Heimatroman vorgestellt
Lebendige Episoden aus Betzdorfs jüngerer Geschichte
Heimatforscher Joachim Weger stellte beim Betzdorfer Geschichtsverein seinen neuesten Heimatroman vor.
Geimer Claudia. Claudia Geimer

In unserer globalisierten Welt ist das Interesse an Heimat und Heimatgeschichte groß. Auch Heimatliteratur findet viele Freunde. Eine beispielhafte Neuerscheinung präsentierte jetzt der Betzdorfer Geschichtsverein. 

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„Fliegende Aktenordner“ und eine Aktentasche – die Lesung von Joachim Weger (75) aus seinem neuen Heimatroman „Wo Basalt die Berge krönt“ gestaltete sich spannend und unterhaltsam. Eingeladen hatte der heimische Geschichtsverein (BGV) ins „Haus der Betzdorfer Geschichte“, wo fast alle Stühle besetzt waren.

Der Heimatforscher aus Steinebach ist Stammgast beim BGV. „Weil er einer der wenigen ist, die die Historie Betzdorfs aufzeigen. Seine Bücher haben Bezüge zu Betzdorf. Das passt“, sagt BGV-Geschäftsführer Gerd Bäumer und fügt hinzu, „das ist Geschichte pur, was vorgelesen wird.“

Die Lesung stieß auf eine gute Resonanz.
Geimer Claudia. Claudia Geimer

Geschichte verbunden mit Geschichten. Beleuchtet wird in dem neuen Buch die Epoche von 1872 bis 1897, wie Weger im Gespräch in der Pause erläutert. „Auf vielfachen Wunsch habe ich mich mit der Zeit der Industrialisierung beschäftigt. Betzdorf kam in dieser Zeit nach vorne, und unsere Vorfahren haben damals die Grundlage für unseren Wohlstand gelegt, mit ihrer Hände Arbeit und nicht am Computer“, führt der Autor, Mitglied im BGV, weiter aus. Das Buch beschließe die Romanreihe. Der Posaunenchor gestaltete die Lesung musikalisch.

Weger gelingt es, in einzelnen Episoden Betzdorfer Persönlichkeiten, wie den Gemeindevorsteher Johann Peter Hähner, lebendig werden zu lassen. Der Zuhörer sieht ihn vor seinem geistigen Auge durch Betzdorf gehen, zur Eröffnung des ersten Wochenmarkts, ins Germania Bad, der ersten preußischen Kaltwasser-Heilanstalt oder zur Bahnhofswirtschaft, wo Droschken mit den ersten Automobilen konkurrieren, und die Fahrer „Nettigkeiten“ untereinander austauschen. Es sind bewegte Zeiten, und der Zuhörer sieht die einfachen Leute vor sich, die Bäuerinnen aus dem Gebhardshainer Land, die mit dem Pferdewagen zum neuen Markt fahren, den Kutscher, die Dienstmagd aus der Firma Jung-Jungenthal in Kirchen oder den Fotografen Peter Rosenzweig, wie er mit der Eisenbahn nach Betzdorf kommt, um dort ein Atelier zu eröffnen. Der Alltag spielt sich auf den Chausseen und in den Gassen ab – und der Leser taucht in diese Epoche ab, die nur ein Motto kannte: Fortschritt.

BGV-Geschäftsführer Gerd Bäumer präsentierte den überraschten Zuhörern die Original-Aktentasche des Gemeindevorstehers Johann Peter Hähner.
Geimer Claudia. Claudia Geimer

Der ehemalige Betzdorfer Bürgermeister und Landrat Michael Lieber wirft als Co-Vorleser in einem Kapitel einen Blick ins Büro seines Amtsvorgängers Friedrich Boehm in Altenkirchen und nutzt die Gelegenheit, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Denn das Boehmsche Büro von 1882 bis 1902 – „war auch mein Dienstzimmer“. Liebers rechte Hand war damals Joachim Brenner – der aktuelle Bürgermeister der VG Betzdorf-Gebhardshain. Geschickt fängt er während Liebers Ausführungen einen ihm zugeworfenen Aktenordner auf. Bürokratie in Amtsstuben kann mitunter kurzweilig sein, erfahren die amüsierten Zuhörer. Brenner gehörte ebenso zu den Vorlesern wie Stadtbürgermeister Johannes Behner, die Beigeordnete Steffi Stieler sowie Gerd Bäumer, Barbara Jäger und Christoph Pfeiffer (BGV). Der Geschäftsführer wartete mit einer Überraschung auf und präsentierte die Original-Aktentasche aus dem Nachlass von Gemeindevorsteher Hähner.

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