Das Duo Franziska Urton und Johannes Mayr entführt Publikum in Hamm in die Welt von Elfen und Trolle
Musikalische Reise mit Tastengeige und Akkordeon: „Adventlicher Kammerfolk“ im Kulturhaus
Knapp zweieinhalb Stunden begeisterten Franziska Urton und Johannes Mayr mit ihrem adventlichen Kammerfolk im Hammer Kulturhaus. Die zahlreichen Zuhörer waren begeistert von der Darbietung.
Rolf-Dieter Rötzel

Eine einzigartige Mischung aus irischer, schottischer und skandinavischer Folkmusik, Weihnachtsweisen, traditionellen und modernen Melodien sowie eigenen Kompositionen präsentierte das Duo Franziska Urton und Johannes Mayr unter dem Motto „Adventlicher Kammerfolk“ in einem fast zweieinhalbstündigen Konzert am Sonntagnachmittag im Kulturhaus Hamm.

Knapp zweieinhalb Stunden begeisterten Franziska Urton und Johannes Mayr mit ihrem adventlichen Kammerfolk im Hammer Kulturhaus. Die zahlreichen Zuhörer waren begeistert von der Darbietung.
Rolf-Dieter Rötzel

Die beiden Vollblutmusiker kreierten dabei einen abwechslungsreichen Sound, der vom Publikum begeistert und mit verdientem Beifall aufgenommen wurde. Schnelle, bewegte Tonfolgen wechselten sich virtuos gespielt mit gefühlvollen und sanften Klängen ab und formten dabei immer wieder einen Klangteppich mit musikalischen Überraschungen.

Der in Breitscheidt lebende Musiker und Instrumentenbauer Johannes Mayr (Akkordeon und Nyckelharpa) und die Bochumerin Franziska Urton (Geige und Bratsche) glänzten mit einer leidenschaftlichen und energiegeladenen Spielfreude. Aufbauend auf ihrem musikalischen Handwerk, bestachen sie mit Virtuosität und einer tollen Performance für feinsinnige Poesie und dynamische musikalische Dialoge.

Franziska Urton entdeckte bereits in jungen Jahren eine Seelenverwandtschaft mit der irischen Musik, die durch Aufenthalte und Besuche von Workshops im nördlichen Europa ausgebaut wurde. Ihr einfühlsames und expressives Spiel mit der Geige sowie der Bratsche wird deutschlandweit (und darüber hinaus) geschätzt und anerkannt. Johannes Mayr ist seit Jahrzehnten komponierend und in verschiedenen Musikgruppen spielend im Bereich Folk und Weltmusik unterwegs; Tonträger, TV- und Radiomitschnitte zeugen von seinen musikalischen Fähigkeiten und der hohen entgegengebrachten Anerkennung.

Große Bandbreite des Folk

Johannes Mayr bringt mit seinem rhythmischen Akkordeonspiel und der Nyckelharpa (schwedische Tastengeige) einen besonderen Drive in die Musik. Mit ihrem Fiddlespiel setzt Franziska Urton einen dynamischen und kraftgespannten Gegenpart und verleiht der Musik einen besonderen Glanz. Beide zeigen eindrucksvoll, was alles aus ihren Instrumenten herauszuholen ist. Mayr gehört zu den wenigen Spezialisten in Deutschland, die eine Nyckelharpa spielen und dieses Instrument auch bauen.

In dem bemerkenswerten Konzert wurden die einzelnen Musikstücke von den beiden Musikern, die auch mit klarer und markanter Stimme einige Lieder intonierten, vorgestellt und mit Anekdoten unterlegt. Die große Bandbreite der Folkmusik wurde bereits mit dem ersten Titel „North Star Jigs“ dokumentiert – das Publikum dabei sofort „eingenordet“. Krachend verlief eine Nacht in London, was mit dem Lied „Shetland Night in London/Trip to Dingle“ wirklichkeitsnah ausgedrückt wurde.

Beim „Gold Ring“ spürten die Besucher förmlich, wie tanzende Elfen durch den Saal schwebten. Solche gebe es sicherlich, so Franziska Urton in ihren humorvollen Erläuterungen, auch in Unterschützen. Die von ihr dazu erzählte Geschichte hätte deshalb auch dort passieren können: Ein Landwirt hatte nämlich die Elfen bei ihrem Tanzen gestört, die dann beim Wegrennen einen goldenen Ring verloren. Diesen fand der Unterschützener einen Tag später auf dem Feld. In einer Vollmondnacht gab er die Kostbarkeit den Elfen zu deren großer Freude zurück.

Erheiternd war das winterliche Liebeslied „The Snows They Melt the Soonest“. Dieses stellte fest, dass eher der Schnee schmilzt, als eine Frau über Nacht ihren Zorn verliert. Unter den zahlreichen Eigenkompositionen befand sich auch „Nix G’scheit’s“. Animiert dazu wurde Johannes Mayr, als er mit seiner Ehefrau ins Kino gehen wollte, aber programmmäßig nichts Gescheites fand.

Ungewöhnlich krummer Takt

Schwungvoll und dynamisch begann der zweite Teil mit „Palindrom Day“ und „Gait Genouel’s“, um dann in einem weiteren Stück von insgesamt 18 über den schwedischen Pferdefreund „Staffan“ zu berichten. Was dem Argentinier der Tango ist, sei dem Schweden die Pigopolska (Polka), führten die beiden Musiker weiter aus. Im Münsterland, so Franziska Urton, würde dieser Tanz „Bauernschieber“ genannt, den sie dann auch tänzerisch unter dem Beifall der Anwesenden vorführte.

Mit dem schwedischen Lied „Trettondagsvisan“ wurde auf die Ankunft der Weisen aus dem Morgenland aufmerksam gemacht. Ein Dankeschön gegenüber dem Kulturhaus und dessen Hausmeister übermittelte das Duo in Schwedisch mit „Lilla Kulturbrigadsvalsen“. Weitere Begeisterung entfachte „Bulbul/Lady Mary“, mit dem im Siebenachteltakt („ein wirklich krummer Takt“, so Johannes Mayr) auf eine persische Nachtigall eingegangen wurde.

Kaum war der Schlussakkord in diesem einmaligen und besonderen Konzertabend verklungen, setzte ein Begeisterungssturm mit stehendem Applaus ein. Dieser mündete schließlich in der Zugabe „Weihnachtsschottisch“ und brachte die wertvolle Erkenntnis: Musik ist ein bedeutendes Lebenselixier.

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