Daaden – Die Landarztserie im ZDF war einmal sehr beliebt – doch die Wirklichkeit sieht anders aus. „Landarztpraxen sind nicht gefragt“, bedauert Dr. Berthold Barth aus Daaden. Der Allgemeinmediziner warf bei einem Themenabend gemeinsam mit dem Bezirksgeschäftsführer der AOK in Montabaur, Edgar Holzapfel, einen Blick auf die Zukunft der ärztlichen Versorgung im Daadener Land. Und die könnte nicht rosig aussehen. Erste Probleme könnten, schätzt Barth, in drei bis fünf Jahren auftreten. Hintergrund dieser Aussage ist die Altersstruktur der derzeitigen Hausärzte in Daaden.
Was ist zu tun? Dieser Frage ging der SPD-Ortsverband Daaden mit der Einladung der beiden Referenten im Gasthof Koch nach. Fraktionssprecher Walter Strunk moderierte und freute sich über den großen Zuspruch: „Der Zahl der erschienenen Bürger ersehe ich, dass es ein interessantes Thema ist.“
Daaden droht in den kommenden Jahren ein Mangel an Hausärzten – so die Diagnose. Dr. Barth ist hier realistisch: „Es wird schwierig, die Leute aufs Land zu holen“. Er hat sich Gedanken über eine Lösungsmöglichkeit gemacht. Sein Rezept: „Wir brauchen ein medizinisches Versorgungszentrum Daaden-Herdorf, mit einem Standort in Daaden und einen in Herdorf“. Der Mediziner listete Vorteile auf. Ein MVZ wäre interessant für Ärztinnen, die Beruf und Familie unter einen Hut bringen wollen. Ein MVZ wäre auch interessant für Ärzte, die generell mit einer festen Anstellung liebäugeln. In einem Versorgungszentrum würde der einzelne Arzt von Bürokratie entlastet. Barth: „Wir hätten Berufsbedingungen wie in einem Krankenhaus“.
Auch Barths Kollege Dr. Thomas Urbach befürwortete in der sich anschließenden Diskussion ein MVZ für Daaden-Herdorf und bedauerte: „Leider haben wir mit unserer Idee für ein Ärztehaus bislang kein Gehör gefunden.“ Urbach plädierte dafür, dass Daaden Anreize für Ärzte schaffen müsse. Die Gemeinde könnte ansiedlungswilligen Allgemeinmedizinern beispielsweise beim Kauf eines Grundstücks helfen.
Da das Daadener Land auch künftig keinen TV-Wundermediziner wie „Dr. House“ an Land ziehen wird, müssen tatsächlich Überlegungen in alle Richtungen angestellt werden, damit die bittere Pille Ärztemangel nicht geschluckt werden muss. AOK-Bezirksgeschäftsführer Holzapfel konnte den Zuhörern auch kein Allheilmittel in Aussicht stellen, aber auch er hatte Ideen mitgebracht. Ein Vorschlag: Verbandsgemeinden wie zum Beispiel die VG Daaden könnten Medizinstudenten aus ihrer Region mit einem Stipendium das Studium mitfinanzieren. Im Gegenzug verpflichtet sich der Arzt in spe, sich, zumindest für einen gewissen Zeitraum, dort dann auch niederzulassen. Die Überlegung, Ärzte im Studium finanziell zu fördern mit der Vorgabe, für eine gewisse Zeit in die Provinz zu gehen, wird ja auch bundespolitisch diskutiert.
Das ist aber eher eine langfristige Lösung, warnt Barth. Denn er rechnete vor, dass ein Mediziner mindestens elf Jahre Ausbildungszeit benötige, bis er sich als Hausarzt niederlassen könne. Holzapfel regte auch Änderungen bei den Hausarztbesuchen an. Manche Visite beim Patienten vor Ort könnte auch durch medizinische Fachangestellte übernommen werden. Der AOK-Mann nannte als Vorbild die Gemeindeschwester in früheren Zeiten. Übrigens: Der Landarzt im ZDF ist nach 25 Jahren mit Stethoskop und Tasche ebenfalls ein Auslaufmodell – doch das dürfte die Patienten im Daadener Land kaum trösten. Claudia Geimer