altenkirchen. Wenn der Kreistag am Montagnachmittag im Forum des Westerwald-Gymnasiums in Altenkirchen einen neuen Beigeordneten wählt, dürfte es keine Überraschung geben. Der von den Grünen vorgeschlagene Fred Jüngerich (die RZ berichtete) findet eine breite Zustimmung in den Fraktionen. Das ergab eine Umfrage unserer Zeitung.

Auch der Landrat kann sich mit der Idee anfreunden, dass der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld auf Gerd Dittmann folgt, der am 31. August als Mitglied des Kreisvorstandes ausgeschieden ist. „Mit Fred Jüngerich arbeite ich seit vielen Jahren eng und vertrauensvoll zusammen. Als Sprecher der Kreisgruppe des Gemeinde- und Städtebundes ist er für die Kreisverwaltung erster Ansprechpartner im Dialog mit den Bürgermeistern“, betont Landrat Peter Enders gegenüber unserer Zeitung. Jüngerich sei nicht nur ein ausgewiesener Verwaltungsspezialist, sondern auch ein pragmatischer Macher ohne ideologische Scheuklappen. „Vor diesem Hintergrund kann ich die Nominierung für das Amt des Beigeordneten nur begrüßen. Ich hoffe, dass die Kreistagsmitglieder diese Einschätzung teilen“, so der Chef des Kreishauses.

Unterstützung zugesagt

Und die Signale für den etwas überraschenden Personalvorschlag der Bündnisgrünen stehen fraktionsübergreifend auf grün. „Wir begrüßen es, dass die Fraktion der Grünen Fred Jüngerich als neuen dritten Kreisbeigeordneten vorgeschlagen hat“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme von CDU-Fraktionschef Josef Rosenbauer und dem CDU-Kreisvorsitzenden Matthias Reuber. Jüngerich verfüge über die notwendige Erfahrung und werde über Parteigrenzen hinweg sehr geschätzt. „Gerade im Bereich der Abfallwirtschaft gibt es nun viel zu tun: Die Folgen der Greensill-Pleite müssen abschließend aufgearbeitet und das neue Abfallwirtschaftskonzept auf den Weg gebracht werden. Dabei wird die CDU Jüngerich unterstützen“, so die beiden Christdemokraten.

Zurückhaltender reagierte der SPD-Fraktionschef Bernd Becker auf die Nominierung. „Es ist bemerkenswert, dass Bündnis 90/Die Grünen in den eigenen Reihen nicht fündig geworden sind“, sagt er im RZ-Gespräch. Der Personalvorschlag sei Angelegenheit der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, führt er aus. Doch querstellen wollen sich die Genossen nicht: „Es ist Tradition, diesen Vorschlag mitzutragen, so wie wir erwartet haben, dass unser Personalvorschlag für die Funktion eines Beigeordneten seinerzeit mitgetragen wurde“, so Becker leicht schmallippig.

Auch die FWG-Fraktion im Kreistag sieht keinen Grund, bei der Abstimmung auszuscheren. „Wir halten Fred Jüngerich für eine integre Person, die geeignet ist, das Amt des Kreisbeigeordneten gut auszufüllen“, so Fraktionschef Hubert Wagner am Telefon. Man stehe deshalb seitens der FWG voll hinter dem Personalvorschlag und sei auch bereit, Jüngerich in seiner neuen Verantwortung für den Abfallwirtschaftsbetrieb zu unterstützen. Den Grünen zollt Wagner Respekt, einen „solch ungewöhnlichen Weg“ gewählt zu haben.

Es geht um Millionensummen

„Ich kenne ihn nicht persönlich, habe aber bisher auch von unseren liberalen Freunden aus Altenkirchen nur Positives über Fred Jüngerich gehört“, sagt der FDP-Fraktionschef Udo Piske. Er besitze aufgrund seiner langjährigen Erfahrung großes Wissen über Verwaltungsabläufe und -strukturen, sei aber offenbar nah bei den Bürgern geblieben. „Aus diesem Grund und wegen seiner Routine trauen wir ihm die neue Aufgabe auch als ,Zweitamt' neben seinen Aufgaben als Verbandsbürgermeister zu“, so der Liberale. Piske sieht allerdings keine Zeit zur Einarbeitung, da dringende Entscheidungen beim AWB anstünden. Und er nennt ein Beispiel: „Am 7. Oktober läuft die Anlage bei der Mercedes-Benz Bank AG in Höhe von 5 Millionen Euro aus. Das sind noch 14 Tage. Wir haben noch keine Information vom Kreisvorstand oder vom AWB, wie der Betrag künftig, dann mündelsicher, angelegt werden soll.“

Auf Jüngerichs Erfahrung als Verwaltungschef setzt auch Udo Quarz von den Linken. „Wir halten ihn für geeignet, das verantwortungsvolle Amt des Beigeordneten des Landkreises Altenkirchen zu bekleiden“, so der Fraktionsvorsitzende. In der Pflicht sieht Quarz Jüngerich bei der Aufarbeitung der Greensill-Affäre – im Sinne einer weiteren Aufklärung, Transparenz und Information sowie einer Schadensbegrenzung. „Die zukunftsfähige Aufstellung des Abfallwirtschaftsbetriebes durch die Erstellung des Abfallwirtschaftskonzeptes 2024-2028 sowie die Ausschreibung und Vergabe der Hauptentsorgungsverträge sind von besonderer Wichtigkeit“, führt er einen weiteren Punkt an.

Von Markus Kratzer

Top-News aus der Region