Gebhardshain
Konrad Schwan: Mit aller Kraft für die Menschen aktiv sein

Gut 14 Jahre lang war Konrad Schwan Bürgermeister der Verbandsgemeinde Gebhardshain. Nun geht er in den Ruhestand. Am Donnerstag, 22. Dezember, 18 Uhr, wird er im Gebhardshainer Rathaus verabschiedet. Foto: Andreas Neuser

andreas neuser

Gebhardshain. Gebhardshains Bürgermeister Konrad Schwan geht in den Ruhestand. Mit der Fusion der beiden Verbandsgemeinden Gebhardshain und Betzdorf zur neuen Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain unter Bürgermeister Bernd Brato zum 1. Januar 2017 wird Schwan "eine ordentliche Übergabe" machen.

Gut 14 Jahre lang war Konrad Schwan Bürgermeister der Verbandsgemeinde Gebhardshain. Nun geht er in den Ruhestand. Am Donnerstag, 22. Dezember, 18 Uhr, wird er im Gebhardshainer Rathaus verabschiedet. Foto: Andreas Neuser

andreas neuser

Im Februar 2017 wird Schwan 64 Jahre alt. Mehr als 47 Berufsjahre hat er hinter sich. Seit Juli 2002 war er Bürgermeister der Verbandsgemeinde Gebhardshain. Die Rhein-Zeitung sprach mit ihm über die vergangenen gut 14 Jahre.

Die erste Aufgaben nach Amtsantritt? Was ging, was wurde nicht umgesetzt? Schulen, neue Baugebiete und Wasserpreise standen für Schwan bei seinem Antritt als Bürgermeister im Jahr 2002 auf der Agenda. „Vieles davon ist gemacht.“ Aber es gab auch Themen, die damals nicht vorhersehbar waren: Ganztagsschule, Windkraft und Fusion gehören dazu. „Aber auch im Bereich Tourismus war mehr zu tun, als ich gedacht hatte.“ Er habe damals auch keine Wahlversprechen gemacht. „Mit aller Kraft für die Menschen im Gebhardshainer Land aktiv sein“, das sah er als seine Aufgabe an. „Ich wusste, was als Bürgermeister auf mich zukommt“, sagt Schwan rückblickend. Schließlich kommt er aus der Verwaltung und war bereits viele Jahre Ortsbürgermeister in Kausen.

Eine eigenständige Wirtschaftsförderung hätte er gerne im Rathaus gehabt. „Vielleicht war da die VG Gebhardshain auch zu klein dafür. Aber Wirtschaftsförderung haben wir dennoch gemacht, allerdings ohne feste Institutionalisierung.“ Was nicht ging, war das interkommunale Gewerbegebiet bei Nauroth – schließlich ist dort ein Solarpark entstanden.

In Baugebieten sind zu seiner Überraschung noch viele Häuser entstanden. Das Neubaugebiet Kausen ist aber voll. Ein neues Baugebiet gibt es noch in Malberg. In Zukunft gelte es, den Blick auf Baulücken und den Verkauf bestehender Häuser zu richten. „Und es gibt wenig Leerstand im Gebhardshainer Land“, freut sich der Rathauschef.

Als Nachfolger von Günter Schneider (rechts) wurde Konrad Schwan 2002 als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Gebhardshain ins Amt eingeführt. Archivbild: Eva-Maria Stettner

Dinge, die einmal von Bürgermeister Schwan in Erinnerung bleiben sollen: „Die Bürger sollen mich in guter Erinnerung behalten“, hofft er. Vor allem im Schulbereich, wo er sich zum Beispiel intensiv für die Stelle des „Jobfuxes“ (Vermittler zwischen Schule und Arbeitswelt) einsetzte, ebenso für die Ganztagsschule und Ganztagsangebote in den Kindergärten. „Da lag ich nicht immer auf der Linie der CDU“, schmunzelt er. Das hat aber einen Hintergrund: Denn er selbst ging bereits als kleiner Junge in einen Ganztagskindergarten: Das war in den Jahren 1958/59 im Vinzenzhaus in Gebhardshain. Vom Pädagogischen her waren das natürlich ganz andere Ansätze, und auch von der Größe her war die Einrichtung freilich mit heutigen Kitas nicht zu vergleichen. Sehr viele Kinder wurden in einem Raum betreut, dazu gab es Feldbetten für die Mittagsruhe.

