Hell sind sie, die neuen Räume der Tafel, freundlich, wenn mit ihren 135 Quadratmetern doch um einiges kleiner als die bisherigen im Pfarrsaal der katholischen Kirche. Aber dafür könne man hier schalten und walten, wie man es brauche, und müsse nicht nach jedem Tafeltag alles hin- und wieder wegräumen. Auch die Logistik sei am neuen Standort einfacher, Kühlschränke können gleich am Ort mit der gespendeten Ware bestückt werden, Teile der Vorräte können ebenfalls im hinteren Bereich des neuen Standortes gelagert werden. Die Freude also darüber, dass man hier im Lindenweg 1 ein neues Zuhause für die Altenkirchener Tafel gefunden hat, war dem Leitungsteam bei der offiziellen Feier zur Eröffnung deutlich anzumerken.
Tafel-Koordinatorin Ute Weber ist von Tag eins an dabei, ebenso wie Christa Hillmer. Die beiden haben 2005 die Türen für die Altenkirchener Tafel geöffnet, also vor fast 20 Jahren. Und nicht nur das: Ute Weber, die viele Jahre bei der Beratungsstelle der Diakonie arbeitete, hatte da schon früh den Bedarf erkannt und den Impuls gegeben, dass sich ihr damaliger Chef, der frühere Geschäftsführer des Diakonischen Werks, Hubertus Eunicke, für die Gründung einer Tafel vor Ort einsetzte. Eunicke hatte es sich natürlich auch nicht nehmen lassen, zur offiziellen Eröffnung zu kommen. „Damals waren das noch ganz andere Zeiten, und trotzdem war da schon eine Tafel nötig“, so Eunicke. Das Tafelprojekt sei dann im Schulterschluss der beiden Kirchen und der Wohlfahrtsverbände entstanden. „Die Tafel war damals notwendig, und sie ist es auch heute. Es ist schlimm, dass es in einem so reichen Land Tafeln geben muss“, sagte Eunicke, der nicht nur die neuen Räumlichkeiten lobte, sondern auch das unermüdliche Engagement der gut 40 ehrenamtlichen Mitarbeiter.

Ute Weber warf einen Blick zurück und dankte der katholischen Kirche dafür, dass man dort so lange die Tafel habe betreiben können. Ein Quäntchen Wehmut war in der ganzen Freude über den Umzug trotzdem herauszuhören, denn, so Ute Weber, man habe sich von der Suppenküche verabschieden müssen. Das sei in den neuen Räumlichkeiten leider nicht mehr möglich. Die Mitarbeiter, viele von ihnen halten der Tafel seit vielen Jahren die Treue, schöpften ihre Kraft auch daraus, dass sie eine sinnvolle Aufgabe hätten und Menschen helfen können, die oft nicht nur finanziell, sondern auch physisch und psychisch belastet seien. Jeder Mitarbeiter werde zudem nach seinen Fähigkeiten eingesetzt und jeder einzelne Helfer sei eine Bereicherung. Man brauche allerdings auch jede Hand, denn nicht nur müssen die Waren abgeholt und auch zum Teil an nicht mobile Tafelkunden ausgeliefert werden, man brauche auch Leute zum Sortieren, zum aus- und umpacken der Lebensmittel und natürlich auch zur wöchentlichen Ausgabe.
Für die Lebensmittel fahre man auch schon mal weite Wege, nach Horhausen, Hennef, Hamm oder Wissen. Die Spenden kommen von kleinen Einzelhändlern ebenso wie von großen Ketten oder Discountern, aber auch von Privatleuten. Auch regelmäßige Unterstützer wie die Kirchengemeinde Birnbach oder auch die aus den Verkäufen der Altenkirchener Marktwurst generierten, monetären Spenden helfen der Tafel, jede Woche mit einem guten Angebot aufwarten zu können. Natürlich freut man sich bei der Tafel auch über Geldspenden, denn davon werden Lebensmittel zugekauft, die besonders in Wochen mit weniger Spenden dringend nötig seien, um Löcher zu stopfen. „Wir nehmen auch alles an Spenden an“, sagt Ute Weber und freut sich jüngst über 20 Kürbisse, die der Tafel gestiftet wurden. „Eine andere Tafel wollte die nicht, wir sind froh“, sagt sie. Weber lobte zudem auch den Landesverband der Tafeln, der „super organisiert sei“ und auch Zuschüsse gebe bei Transporten etwa, oder neulich Klappboxen kostenfrei zur Verfügung stellte.
„Es ist schlimm, dass es in einem so reichen Land Tafeln geben muss.“
Der ehemalige Leiter des Diakonischen Werkes, Hubertus Eunicke
Im Schnitt, so erläuterte Ute Weber weiter, versorgte die Altenkirchener Tafel vor Corona und dem Ukrainekrieg 70 Haushalte, jetzt seien es wöchentlich 140. Da die Berechtigten aber nur alle 14 Tage die Tafel in Anspruch nehmen dürfen – anders wäre man dem Ansturm gar nicht mehr gerecht geworden – hängen um die 300 Haushalte an dem Angebot. Allein 300 Kinder und über 100 Rentner beziehen ihre Lebensmittel regelmäßig von der Tafel, wie Theresa Nischer-Weber vom Leitungsteam anfügt. Weil pro Haushalt meist mehrere Menschen von dem Angebot profitieren, sind es zwischen 700 und 800 Menschen, die nur so über den Monat kommen.
Dank eines zweiten PKW – ein Kühlwagen, der von der Else-Schütz-Stiftung gespendet wurde – könne man zudem rund 20 Leute zu Hause beliefern. Auch Stadtbürgermeister Ralf Lindenpütz, der zur Eröffnung gekommen war, fand lobende Worte: „Tafelarbeit ist vor allem eins: harte, körperliche Arbeit, aber mit dieser Arbeit geben sie den Menschen Lebensqualität und Respekt. Damit sind Sie der Kitt der Gesellschaft, damit wir auch mit den Menschen im Gespräch bleiben, die am Rand dieser Gesellschaft leben.“ Oder anders ausgedrückt: „Man wird hier als Mensch behandelt“, wie es ein Tafelkunde auf den Punkt brachte.