Dies ist zugleich ein strategischer Fingerzeig, denn nach mehr als 20 Jahren Pause kehrt das Unternehmen zur Sparte Holzbau zurück. Gerade die öffentliche Hand als Auftraggeber verlange zusehends nach dem Baustoff Holz, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter Stefan Kleusberg. Im Vorjahr baute Kleusberg in Berlin bereits eine dreigeschossige Schule aus Holz.
Ebenfalls drei Etagen soll der neue Verwaltungstrakt in Wissen erhalten, zusammen 3500 Quadratmeter Bruttogeschossfläche; rund 140 zusätzliche Arbeitsplätze sollen dort Platz finden. Solartechnik, die begrünte Dachterrasse und ein Eisspeicher zur effizienten Energienutzung unterstreichen den Willen zur Nachhaltigkeit. Wenn alles gut läuft, könnte der Bau etwa im Herbst 2022 beginnen. Und die Fertigstellung? „Wir träumen vom ersten Quartal 2023“, verrät Kleusberg.
Der Zeitplan ist ein mehrstufiges Konstrukt, denn der Bau des hölzernen Bürogebäudes ist nur ein Element. Da dieses auf dem jetzigen Mitarbeiterparkplatz errichtet werden soll, fallen rund 40 Pkw-Stellplätze weg. Somit hat die Firmenleitung entschieden, einen Parkplatz mit etwa 130 Plätzen neu anzulegen, und zwar an dem bewaldeten Hang oberhalb der bisherigen Hallen. Zu diesem Zweck konnte vom Grundeigentümer, dem Hause Hatzfeldt, die notwendige Fläche erworben werden (teils gekauft, teils getauscht). Geplant ist, dass diese Bauetappe, zu der auch eine zusätzliche Werkseinfahrt gehört, noch in diesem Herbst beginnen und etwa im Mai/Juni 2022 abgeschlossen sein soll.
Allein die Ausweitung der Pkw-Stellplätze macht das ungebremste Wachstum des Unternehmens deutlich. „Zuletzt haben wir etwa alle fünf Jahre unsere Mitarbeiterzahl verdoppelt“, sagt Stefan Kleusberg. Gegenwärtig sucht das Unternehmen bundesweit rund 80 weitere Mitarbeiter.
Apropos deutschlandweit: Neu hinzu gekommen sind Niederlassungen in Berlin und Düsseldorf, und auch in Hamburg und München suche die Firma Mietstandorte, um noch näher bei den Kunden sein zu können, erklärt Jens Vetter (Geschäftsführer Produktion). Auch für den Standort Morsbach (bis in die 1980er-Jahre Firmensitz) laufen aktuell Überlegungen und Gespräche, ob dortige Gebäude abgerissen und eventuell durch neue Hallen ersetzt werden können, um Teile der Produktion dorthin zu verlagern.
Der Wachstumstrend hat auch durch die Corona-Pandemie keinen Knick erlitten, wie allgemein in der Baubranche. Zumal das Wissener Unternehmen mit Homeoffice und versetzten Schichten bis heute die notwendige Flexibilität beweist.
In dem Maße, in dem Verwaltung, Projektentwicklung und Planung wachsen, bleibt auch die Produktion nicht stehen. Hier investiert das Familienunternehmen in eine Erweiterung der Hallen. Um eine zusätzliche Fläche von rund 1600 Quadratmeter wird die Fertigung der Miet- und Systemcontainersparte erweitert.
Das kontinuierliche Wachstum des Modulbauunternehmens (zunehmend auch als Komplettanbieter von der Projektentwicklung bis zur Bauausführung beauftragt) führt aber nicht nur zu steigendem Platzbedarf, sondern verlangt auch nach zusätzlichem, qualifizierten Personal. Längst hat die Firma Kleusberg den Wert der eigenen Ausbildung erkannt und plant daher, die bestehende Lehrwerkstatt zu erweitern.
In dem künftigen Ausbildungszentrum (etwa 1700 Quadratmeter groß) sollen dann Konstruktions- und Holzmechaniker sowie Elektro- und Sanitärinstallateure ihr berufliches Rüstzeug erhalten. Die bisherige, zehn Jahre alte Lehrwerkstatt wird dann dem Stahlbau zugeschlagen und dort für die erforderliche Fertigungserweiterung sorgen. Gesellschafter Stefan Kleusberg unterstreicht den Fachkräftebedarf: „Langfristig müssen wir die Zahl unserer Auszubildenden auf 110 bis 120 Köpfe steigern.“
Doch zurück zum Holzbau: Gesichtspunkte wie Nachhaltigkeit, CO2-Minderung und Brandschutz verleihen diesem Baustoff Rücken-wind. Allerdings lassen die gegenwärtigen, extremen Bewegungen auf dem Markt für Baumaterialien, unter anderem bei Holzprodukten, auch das Wissener Modulbauunternehmen nicht unberührt.
Die enormen Preisanstiege der jüngsten Zeit und die begrenzte Materiallage stellten nicht nur kalkulatorisch eine große Herausforderung dar, sagt Stefan Kleusberg: „Aber wir haben das noch einigermaßen im Griff.“ Da kommen auch die jahrelangen Erfahrungen im Stahlbereich zum Tragen, denn dort seien Verteuerungen schon längere Zeit zu beobachten. Sein Kollege Vetter ergänzt, diese Situation zeige, wie wichtig es sei, materialoptimiert zu arbeiten.