Für junge Menschen in Wissen
Mannigfache Begleiter auf dem Weg zum Erwachsenwerden
Im "Kindernest Wisserland" wurden die Ausschussmitglieder sowie die Vertreterinnen der kommunalen Kitas von Tagesmutter Anna Tjart (links) begrüßt.
Elmar Hering

Vom einjährigen Säugling bis zum jungen Erwachsenen: Unterschiedlichste Bedürfnisse stellen die kommunale Kinder- und Jugendarbeit vor Herausforderungen. In der VG Wissen gibt es vorzeigbare Lösungen, aber gespart wird auch nicht mit Kritik.

„Kinder sind unsere Zukunft“ – so lautet ein häufig zu hörender Satz. Was alles nötig ist, damit dies eine gute Zukunft wird, das erfuhren die Mitglieder des neu gebildeten Ausschusses „Bildung und Gesellschaft“ der Verbandsgemeinde Wissen aus erster Hand. Auch Verbesserungsmöglichkeiten und das, was eine Kommune überhaupt leisten kann, kamen  auf den Tisch.

Unter der Leitung von Bürgermeister Berno Neuhoff befasste sich der Ausschuss mit einem Großteil des umfangreichen Spektrums in der Kinder- und Jugendarbeit. Den Auftakt bildete ein Besuch im „Kindernest Wisserland“, der seit Jahresbeginn bestehenden Kindertagespflege in der umgebauten ehemaligen Stadiongaststätte. Tagesmutter Anna Tjart berichtete über die gute Inanspruchnahme dieses kostenpflichtigen Angebotes – schon bald werden alle zehn Plätze belegt sein. Organisatorisch ist die Kreisverwaltung mit im Boot. „Wir sind froh, dass wir als erste Kommune im Kreis diesen Weg gegangen sind“, sagte Bürgermeister Neuhoff und lobte die Kindertagespflege als „gutes Modell“.

Der Bedarf ist größer als die personellen Möglichkeiten.
Jennifer Czambor, Leiterin des Wissener Jugendzentrum Offene Tür.

Im weiteren Verlauf der Ausschusssitzung stellte Leiterin Jennifer Czambor die Arbeit des Jugendzentrums Offene Tür (OT) vor. Dieses wird ebenso wie die neue Stelle des Streetworkers getragen von der Katholischen Jugendagentur (KJA) Bonn – Jonas Beier berichtete über die ersten Monate und die Ziele seiner aufsuchenden Sozialarbeit. Keineswegs verschwiegen wurde die momentan schwierige wirtschaftliche Situation der KJA Bonn. Diese befindet sich zurzeit in einem Schutzschirmverfahren und in einem Restrukturierungsprozess. Laut Neuhoff laufen derzeit Gespräche mit allen beteiligten Kommunen (vorwiegend in NRW): „Der Träger will die Wissener Einrichtungen erhalten.“ Da auch die Verbandsgemeinde Wissen daran festhalten wolle, müssten gegebenenfalls an anderer Stelle freiwillige Ausgaben gekürzt werden. Erfreut zeigte er sich über die Hilfe des Kreises.

Wie schon zuvor im „Kindernest Wisserland“ dankten einzelne Ausschussmitglieder für die wichtige und gute Arbeit im Interesse der Kinder und Jugendlichen. Immerhin zählt die mit 1,75 Personalstellen ausgestattete OT täglich im Durchschnitt etwa 30 Besucherinnen und Besucher. Etwa die Hälfte von ihnen hat laut Jennifer Czambor einen Migrationshintergrund – so macht sich etwa bemerkbar, dass in der VG Wissen mit ihren rund 15.300 Einwohnern gegenwärtig etwa 600 Menschen aus der Ukraine leben.

Fiona Wagner ist als Kita-Sozialarbeiterin in Wissen tätig.
Elmar Hering

Im Bereich der Kindertagesstätten ist vor gut einem Jahr eine weitere sehr wichtige Stelle hinzugekommen: die Kita-Sozialarbeit. Im Rahmen dieser anspruchsvollen Tätigkeit ist Fiona Wagner zuständig für die drei kommunalen Kitas in der Stadt Wissen (Lummerland, Villa Kunterbunt, St. Katharina) sowie die evangelische Kita Apfelbaum. Zu den zentralen Handlungsfeldern, so berichtete sie, gehöre vor allem die Einzelfallarbeit (sowohl im Dialog mit den pädagogischen Fachkräften als auch mit den Eltern). Beratungen und Begleitungen prägen ihre tägliche Praxis, egal, ob es um Behördenanträge oder Besuche beim Facharzt gehe. Festgestellt wurde, dass Eltern in zunehmendem Maße damit überfordert zu sein scheinen, sich adäquat um die Entwicklung ihrer Kinder zu kümmern.

Interessante Einblicke vermittelten auch die Erzieherinnen und Leiterinnen aus den fünf kommunalen Kitas im Wisserland. Jutta Erner und Tanja Weger (Lummerland), Marina Schramm (St. Katharina Schönstein), Theresa Brenner (Villa Kunterbunt), Anna Teuwsen (St. Elisabeth in Birken-Honigsessen) und Katharina Kreuz (Löwenzahn in Katzwinkel, inklusive Waldgruppe) lenkten den Blick nicht zuletzt auf den Fachkräftemangel. Einhellig beklagten sie den enormen Verwaltungsaufwand und kritisierten, dass das Neue-Kita-Gesetz des Landes aus pädagogischer Sicht zu „Absurditäten“ führe.

Bürgermeister Neuhoff bekräftigte die Kritik, immerhin gehe es in den fünf kommunalen Kitas um rund 460 Kinder und 140 Beschäftigte. Angesichts des nicht zu leugnenden Investitionsstaus mahnte er dringende Veränderungen der gesetzlichen Grundlagen an.

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