Wenn die Temperaturen langsam wieder wärmer werden und der Frühling naht, dann machen sich in der Region die Grasfrösche auf zum Laichen. Über mehrere Kilometer streben sie zu kleinen Seen in der Nähe des Minigolfplatzes in Kirchen. Doch die Kreisstraße 103 kann dabei zum tödlichen Hindernis werden. Deshalb errichten Helfer des BUND Altenkirchen eine Schutzwand und graben Eimer in die Erde ein, um die Kröten zu fangen und so sicher über die Straße zu bringen. In diesem Jahr hat der BUND beim Aufbau erstmals höchst professionelle Hilfe erhalten.
Seit Jahrzehnten kümmert sich der BUND bereits um die heimischen Kröten. Und Jürgen Lichte weiß das, denn er ist schon lange dabei. Immer im Frühjahr trommelten er und weitere Personen aus dem Vorstand des BUND Ehrenamtliche zusammen, die in gut eineinhalb Tagen eine Schutzwand in mühevoller Arbeit aufbauten. Für einige Jahre wurde die Aktion von einem Ökoprojekt der Caritas organisiert. Das ging bis 2019. Ab dann mussten wieder verstärkt die Ehrenamtlichen ran. Doch dieses Jahr hatten sie unverhoffte Hilfe. „Ich hatte beobachtet, wie das im Westerwald in Kirburg der Straßenträger gemacht hat“, erzählt Lichte beim Termin mit unserer Zeitung.
Hilfe vom Landesbetrieb Mobilität
Und da dachte er sich: Das muss doch auch im Kreis Altenkirchen möglich sein. Denn schließlich ist die Arbeit nicht nur mühsam, sondern auch gefährlich. Die Helfer müssen an einer schmalen Kreisstraße arbeiten, die nicht unbedingt extrem stark befahren wird, auf der aber trotzdem immer wieder Autos vorbeisausen.
Also funkten Lichte mit seinen Kollegen Friedrich Klein und Birgit Kalthoff-Schmitz Cordula Kohlhaas vom Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM) in Diez an. Und dann lief alles wie am Schnürchen. Kohlhaas kümmerte sich darum, dass eine Firma beauftragt wurde. Und nun waren gut sieben Mitarbeiter der Altenkirchener Baufirma Landschaftsbau Börgerding im Einsatz, um den Krötenzaun zu errichten.
Frösche werden in Eimern gesammelt und dann rübergetragen
„Das ist alles neu“, sagt Lichte über die grüne, gut 40 Zentimeter hohe Wand. Auch die Haken/Nägel, mit denen der Zaun befestigt wird, sind neu. „Wir haben unsere Materialien immer im Bauhof in Kirchen gelagert, der Kreis hat das dann hierher gebracht, und wir Ehrenamtlichen haben dann den Zaun errichtet“, beschreibt Lichte die frühere Arbeit. Den Zaun habe man dann teilweise mit kleinen Nägeln am Boden befestigt oder Steine daran gelegt, sodass die Kröten nicht noch unter dem Zaun hindurchschlüpfen konnten. Für viele Helfer im Alter über 60 Jahre nicht unbedingt eine leichte Aufgabe. Umso glücklicher sind die drei, dass in diesem Jahr die Baufirma mit jungen Arbeitskräften mit anpackt.
An den Abfangzaun werden Eimer in die Erde gelegt, so nah am Zaun, dass die Kröten, wenn sie daran entlanghüpfen, zwangsläufig in den Eimer fallen werden. 32 Stück sind es insgesamt, die an den gut 600 Metern Zaun als Fallen aufgestellt werden. In zwei Schichten, immer abends ab 22 Uhr und morgens gegen 7 bis 8 Uhr kommen Helfer des BUND, aber auch Nicht-Mitglieder, und bringen die Kröten in selbst mitgebrachten Eimern auf die andere Seite der Kreisstraße. Dort befinden sich mehrere kleine Seen. „Früher haben Angler die genutzt“, erzählt Lichte. Doch mittlerweile befinden sich dort nur noch in einem See Fische. So können die Kröten in Ruhe laichen, ohne dass Fressfeinde den Bestand dezimieren.
Die Zahl der Tiere sinkt stetig
Und auch an der Statistik des BUND lassen sich der Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Tierwelt ablesen. Waren es bislang immer vierstellige Zahlen an Kröten, die von den Helfern herübergetragen wurden, sind es in den vergangenen Jahren immer weniger geworden. In manchen Jahren waren es zu Spitzenzeiten 4166 (2011) und 3672 (2013). Vor drei Jahren waren es nur 998, im Jahr 2023 gar nur 884. „In der Kölner Bucht steht der Grasfrosch gar schon auf der Roten Liste“, so Lichte. Das heißt, dort ist er vom Aussterben bedroht. Bis in den April hinein sollen die Zäune noch stehen bleiben. Und die Ehrenamtlichen des BUND werden täglich in der Früh und am Abend die Kröten über die Straße tragen.