Hobbyhistoriker Manfred Herrmann hat Dokumente, Zeichnungen und Fotos zusammengetragen
Mehr als 5000 Seiten: Dokumentation erforscht den Beulskopf
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Der Autor Manfred Herrmann hält ein Basaltstück in den Händen, das sich wahrscheinlich im Magmazustand als überdimensionierter Tropfen darstellte und erkaltet diese Form beibehielt. Foto: Manfred Herrmann
rw-system. Manfred Herrmann

Beul. Der lokale Hobbyhistoriker Manfred Herrmann aus Heupelzen hat erneut eine heimatbezogene Dokumentation erstellt, die über 5000 digitale DIN-A4-Seiten in PDF-Format umfasst und den Titel „Zeiten und Wege – Begegnungen am Beulskopf“ trägt. Neben einer Fülle von Fotografien werden noch zahlreiche Dokumente, Zeichnungen und Skizzen übermittelt.

Aktualisiert am 29. November 2023 16:41 Uhr

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Der Autor Manfred Herrmann hält ein Basaltstück in den Händen, das sich wahrscheinlich im Magmazustand als überdimensionierter Tropfen darstellte und erkaltet diese Form beibehielt. Foto: Manfred Herrmann
rw-system. Manfred Herrmann

Den Beulskopf, der sich nördlich von Altenkirchen präsentiert, haben vor Millionen von Jahren basaltbildende Magmaeruptionen aus dem Erdinnern geschaffen, die dann mit der Zeit auf knapp 400 Meter zur Doppelerhebung erkalteten. Die heute mit einem Aussichtsturm bestückte Basaltkuppe Beuls- kopf spielt in vorliegender Zusammenstellung zwar eine tragende, jedoch nicht die Hauptrolle, die ist den umliegenden Ortschaften vorbehalten, wobei Heupelzen und Beul die Schwerpunkte bilden.

Jahrelang hat der früher im Baugewerbe beschäftigte, jetzt 83-jährige Rentner Manfred Herrmann an jener Ausarbeitung gesessen. Ein Zufallsfund – Abdrücke von Brachiopoden, also muschelähnliche Kleinlebewesen, im Sedimentgestein der Devonzeit vor etwa 400 Millionen Jahren brachten dem schon immer vorhandenen Interesse einen neuen Schub, der sich nach den Deutungen aus der Steinzeit noch einmal verstärkte.

Herrmann hätte es nicht für möglich gehalten, hier im Umfeld des Beulskopfes auf steinzeitliche Objekte wie Kleinwerkzeuge aus Basalt, Fels- oder Feuerstein zu stoßen. Als ungewöhnlichstes Stück sollte sich eine hervorragend herausgearbeitete Pfeilspitze aus Feuerstein erweisen. 4,7 Zentimeter lang und 2 Zentimeter breit, Jungsteinzeit, etwa 4000 bis 4400 Jahre alt, wie ein Experte versicherte.

Zerbrochenes Essgeschirr

Das Mittelalter wird über das Rennofenverfahren zur Eisenherstellung angesprochen. Zahlreiche Schlackehügel in der Umgebung zeugen noch davon. In diesen Schlackeanhäufungen kann man anhand von zufällig aufgefundenem zerbrochenem Essgeschirr aus Keramik in etwa den Zeitraum der hier stattgefundenen Erzschmelzabläufen belegen. Oft sind es das 13. bis 16. nachchristliche Jahrhundert, auf die man hier trifft.

Das Foto zeigt Heinrich Marenbach aus Heupelzen nach getaner Arbeit. Er war als Landwirt, Hausmetzger und neun Jahre lang als Ortsbürgermeister tätig und hatte immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Foto: Archiv Manfred Herrmann
Manfred Herrmann

Alten Aufzeichnungen zufolge fand um die Mitte des 17. Jahrhunderts eine Aufteilung der Grafschaft Sayn in Sayn Altenkirchen und Sayn Hachenburg statt. An markanten Stellen der neuen Grenzziehung setzte man zum Teil heute noch sichtbare Grenzsteine aus Trachyt ein, die größtenteils mit einer eingemeißelten Nummerierung versehen sind. Die Gemeinde Heupelzen hat einen solchen saynischen Grenzstein symbolisch in ihr Ortswappen aufgenommen. Dieser Kommune fehlt bis heute lediglich eine einzige dieser steinernen Grenzmarkierungen, während der benachbarten Gemeinde Ölsen leider ganze sieben Stück abhandengekommen sind.

Der vom Beulskopf aus grob nordnordwestlich ausgerichtete Blick kann auf eine unweit entfernte Feld- und Waldwegepassage treffen, die im Volksmund bis heute mit „Alte Kohlstraße“ bezeichnet wird. „Weil im Raum Hamm/Sieg sowie im näheren Siegerland etliche Hüttenwerke ihre Aktivitäten, deutlich angehoben hatten, es aber am Heizmaterial Holzkohle gewaltig mangelte, da die heimischen Wälder infolge von rigorosem Raubbau weitgehend ausgeblutet waren, musste von etwa 1650 an die begehrte Holzkohle mittels Pferdegespannen und Ochsenfuhrwerken vom Rheinland aus über den vorderen Westerwald und die Kohlstraße zu den jeweiligen Lieferstationen gebracht werden“, führt Hobbyhistoriker Manfred Herrmann aus.

Vorspanndienste waren fast immer fest einzuplanen. Auch die Rücktour entwickelte sich keineswegs zur Leerfahrt. Da bestand die Ladung allerdings aus schwergewichtigem Stückeisen, was natürlich belastungsmäßig zu berücksichtigen war. Die Alte Kohlstraße soll früher ein Pilgerpfad gewesen sein, doch das ist nicht belegt. Dagegen war sie jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Heerstraße, da man in betagten Urkunden der Bezeichnung „Kriegerstraße“ begegnen kann.

Geschichten und Legenden

Aufgrund von einfallsreichen, aber nicht immer ganz legalen Holzkohlenbeschaffungen, kamen etliche Geschichten und Legenden in Umlauf. So macht die Sage vom Köhler Jörg aus dem Springer-Loch hier am Beulskopf unter Heimatfreunden spaßeshalber manchmal heutzutage noch die Runde.

„Als im 19. Jahrhundert das Siegtal eisenbahnmäßig erschlossen wurde, kam für die Hochofenbefeuerungen effektiverer Koks zum Einsatz. Die Kohlstraße verwaiste, Gestrüpp überwucherte sie, Wege und Steige verfielen“, berichtet Manfred Herrmann. Die oft extrabreite Trasse des ehemaligen Transportweges wird heute teils als Waldweg genutzt, wenn die vielen matschüberzogenen, grundlosen Vertiefungen es zulassen. Hin und wieder nimmt auch der Wanderweg „Westerwaldsteig“ den ehemaligen Kohlstraßenverlauf dankbar in Anspruch.

Daneben werden in der vorliegenden Dokumentation noch zahlreiche weitere Themen angesprochen, wie zum Beispiel Landwirtschaft, Waldbau, Handwerk, Kriegsgeschehen, Bergbau, Dorfleben und vieles mehr.