Bueroboss.de/hoffmannschließt den Laden und stärkt das Kerngeschäft
Ladengeschäft in Wissen schließt: Doch ein Traditionsunternehmen stellt sich dem Wandel
An der Ecke Rathausstraße/Schulstraße in Wissen hat das Unternehmen einen guten Standort. Ohne den Laden wird der Eingang künftig von der Schulstraße aus erfolgen. Foto: Elmar Hering
Hering

Wissen. Die Schließungsgerüchte um das Wissener Traditionsgeschäft bueroboss.de/hoffmann sind nur die halbe Wahrheit, tatsächlich stehen beim Kerngeschäft als Büroausstatter die Zeichen auf Wachstum. Die RZ sprach mit Britta Bay, seit 2011 Inhaberin und alleinige Geschäftsführerin, über Beweggründe und Pläne.

Für den Laden ist in weniger als drei Monaten Schluss; nach 116 Jahren schließt eines der traditionsreichsten Ladengeschäfte in Wissen. In vierter Generation führt Britta Bay das Haus, zu dem früher lange Zeit auch eine Druckerei gehörte. Als 1951 der Unternehmenszweig als Büroausstatter durch den damaligen Firmeninhaber Willy Hoffmann deutlich ausgebaut wurde, gehörte der Laden schon seit fast einem halben Jahrhundert fest zum Wissener Stadtbild. Doch in den vergangenen Jahren hat sich viel verändert, Filialen in Altenkirchen und Betzdorf sind schon lange dicht. Auch am Wissener Stammsitz ist der Schreibwarenladen nicht länger wirtschaftlich haltbar. „Schon seit 2012 schreibt der Laden rote Zahlen“, sagt Britta Bay, „seit 2013 hat sich die Kundenzahl quasi halbiert.“ Auf die Frage, welche Gründe dazu führten, muss die Geschäftsführerin nicht lange nachdenken: das veränderte Einkaufsverhalten der Kunden, die Digitalisierung, die Konkurrenz durch den Online-Handel sowie durch Discounter, die zumindest aktionswochenweise das einschlägige Warensegment feilbieten. Britta Bay: „Zu uns kommen viele Kunden nur noch für Nischenprodukte, etwa bestimmte Schulhefte.“ Dabei hat der Laden so viel mehr zu bieten: Schreibwaren, Schulutensilien, Bücher, Geschenkartikel, Grußkarten, Schulranzen und so weiter. Auch mehreren Versuchen, sortimentstechnisch zu reagieren, blieb der dauerhafte Erfolg verwehrt: „Spielwaren, neue Schulranzenmodelle, Gourmet-Ecke, Computerzubehör, wir haben jedes Jahr was Neues probiert“, blickt die Geschäftsführerin zurück.

Betroffen von der bevorstehenden Schließung des Ladens sind acht Mitarbeiterinnen. Entsprechende Kündigungen hat die Geschäftsführerin schweren Herzens ausgesprochen. Dass seit 2018 kein Einzelhandels-Azubi mehr beschäftigt wurde – anders als in der Vergangenheit üblich – war der absehbaren Situation geschuldet.

Die Schließungsabsicht habe sie bewusst frühzeitig kommuniziert, sagt Britta Bay. In Gesprächen signalisierte Citymanager Ulrich Noß seine Unterstützung. Noch läuft die Suche nach einem Nachmieter, doch eine Lösung scheint nicht außer Reichweite, eventuell sogar innerhalb Wissens. Der Ausverkauf soll am 2. November beginnen; endgültig zum letzten Mal öffnet der Laden dann am Samstag, 12. Dezember, seine Tür.

Für Britta Bay, die auch stellvertretende Vorsitzende des Treffpunkts Wissen ist, bedeutet das aber keineswegs, dass sie sich dann öfters ein Päuschen gönnen kann. Im Gegenteil, denn der zweite Teil des Unternehmens, der sich auf gewerbliche Kunden konzentriert, stellt sich auf die ständig neuen Anforderungen ein und wächst. Konzentriert treibt Britta Bay Umbaupläne voran, so soll zum Beispiel künftig der Haupteingang von der Schulstraße her zu begehen sein. Dort werden die Ansprechpartner für IT-Lösungen, Drucktechnik und Büroeinrichtung persönlich erreichbar sein sowie eine Gebrauchtmaschinen-Ausstellung integriert. Neu entstehen wird ferner im Obergeschoss das sogenannte „Work Lab“, eine Art Besprechungsraum, modern eingerichtet und technisch komplett ausgestattet, der etwa für Tagungen, Meetings, Workshops oder Kundengespräche angemietet werden kann.

Mit seinem Kerngeschäft als Büroausstatter deckt das Wissener Familienunternehmen einen Radius von etwa 30 Kilometern ab, sozusagen zwischen Siegen und Neuwied. Das elfköpfige Team plant komplette Büroeinrichtungen einschließlich Akustik- und Konferenz-Lösungen, veranlasst die Montage, kümmert sich als zertifizierter Markenhändler um Drucktechnik und Workflow mit entsprechendem Service und Wartung. Mit ein paar Büroartikeln ist es dabei nicht getan, das Spektrum reicht sozusagen von der Kondensmilch über den Schreibtischstuhl bis zu Druckern und Software. Laut Britta Bay betreut das Unternehmen zurzeit zum Beispiel an die 500 Multifunktionsgeräte (Kopieren, Drucken, Scannen, Archivieren, Faxen), die bei Kunden zum Teil als Leasingobjekte stehen. Durch Kooperationspartner erweitert sich der Service-Radius auf halb Europa.

Zudem finden die zunehmende Digitalisierung und die Suche nach Datenschutzlösungen ihren Niederschlag: Seit 2018 kooperiert die Hoffmann GmbH & Co KG mit dem IT-Spezialisten Krombach Digitaltechnik. Außerdem soll vor Ort das Angebot vergrößert werden, Unternehmen sichere Serverkapazitäten zur Verfügung zu stellen.

Von unserem Redakteur Elmar Hering

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