Lachmarathon mit Kabarettistin Lioba Albus im katholischen Pfarrsaal
Lioba Albus bei der kfd in Wissen: Von Männern, Frauen und anderen Problemzonen
Ebenso respektlos wie wortgewandt und sehr zum Vergnügen der Zuschauer gab die Dortmunder Kabarettistin Lioba Albus (hier als Mia Mittelkötter) im katholischen Pfarrsaal in Wissen in den Kulissen der Bühnenmäuse einen tiefen Einblick in das Verhältnis von Frau und Mann und die „verrückten“ Dinge dieser Welt. Foto: Thomas Hoffmann
Thomas Hoffmann

Wissen. Es waren zwei Stunden beste Unterhaltung, die am Donnerstagabend mehr als 130 Besucher im Saal des katholischen Pfarrheims in Wissen erlebt haben. Denn mit der aus Attendorn stammenden und in Dortmund lebenden Kabarettistin Lioba Albus hatten die Verantwortlichen der Landfrauen Wisserland und der Wissener kfd eine Künstlerin in die Siegstadt geholt, die in viele Rollen schlüpfte und die mit Wortverdrehern und spitzer Zunge zigfach für anhaltende Lachsalven sorgte.

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Begrüßt wurde sie von der Landfrauenvorsitzenden Mechthild Euteneuer, deren spürbare Vorfreude das Publikum gern teilte.

Als Mia Mittelkötter, eine sauerländische Hausfrau, betritt die Kabarettistin die Bühne – und ohne Zögern fängt sie sogleich an, sich über die Gegebenheiten der heutigen Zeit herzumachen: „Mia, jetzt kommt eine Zeit, in der wirst du überwiegend weggesperrt“, schildert sie unter dem Lachen der Gäste den Beginn der Pandemie und erzählt von ihrem Mann Gustav, der im „Oberstübchen etwas spärlich möbliert“ sei und ohnehin nie aus seinem Fernsehsessel komme. „Wenn ich jetzt in meinem Sessel sitze, tue ich das im Namen der Bundesregierung“, schildert sie die Worte ihres Mannes, um gleich darauf in verzweifelt-komischer Geste den Sinngehalt dieser Aussage zu sezieren: „Wenn der mit mir redet, ist das, als ob auf dem Teppich ein Staubsaugerbeutel platzt, da liegt dann der ganze Müll rum, und du kriegst das nie mehr sortiert.“

„Mia, das ist eine Weltmacht mit drei Buchstaben.”

Die Landfrauenvorsitzende Mechthild Euteneuer zu Beginn der Veranstaltung.

Beinahe übergangslos wechselt Mia lästernd zur Politik: „Es gibt keine Frauen mehr, die mit mir durch die Dunkelheit gehen (gemeint ist Angela Merkel), dafür haben wir jetzt etwas Ähnliches wie eine Bundeskanzlerin, aber als Mann, und England hat etwas Ähnliches wie eine Königin.“

Schon jetzt ist die Stimmung im Pfarrsaal sehr heiter, und die Kunstfigur Mia Mittelkötter tut alles, um diese weiter anzuheizen. Ebenso gekonnt wie respektlos nimmt sie so ziemlich alles aufs Korn, was die westfälische Hausfrau bewegt. Ob es der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz ist, bei dem sie vermutet, dass er als Kind nicht bis zu Ende gestillt wurde und deswegen noch immer hungrig sei, oder der ehemalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering „bei dem erstmals eine Mischung aus Mensch und Dackel geglückt ist“. Auch Christian Lindner bleibt nicht verschont – Mia wundert sich, dass er nicht ein Video von seiner Hochzeitsnacht gepostet hat („Oh Gott, oh Gott, das mag ich mir gar nicht vorstellen“). Kaum jemand Prominenten der aktuellen und vergangenen politischen Bühne lässt die Kabarettistin ungeschoren davonkommen.

Dabei zeigt sie sich sehr wandlungsfähig. Eben noch ist sie die westfälische Hausfrau mit Lockenfrisur und Faltenrock und einen Moment später ein Wodka trinkender Mann, der sich mit zunehmend weinerlicher und lallender Stimme beklagt, dass seine Partnerin mit seinem besten Freund durchgebrannt sei und dem nur der 13 Jahre alte Hund geblieben ist, der es allerdings kurze Zeit später vorzieht, für ein „Leberwurstbrot“ bei dessen Mutter zu bleiben.

Auch als Blondine mit beschränktem Horizont macht Lioba Albus eine glänzende Figur: „Ich bin heute mit meinem Auto zwei Mal an der gleichen Stelle geblitzt worden, beim ersten Mal war ich mir nicht sicher, deswegen wollte ich es überprüfen und bin mit dem gleichen Tempo noch einmal durchgefahren“, sagt sie, ehe sie mit nachdenklich-komischer Mimik einen Blick in ihr Innerstes wirft: „Ich frage mich, ob vielleicht mit meinen Hirnströmen etwas nicht in Ordnung ist, jedenfalls habe ich oft Pech beim Denken“. Und auch ihre „blonden Kolleginnen“ nimmt sie aufs Korn, wobei ihre Worte ebenso frech wie milieugerecht wirken: „Manche Weiber haben die Pelle so straff gezogen, wenn die mal lachen wollen, müssen die das Knie heben“, ist nur eine von vielen bissigen Aussagen, die bei den überwiegend weiblichen Zuschauern für nahezu pausenlose Zwerchfellattacken sorgen.

Ganz zum Schluss wird die erfahrene Komikerin wieder zu Mia Mittelkötter. Pointiert betont sie die körperlichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Alter, denn während Frauen „kegelförmig werden“, sei es beim anderen Geschlecht genau anders herum: „Wenn ein Mann dick wird, das ist, als ob man ihn langsam von unten her aufpumpt.“ Auch diese Beschreibung betont sie mit Gesten und verzweifelt-komischer Mimik, was noch einmal schallendes Gelächter hervorruft – an einem Abend, der ebenso humorvolle wie tiefe Einblicke in das Verhältnis zwischen Mann und Frau gab und der darüber hinaus den Blick in eine verrückt-chaotische Welt öffnete, wie ihn vielleicht nur eine westfälische Hausfrau haben kann.

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