Filmerfolg überzeugt auf der Bühne: Schauspieler ziehen in der Stadthalle blank
Komödie mit Konsumkritik auf Betzdorfer Bühne: Wer könnte mit 100 Dingen leben?
Toni (Saša Kekez) und Paul (Hans-Peter Ampferer) beginnen ihre Wette bei null: Die Filmkomödie „100 Dinge“ von Florian David Fitz war in einer amüsanten Theaterversion in Betzdorf zu erleben. Foto: Regina Müller
mue

Die Theatergastspiele Fürth brachten am Donnerstagabend unter der Regie von Thomas Rohmer die Filmkomödie „100 Dinge“ von Florian David Fitz auf die Bühne der Betzdorfer Stadthalle. Ein rasantes und charmantes Großstadtmärchen, das die weit verbreitete Kaufsucht reflektiert. Mithilfe eines multimedialen Bühnenbildes und Mehrfachbesetzungen der Schauspieler wurde eine Bühnenkunst effizient umgesetzt.

Neben Saša Kekez und Hans-Peter Ampferer in den Hauptrollen überzeugte Petra Blossey (bekannt aus der TV-Serie „Unter uns“) in den vielen kleineren Rollen. So war sie als Renate, Elvira, Frau Kärcher, Oma und Callcentertante zu sehen. Auch Katharina Apitz als Nana und Betty, Veronika de Vries als Lucy, Christopher Neris als Ronnie, Zuckerman und Minimalist sowie Pius Schmitt als Maik, Wolfgang und Clubmieze überzeugten in ihren Rollen.

Die Story: Toni (Saša Kekez) und Paul (Hans-Peter Ampferer) sind beste Freunde und Konkurrenten von klein auf. Wie der Igel und der Hase versuchen sich der schöne, aber eitle Toni und der einsame, aber gescheite Paul stets gegenseitig zu übertrumpfen. Gemeinsam stehen sie mit ihrer App „Nana“ vor dem großen Durchbruch. „Nana“ ist die einzige weibliche Stimme, auf die sich Paul stets verlassen kann, unwissend, dass sie ihn zum Kauf unnötiger Dinge treibt. Toni sagt es ihm frei heraus: „Du bist eine Konsumschlampe! Deine Dinge besitzen dich.“ Das will Paul nicht auf sich sitzen lassen, ist doch Toni selbst nicht besser. Die beiden gehen eine Wette ein: Sie verzichten für 100 Tage auf ihren gesamten Besitz. Jeden Tag dürfen sie sich einen Gegenstand ihrer Wahl zurückholen. 100 Tage, 100 Dinge. Wer schummelt oder aufgibt, der verliert seinen Millionenanteil.

Je größer das Loch in der Seele, desto mehr Dinge

„Meine Urgroßeltern hatten 17 Dinge, danach hatten sie den Ersten Weltkrieg und die Inflation und damit gar nichts mehr. Aber sie vertrauten auf Gott und auf ein Leben nach dem Tod“, reflektierte Paul mithilfe der Leinwand. „Meine Großeltern hatten bereits 200 Dinge und dann den Zweiten Weltkrieg und danach halt auch wieder nichts. Aber sie blickten glücklich in die Zukunft. Meine Eltern hatten bereits 650 Dinge, und dann hatten sie eine Mauer und eine Akte bei der Stasi. Aber trotzdem blickten sie nach der Wende glücklich in die Zukunft. Und wie viele Dinge haben wir ...?“ Lucy (Veronika de Vries) hat sicherlich mehr als der Durchschnitt. Je größer das Loch in der Seele, desto mehr Dinge. Für Paul und Toni geht es bald um mehr als Geld. Sie müssen sich darüber klar werden, was ihnen wirklich etwas wert ist. „Wenn alle meine Sachen weg sind, was bleibt dann von mir?“, fragen sie sich.

Nicht nur emotional zogen die Theaterfiguren vor dem Publikum blank. Für die 120 Theaterbesucher, die zur Vorstellung gekommen waren, stellte sich am Ende die Frage: Könnte ich mit 100 Dingen leben?

Top-News aus der Region