Antwort auf CDU-Anfrage: Standort an der Sieg ist nach Schließung der Geburtshilfe Hachenburg "von großer Bedeutung"
Mainz tritt Gerüchten entgegen: Für Gesundheitsminister Hoch ist Kinderklinik Kirchen gesichert
Droht dem Krankenhaus Kirchen ein ähnliches Schicksal wie der Einrichtung in Altenkirchen? Das Mainzer Gesundheitsministerium versucht, in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage aus CDU-Reihen die Wogen zu glätten. Eine Schließung der Pädiatrie ist demnach kein Thema. Archivfoto: Markus Kratzer
Markus Kratzer

Kreis Altenkirchen. Das Gerücht, die Pädiatrie in Kirchen werde geschlossen, machte schnell die Runde. Das DRK als Träger ruderte schnell zurück. Aus der CDU gab es dazu eine Anfrage an die Landesregierung. Jetzt liegen die Antworten vor.

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Wie geht es nach der Schließung des DRK-Krankenhauses Altenkirchen mit dem Standort Kirchen weiter? Auf die plötzliche Ankündigung vor wenigen Wochen, die beiden Kinderstationen an der Sieg sollen geschlossen werden, reagierte der Träger schnell mit einem Dementi, kündigte an, das Angebot in Kirchen erhalten und sogar verbessern zu wollen.

Doch die Verunsicherung im Krankenhaus und in der Bevölkerung konnte man damit höchstens lindern, nicht ausräumen. Was die heimischen CDU-Landtagsabgeordneten Matthias Reuber (Birken-Honigsessen), Michael Wäschenbach (Wallmenroth) und Jenny Groß (Girod) zu einer Kleinen Anfrage an die Landesregierung zur Zukunft der Pädiatrie am Krankenhaus Kirchen veranlasst hat. Die Antwort aus dem Gesundheitsministerium nimmt jetzt etwas Druck aus dem Kessel. „Die Berichterstattung zu den Gerüchten über die Situation der Pädiatrie am Krankenhaus Kirchen hat auch die Landesregierung erreicht. Kurzfristig wurde Kontakt zum Träger aufgenommen und das Gespräch gesucht. Dabei versicherte der Träger, dass zu keinem Zeitpunkt eine Schließung der Pädiatrie geplant oder beschlossen gewesen sei“, heißt es aus dem Haus von Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD).

“Essenzieller" Bestandteil der Versorgung

Die pädiatrische Versorgung am Krankenhaus Kirchen solle weiterhin ein essenzieller Bestandteil des medizinischen Angebots in der Region bleiben. Dies habe der Träger gegenüber dem Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit bekundet. „Der Träger hat über die aktuellen Herausforderungen der Personalsituation des ärztlichen Personals im Bereich der Pädiatrie berichtet und Lösungsansätze dargestellt“, heißt es weiter. Das Team der Geburtshilfe habe am Standort Kirchen in diesem Jahr gestärkt werden können und sei personell sehr gut aufgestellt.

Doch die Fragen des christdemokratischen Trios gingen über die Pädiatrie hinaus. Welche Abteilungen am Krankenhausstandort Kirchen nach dem Krankenhausplan als unverzichtbar gelten und für die kommenden Jahre gesichert sind, wollten die Oppositionspolitiker wissen.

Die Antwort aus dem Hoch-Ministerium zieht den Radius größer: „Der Landeskrankenhausplan enthält keine Aussagen zu einer Unverzichtbarkeit von einzelnen Abteilungen in Krankenhäusern. Da bei der Bewertung der Versorgung nur in wenigen Fällen ausschließlich ein Krankenhaus relevant ist, sondern das Zusammenwirken und die gemeinsam vorhandenen Kapazitäten berücksichtigt werden müssen, ist eine Bewertung im Einzelfall in der konkreten Situation erforderlich“, heißt es.

Wichtig für zwei Kreise

Keinen Zweifel lässt die Landesregierung daran, dass die Kinder- und Jugendmedizin am Krankenhaus Kirchen für die Versorgung des Westerwaldes im Landkreis Altenkirchen und darüber hinaus „von grundlegender Bedeutung“ ist. „Ein Wegfall des Grundversorgers der Kinder- und Jugendmedizin in Kirchen würde zu höheren Fahrzeiten der Bevölkerung aus der umliegenden Region zu alternativen Versorgern führen. Nach der Schließung der Geburtshilfe in Hachenburg ist auch die Geburtshilfe in Kirchen von großer Bedeutung“, so die Einschätzung.

Doch kann ein Krankenhaus mit Kinderklinik von jedem Ort in den Kreisen Altenkirchen und Westerwald „in einer angemessenen Zeit“ erreicht werden? Auf diese Frage von Reuber, Wäschenbach und Groß legt das Gesundheitsministerium konkrete Zahlen vor. „92,37 Prozent der Bevölkerung in den beiden Landkreisen erreichen einen Grundversorger der Kinder- und Jugendmedizin in unter 40 Minuten. In 100 Prozent wird ein entsprechendes Krankenhaus in unter 50 Minuten erreicht“, rechnet man vor. Die durchschnittliche Fahrzeit zum nächsten Grundversorger der Kinder- und Jugendmedizin betrage in beiden Kreisen 19 Minuten. „Die Erreichbarkeit einer Kinderklinik ist nicht fest vorgeschrieben. Aber aus der Regelung des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) für die Vereinbarung von Sicherstellungszuschlägen ergibt sich, dass neben anderen Voraussetzungen eine alternative Erreichbarkeit von mehr als 40 Minuten Fahrzeit einen Sicherstellungszuschlag begründen kann. Dies belegt die Bedeutung der Pädiatrie in Kirchen“, so die Bewertung aus Mainz.

Blick über Landesgrenzen

Das Ministerium macht aber auch deutlich, dass die Betrachtung von versorgungsrelevanten Fragestellungen nicht an Landesgrenzen ende. „Wie auch bei anderen Bewertungen von Versorgungssituationen werden die Kliniken anderer Bundesländer im Rahmen der Bewertung einbezogen“, betont man.

Die DRK Trägergesellschaft Süd-West hatte im Rahmen der Debatte um eine mögliche Schließung der Pädiatrie in Kirchen, in der nach Angaben des Krankenhauses aktuell 83 Mitarbeiter beschäftigt sind, auch betont, die Kooperation mit der DRK-Kinderklinik in Siegen ausbauen zu wollen.

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