Die engagierte Seelsorgerin, die 23 Jahre im Krankenhaus Kirchen wirkte, wird in einem Gottesdienst am Sonntag, 4. September, um 14 Uhr in der Lutherkirche in Kirchen durch Superintendentin Andrea Aufderheide entpflichtet und im Kreis vieler langjähriger Wegbegleiter aus ihrem Dienst verabschiedet. Wie es in der Pressemitteilung heißt, wird auf einen weiteren Gottesdienst an diesem Sonntag bewusst verzichtet, damit auch die Gemeindemitglieder Gelegenheit haben, sich von Pfarrerin Braun-Meinecke zu verabschieden, die über Jahre hinweg in der Gemeinde Vertretungsdienste übernommen hat.
Dass eine Verbindung von Seelsorge und Krankenhauswelt ihr „Ding“ sein könnte und zur Lebensaufgabe werden würde, entwickelte sich zwar nicht geradlinig, aber stetig und im Rückblick durchaus logisch: Die als Jutta Meinecke in Wuppertal geborene und in Bochum aufgewachsene Arzttochter erlebte von Kind auf, dass körperliche Beschwerden und seelisches Befinden der Patienten im Klinikalltag ebenso zu Hause sind wie die Bedürfnisse und Herausforderungen der Helfenden und Pflegenden.
So entschied sie sich nach ihrem Abitur – mittlerweile im hessischen Frankfurt angekommen – zunächst für ein Diakonisches Jahr in Bethel und „biss“ sich als junge Frau dort gleich durch den harten Einsatz in einer damals sogenannten geschlossenen Abteilung durch.
Geprägt von einer lebendigen Arbeit in der Melanchthon-Kirchengemeinde in Bochum – sie erinnert sich noch immer gerne an die dort engagierten Verantwortlichen und die Mitwirkungs- und Entfaltungsmöglichkeiten, die sie dort hatte – begann Meinecke ihr Theologiestudium zunächst in Bethel und studierte später in Göttingen weiter. Auch hier musste sie sich wieder durchbeißen: Wie sich Braun-Meinecke erinnert, waren Frauen im Theologiestudium in den aufgewühlten späten 70er-Jahren nicht mehr „exotisch“, aber dennoch nicht gern gesehen.
Meinecke heiratete einen Theologen. Nach dem Examen nahm das Ehepaar Wolfgang Appelt in Herdorf und Meinecke in Gebhardshain die jeweiligen Vikariatsstellen an. Der damalige Gebhardshainer Pfarrer Peter Weiß war der jungen Theologin im anfänglichen Gemeindedienst ein besonders guter Mentor: „Er forderte und förderte ungemein!“, sagt Braun-Meinecke heute. Letztlich ein Segen, denn Pfarrer Weiß ging von Gebhardshain nach Indien und die Vikarin musste sich allein in der Gemeinde behaupten. Den anschließenden „Hilfsdienst“ als weiteren Ausbildungsschritt absolvierte sie ebenfalls in Gebhardshain. Das Presbyterium wollte das Pfarrerehepaar dann ab 1987 gemeinsam als Seelsorge-Duo haben.
Gottesdienst live verfolgen
Der Abschieds-Gottesdienst wird auch auf der Internetseite der Gemeinde Kirchen-Freusburg, www.kirchen-freusburg-evangelisch.de, live übertragen.
Parallel zum Gemeindedienst begann die Pfarrerin sich nebenbei in Klinischer Seelsorge fortzubilden und schloss schließlich mit der pastoral-psychologischen Weiterbildung ab. Von 1994 an engagierte sie sich nebenamtlich als Seelsorgerin der Altenkirchener Fachklinik für suchtkranke Frauen und war an der Schnittstelle von Theologie und Krankenhaus angekommen.
Als 1999 die Trägerschaft der Altenkirchener Klinik wechselte, hat es für die Seelsorgerin wunderbar gepasst, dass im Krankenhaus in Kirchen eine Klinik-Pfarrstelle zu besetzen war. So kündigte sie ihren Gemeindeanteil in Gebhardshain und widmete sich fortan ausschließlich der Klinikseelsorge.
2003 änderte sich nicht nur ihre persönliche Lebenssituation, sondern auch Braun-Meineckes Klinikarbeit. Der Bedarf an klinischer Seelsorge in Kirchen war gestiegen und auch die Psychiatrie in Wissen hatte Bedarf. So war sie fünf Jahre gleich in zwei Sieggemeinden im Einsatz.
Dann hat es laut Pressebericht erneut eine Veränderung gegeben: Mit dem Aufbau der Palliativstation in Kirchen wurde dort die „ganze Frau“ gebraucht und zum Dienst für Patienten und Mitarbeitende gesellte sich für die Pfarrerin ein Mehr in der Fort- und Weiterbildung der Ärzteschaft und Pflegekräfte in ihren seelsorgerischen Kompetenzen. Rund 23 Jahre lang sei die Theologin so zum „evangelischen Gesicht“ geworden für Tausende Menschen in der Region, die ihren Seelsorgedienst schätzten. Oft sei man in ganz sensiblen Lebensbereichen rund um Tod und Sterben aufeinander getroffen, wo sie den Menschen ihre Begleitung und Zeit geschenkt habe. red