Die Senioren hatte Schwan immer besonders im Blick. Das war und ist ihm ein persönliches Anliegen. Viele Besuche gab es. Stets war er auch fürs Seniorenheim Vinzenzhaus Ansprechpartner.

Schöne und weniger schöne Erinnerungen: Positiv bleibt die Einweihung des Barbaraturms oberhalb von Malberg im Gedächtnis. Der Flächennutzungsplan Windkraft gemeinsam mit Wissen hingegen bleibt in schlechter Erinnerung. „Da sind wir grandios gescheitert.“ Negativ waren aber auch Diskussionen im Zusammenhang mit den Windrädern im Bereich Spielstück bei Gebhardshain. Da war viel Polemik im Spiel. Manches ging unter die Gürtellinie. So manches anderes hat sich bei Schwan tief in die Erinnerung eingegraben: Da sind zum einen die persönlichen Schicksale von Bürgern. Aber auch ein Unwetter in Steinebach bleibt ihm stark im Gedächtnis haften. Im Sommer 2006 war der Ort nach einem Starkregen praktisch abgesoffen, Wohnungen und Geschäfte wurden zerstört. „Es war nicht schön, das zu sehen.“ Der Sachschaden war enorm. „Wir können froh sein, dass es damals keine Verletzten oder mehr gegeben hat.“

Der letzte Arbeitstag naht: An den letzten Arbeitstag im Büro im Rathaus kann Schwan bisher noch nicht denken. Dafür liegt noch zu viel Arbeit an. Zumal Schwan als Kreisbeigeordneter derzeit auch den erkrankten Landrat Michael Lieber vertritt. In Schwans Büro sind noch keine Spuren von einem Auszug zu sehen. „Aber um ein paar Umzugskartons habe ich mich heute gekümmert“, erzählt er am 8. Dezember. Ein kleiner Anfang. Den Schritt, jetzt in den Ruhestand zu gehen und nicht als hauptamtlicher Beigeordneter in der neuen Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain tätig zu sein, „der ist weiterhin richtig. Da will ich auch nichts zurücknehmen.“

Konrad Schwan ist beliebt. Doch es gibt auch Eigenheiten: Man könne es nicht jedem recht machen. Besonders bei Beitragsbescheiden gebe es immer wieder Diskussionen, hat er in all den Jahren festgestellt. „Man muss aber auch schon einmal unangenehme Entscheidungen treffen.“ Auch bei polizeilichen Verfügungen ist Schwan mit im Boot. „Da habe ich schon einmal einen Hund beschlagnahmt“, erinnert er sich. „Ein Bürgermeister kann nicht nur Positives machen“, stellt er fest.

Aber eine Erfahrung hat er in den vergangenen Jahren gemacht. „Wenn man zu einer Entscheidung steht, dann nehmen die Leute einen auch ernster.“ Auch im Rathaus muss er als Chef schon einmal durchgreifen. Da gab es Diskussionsbedarf und auch Abmahnungen. Allgemein ist es aber gut gelaufen im Rathaus. Eine „Schwäche“ von Schwan ist seine Ironie. „Damit kommt nicht jeder klar. Das versteht nicht jeder.“

Nach seinem Amtsantritt 2002 war neu für die Mitarbeiter im Rathaus, dass der Chef zu ihnen ins Büro kam, wenn etwas zu besprechen war. Zu Beginn habe das mancher als Kontrolle gesehen. „So war das aber nie von mir gemeint.“

