">
Hamm
Literaturtage: Ein "American Dream" der besonderen Art

Moderatorin Maria Bastian-Erll und Williams-Übersetzer Bernhard Robben bildeten anlässlich der "Amerikanischen Nacht" im Hammer Kulturhaus ein Traumpaar des literarischen Dialogs. Foto:

Julia Hilgeroth-Buchner

Hamm. Was wäre gewesen, wenn John Williams diesen Abend erlebt hätte? Diese wundervolle Lesung im Kulturhaus, in der Bernhard Robben mit "Stoner" und "Butcher's Crossing" das Hauptwerk des über lange Jahre vergessenen US-Schriftstellers vorstellte?

Von unserer Mitarbeiterin Julia Hilgeroth-Buchner

Er wäre vermutlich nicht nur geschmeichelt gewesen – nein, diese „Amerikanische Nacht“ hätte Williams auch ein wenig mit sich selbst versöhnt. Robben ist nämlich nicht irgendein „Vorleser“. Er ist Übersetzer, und ein mehrfach preisgekrönter noch dazu.

Grund genug für Maria Bastian-Erll, Gesamtorganisatorin der „14. Westerwälder Literaturtage“, den heimlichen Vater der beiden Williams-Bücher einzuladen und mit ihm vor interessiertem Publikum ins Gespräch zu kommen. Durch gemeinsam absolvierte Veranstaltungen miteinander vertraut, führte Bastian-Erll als Moderatorin durch den Abend, während Robben rezitierte, resümierte und viel von sich und seiner Leidenschaft für John Williams preisgab.

Und so erlebten die Zuhörer einen „American Dream“ der ganz anderen Art. Mit Weisheit, Umsicht und einer an sich schon faszinierenden, weil mysteriös sonoren Stimme, berichtete Robben von Williams' holpriger Karriere, die den Gipfel des Ruhms zu Lebzeiten nie wirklich erreichte. Das schaffte erst Robben, der den Roman „Stoner“ 2013 brillant übersetzte und damit umgehend auf die Bestsellerliste katapultierte.

Doch was ist so berauschend an diesem Buch, das den Weg eines einfachen Farmersohns hin zur Leidenschaft für Literatur und letztlich zur Professur an der Universität beschreibt? Es ist wohl die klare, kompromisslose und von Robben so fantastisch umgesetzte Sprache, die William Stoners gar nicht so spektakuläres, ja fast nüchternes Leben und Lieben beschreibt und die hier ebenso fesselt wie in „Butcher's Crossing“, dem vollkommen gegensätzlich angelegten „Anti-Western“.

Auch dieser packende Roman über den beruflich höchst erfolgreichen Will Andrews, der sich um 1870 in Kansas einer tragisch endenden Büffel-Expedition anschließt, trägt zweifelsfrei Robbens Handschrift und zeugt von dessen tiefer Verbundenheit zum Autor. Schmankerl zum Schluss: Ein Einblick in den bisher noch unveröffentlichten „Augustus“, Williams' in der Cäsar-Ära spielendes Werk.

Zwei Details machten die „Amerikanische Nacht“ letztlich perfekt: Jojo Webers unter die Haut gehende Interpretation der Songs von „Creedence Clearwater Revival“ und das Häppchen-Büffet vom Marienthaler „Heinzelmännchen-Hofcafé“.

Eine rundum stimmige Literaturnacht also – und vielleicht war John Williams ja doch da, um seinen verdienten Übersetzer in Gestalt des restlos begeisterten Publikums in die Arme zu schließen und ihm für seine Mühe und Freundschaft zu danken. Wer weiß?

Top-News aus der Region