Kurzarbeit, Werksschließung: Auch Menschen im AK-Land bangen um ihren Job
Kurzarbeit, Werksschließung: Böllerverbot trifft Weco-Beschäftigte hart
Den beliebten Feuerwerksverkauf zum Jahreswechsel (wie hier im Jahr 2019) sollte es pandemiebedingt auch dieses Jahr nicht geben. Doch mit dem generellen Verkaufsverbot muss Weco nun 160.000 ausgelieferte Paletten Feuerwerksware für den deutschen Einzelhandel wieder zurücknehmen.
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Anfang Dezember haben Bund und Länder das Verkaufsverbot von Silvesterfeuerwerk beschlossen. Aufgrund der Corona-Pandemie soll es im zweiten Jahr in Folge kein Lichterspektakel zur Jahreswende geben. In Eitorf sind laut einer Pressemitteilung der Pyrotechnischen Fabrik Weco 350 Mitarbeiter in Schockstarre.

Den beliebten Feuerwerksverkauf zum Jahreswechsel (wie hier im Jahr 2019) sollte es pandemiebedingt auch dieses Jahr nicht geben. Doch mit dem generellen Verkaufsverbot muss Weco nun 160.000 ausgelieferte Paletten Feuerwerksware für den deutschen Einzelhandel wieder zurücknehmen.
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„Die Verbotsbegründung entbehrt jedweder Grundlage und ist wissenschaftlich nicht nachvollziehbar“, heißt es aus der Presseabteilung des Eitorfer Feuerwerksherstellers, bei dem überwiegend Menschen aus dem Rhein-Sieg-Kreis, aber auch aus dem AK-Land beschäftigt sind. Die Stimmung in Eitorf sei getrübt, seit Anfang des Jahres sind die Mitarbeiter in Kurzarbeit und bangen derzeit um ihren Job.

Das letztjährige Verkaufsverbot habe das größte deutsche Feuerwerksunternehmen, welches auf eine 73-jährige Tradition zurückblickt, bereits in seine schwerste Firmenkrise seit Unternehmensgründung gestürzt.

„Trotz Überbrückungshilfen, die jedoch nach wie vor keinesfalls vollständig ausgezahlt wurden, sowie Kosteneinsparungen und standortübergreifender Kurzarbeit musste das Unternehmen zum Geschäftsjahresende einen Verlust in zweistelliger Millionenhöhe verzeichnen. Daher konnte zuletzt auch die Schließung des Freiberger Produktionsstandortes nicht abgewendet werden, was die Entlassung von rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedeutete. Nun müssen auch die restlichen bei Weco beschäftigten Menschen um ihre Jobs bangen“, teilt das Unternehmen mit. Die Ware für den Handel werde nun ein weiteres Jahr eingelagert und finanziert.

Der Eitorfer Bürgermeister Rainer Viehof kann das Verkaufsverbot auch nicht nachvollziehen. „Es gibt keine sachliche Grundlage, dass durch das Silvesterfeuerwerk die Inzidenzen oder die Hospitalisierungsraten steigen“, sagt er.

Vielmehr sieht er Versäumnisse und falsche Strategien in der Bekämpfung der Pandemie. Für die Firma Weco sei dieses Verkaufsverbot fast wie ein Berufsverbot. 95 Prozent des Jahreseinkommens erziele das Eitorfer Unternehmen an drei Tagen im Jahr. „Da sind wir an einem Punkt angekommen, wo es finanzielle Hilfen braucht.“ Viehof habe Angela Merkel, Bundeskanzler Olaf Scholz und auch den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst angeschrieben. Allerdings habe er keine Hoffnung, dass das Verbot zurückgenommen wird.

Laut Weco erhöhe das Verkaufsverbot das Risiko von Verletzungen maßgeblich. „Die Situation jetzt bewirkt doch genau das Gegenteil, was man mit dem Verbot eigentlich erreichen will. Nämlich, dass viele Menschen illegale und lebensgefährliche Feuerwerkskörper im Ausland oder sogar auf dem Schwarzmarkt kaufen oder im schlimmsten Fall selbst Feuerwerkskörper basteln“, so der Sprecher der Geschäftsführung, Thomas Schreiber.

Hat sich das Verkaufsverbot im vergangenen Jahr durch weniger Notfälle bemerkbar gemacht? Ob beim vergangenen Jahreswechsel nun weniger verletzte Menschen neben jenen, die zu tief ins Glas geschaut haben, in der Notaufnahme behandelt werden mussten, dazu hat die ärztliche Leiterin der Notfallambulanz am DRK-Krankenhaus in Altenkirchen, Dr. Miriam Buchwald, keine genauen Zahlen zur Verfügung. „Ich hatte das Gefühl, dass es etwas ruhiger war. Das lag natürlich auch daran, dass große Feiern nicht stattgefunden haben.“

Verletzungen durch Feuerwerk würden in Altenkirchen und Umgebung – anders als etwa in Großstädten – nicht so schwer ins Gewicht fallen. Aber: „Wenn es Verletzungen durch Feuerwerkskörper gibt, dann sind diese meistens auch schwer“, sagt Buchwald. Aus medizinischer Sicht begrüßt sie deshalb das Verkaufsverbot von Böllern und Raketen.

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