Ein Rat an Menschen, die in die Politik gehen: „Nimm Dich nicht so wichtig.“ Politische Arbeit, und das gilt auch für andere ehrenamtliche Arbeit, kann aber auch viel Spaß machen. „Da gibt es jede Menge Glücksmomente.“

Die Fusion der Verbandsgemeinden im Rück- und Ausblick: Als Schwan Bürgermeister wurde, da war von der Fusion von Verbandsgemeinden noch keine Rede. Als sie später in die Diskussion kam, „da habe ich sie nicht gewollt.“ Man habe sich später aber ins Gesetz gefügt. Als klar war, dass es ein Zusammengehen mit Betzdorf gibt, „haben wir von dem Tag an darauf hin gearbeitet, dass das gelingt. Mit Betzdorfs Bürgermeister Bernd Brato gibt es einen Partner, der auch dieses Ziel hat.“ Heute ist sich Schwan sicher: „Die Fusion wird uns gelingen. Auf Dauer werden wir auch Geld einsparen.“

Was im (Un)ruhestand bleibt: Der komplette Ruhestand ist bei Schwan nicht angesagt. Kreisbeigeordneter, DRK-Vorsitzender in Gebhardshain, Vorsitzender Kreisheimatverein und Beirat der Lebenshilfe im Kreis Altenkirchen sind Aufgaben, die er weiter übernimmt. Dennoch hat er sich nach dem Ausscheiden aus dem Amt vorgenommen: „Erst einmal runter kommen. Von etwas mehr Privatleben darf ich dann einmal träumen.“

  • Biografische Daten: Konrad Schwan, 1953 in Kausen geboren, absolvierte eine Verwaltungslehre bei der Kreisverwaltung Altenkirchen. 1980 wurde er persönlicher Referent von Landrat Dr. Alfred Beth, 1984 Referatsleiter Abfall und 1986 Abteilungsleiter Umwelt. Ab '92 arbeitete er als persönlicher Referent von Landrat Herbert B. Blank, '98 wieder für Beth, bis er im gleichen Jahr zum Büroleiter ernannt wurde. Mitglied des VG-Rates war Schwan von '74-'89 und '94-'99. 13 Jahre war er Ortsbürgermeister von Kausen, 18 Jahre Mitglied des Ortsgemeinderates. Die Wahl zum Bürgermeister der VG Gebhardshain gewann er mit 51,11 Prozent. Das war ein beachtliches Ergebnis gleich im ersten Wahlgang. Denn berücksichtigt werden muss, dass sich bei der Wahl noch weitere vier Kandidaten dem Votum der Gebhardshainer Bürger stellten.
  • Sozialfonds ins Leben gerufen: Menschen unbürokratisch da helfen, wo es notwendig ist, das war stets ein Anliegen von Schwan: „Denn es gibt Fälle, wo es in Notlagen keine gesetzlichen Ansprüche gibt.“ So gründete er zu Beginn seiner Amtszeit einen Sozialfonds. Gespeist wurde er von Spenden. Ordentlich beim Finanzamt angemeldet ist er ebenso. In rund 80 Fällen konnte geholfen werden. Oft waren es Kleinigkeiten, bei denen zum Beispiel 100 Euro reichten. Es gab Familien, da fehlte Geld für eine Kommunionfeier. Das wurde dann organisiert. Eine große Spendenaktion gab es einmal für eine Familie, in der Vater und Mutter an Krebs erkrankt waren. Hinweise, wo Hilfe angebracht ist, erhält Schwan über Schulen, Kindergärten, Pfarreien und Bürgern, die wissen, dass es so einen Sozialfonds gibt. Dass so einen Sozialfonds noch jemand in der Region führt, das ist Schwan nicht bekannt. In seiner Amtszeit, überschlägt er grob, wurde so mit über 40 000 Euro geholfen. In dem Topf ist noch Geld vorhanden. Das geht an Bürgermeister Bernd Brato über.

Von unserem Redakteur Andreas Neuser

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