Am Dienstag, 24. Juni, werden in der Kreisstadt die Bioabfalltonnen geleert. Doch das wird keine „normale“ Leerung sein. Denn der Abfallwirtschaftsbetrieb des Kreises (AWB) wird im Stadtgebiet stichprobenartig intensive Kontrollen der Gefäße vornehmen, wie Werkleiter Werner Schumacher gegenüber unserer Zeitung betont. Solche Kontrollen würden im AK-Land bereits seit Längerem praktiziert, doch hat der jetzt geplante Check auch einen aktuellen (politischen) Hintergrund.
Seit 1. Mai gilt eine neue Bioabfallverordnung, die das Ziel hat, die Abfalltrennung und die damit verbundene Recyclingquote im Bereich Bioabfall zu verbessern und den Anteil von Störstoffen wie Kunststoff, Glas und Metall im Biotonnenabfall spürbar zu reduzieren. „Die Bioabfallbehandlungsanlagen können nun Chargen an Bioabfällen mit Fremdstoffanteilen von mehr als 3 Prozent abweisen oder enorme Mehrkosten für den höheren Behandlungsaufwand und höheren finanziellen Aufwand zur Entsorgung der Störstoffe einfordern. Dies möchte der AWB im Sinne der Bürger natürlich verhindern“, erläutert Schumacher.
Nichts Eingeschweißtes in die Biotonne
Die Kompostierungs- oder Vergärungsanlagen seien nicht in der Lage, alle Störstoffe vollständig zu eliminieren. Daher könnten etwa kleine Kunststoffteile in den Endprodukten Kompost oder Gärreste befinden und dann bei der Verwertung mit auf die Felder gelangen. Fakt ist: Nicht kompostierbare Stoffe, sogenannte Störstoffe, werden in der Bioabfalltonne zunehmend zu einem Problem.
Aber was sind die häufigsten Fehler, die beim Befüllen der Bioabfalltonne gemacht werden? „Neben Fehlwürfen wie klassischem Restabfall, noch eingepackten Lebensmitteln, etwa eingeschweißte Wurst- oder Käsepackungen mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum, machen uns die Kunststoffbeutel und verrottbaren Kunststoffbeutel (BAW-Beutel) am meisten zu schaffen. Kunststoffbeutel jeglicher Art sind im Landkreis Altenkirchen in Bezug auf die Bioabfalltonne nicht erlaubt. Alternativen sind Zeitungspapier oder Papiersäcke“, so der Werkleiter. Daher sei es wichtig, die Bioabfalltonne ausschließlich nur mit zur Kompostierung oder Vergärung geeigneten biologischen Abfällen zu befüllen.
„Ohne Kontrollen geht es nicht, und diese wirken sich auch positiv aus.“
Werner Schumacher, Werkleiter des Abfallwirtschaftsbetriebes im Kreis Altenkirchen (AWB)
Schumacher will bei den Erfahrungen mit der braunen Tonne aber auch nicht schwarzmalen: „Die Qualität der eingesammelten Bioabfälle ist im Landkreis Altenkirchen grundsätzlich nicht schlecht. In gewissen Abfuhrgebieten liegen wir jedoch leicht oberhalb der gesetzlich geforderten Werten. Grundsätzlich ist die Qualität in ländlichen Strukturen immer besser wie in städtischen Gebieten“, berichtet er.
Aber wie sehen die stichprobenartigen Kontrollen im Rahmen der Aktion „Bioabfalltonnen-Blitzer“ nun aus? Werden in einer Tonne Verunreinigungen festgestellt, wird diese gekennzeichnet, um auf die Fehlbefüllung aufmerksam zu machen. Wie im Fußball gibt es dabei gelbe und rote Karten. Der gelbe Anhänger bedeutet, dass eine geringe Fehlbefüllung vorliegt, die Abfalltonne aber nochmals geleert wird. Erst im Wiederholungsfall bleibt die Tonne stehen. Der rote Anhänger besagt, dass eine massive Fehlbefüllung vorliegt und deshalb keine Leerung erfolgt. Der Bürger muss nachsortieren und wird seinen Bioabfall dann bei der nächsten regulären Abfuhr los.
Fotos dokumentieren Kontrollergebnisse
Der AWB weist darauf hin, dass die Abfuhr nicht außer der Reihe erfolgt. Die Kontrollen der Bioabfalltonnen werden durch Fotos dokumentiert und ausgewertet. „Eine Nachsortierung der Bioabfalltonnen ist für den Bürger sicherlich nicht angenehm. Verursacher ist er jedoch höchstpersönlich, und ein einmaliger sowie nachhaltiger Lerneffekt sollte für die Folgejahre sicherlich genügen“, so die Einschätzung des Werkleiters.
Aber wer führt die Kontrollen durch? Gibt es externe Helfer? Laut Schumacher sind es die Müllwerker, die diese Aufgabe erledigen. „Der Einsatz von externen Kräften ist sehr kostenintensiv und wäre natürlich auch gebührenrelevant. Daher verzichtet der AWB zunächst auf diese Variante“, führt der Experte aus. Allerdings überlege man mittelfristig auch den Einsatz von technischen Lösungen wie etwa über KI-Systeme an den Abfallsammelfahrzeugen.
Das System hat sich bewährt
Einen Tonnencheck, wie er nun in der Stadt Altenkirchen erfolgt, hat es zuvor schon andernorts im AK-Land gegeben. Für Werner Schumacher also eigentlich nichts Besonderes: „Kontrollen hat es in den letzten Jahren immer mal wieder gegeben, und schließlich kontrollieren wir ja über die Müllwerker bei den Abholungen tagtäglich“, erklärt er. Auch die Abfallberatung des AWB sei in diesem Thema mittlerweile schwerpunktmäßig im Einsatz. „Ohne Kontrollen geht es nicht, und diese wirken sich auch positiv aus“, so sein Fazit.
Deshalb will der AWB auch das System der gelben und roten Karten beibehalten. „Die meisten Bürger reagieren verständnisvoll, und der Hintergrund sind meist Informationsdefizite trotz massiver PR-Arbeit“, schildert Schumacher die Erfahrungen. Worauf er noch hinweist: Bei Fehlbefüllungen verstoßen die Bürger gegen die Abfallsatzung und begehen grundsätzlich Ordnungswidrigkeiten. Doch im Gegensatz zu anderen öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern drohe der AWB nicht ständig mit entsprechenden Verfahren und habe bis heute auch im Wesentlichen darauf verzichtet.
Kontakt zum AWB
Weitere Fragen beantwortet die Abfallberatung des Abfallwirtschaftsbetriebes (AWB). Unter abfallberatung@awb-kreis-ak.de oder Telefon 02681/813070 kann der Kontakt aufgenommen werden. red