Bürgerforum in Flammersfeld
Kommunale Wärmeleitplanung verdeutlicht VG-Potenzial
Die höchsten technischen Potenziale bestehen in der VG Altenkirchen-Flammersfeld auch im Bereich Solarthermie.
Bernd Weißbrod. picture alliance/dpa

Die Ergebnisse zur kommunalen Wärmeplanung sind bei einem ersten Bürgerforum im Flammersfelder Rathaus von den Projektverantwortlichen vorgestellt worden. Was bei den Analysen für die VG Altenkirchen-Flammersfeld herausgekommen?.

Jüngst hatten Interessierte die Gelegenheit, beim Bürgerforum im Flammersfelder Rathaus die Ergebnisse bezüglich der kommunalen Wärmeplanung für die Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld zu erfahren. Hierbei gaben Julia Schüler (Rhein-Sieg-Netz), Janos Breuer (Evety) und Alexander Ulcyfer (Rhein-Sieg-Netz) Einblicke in Grundsätzliches zur kommunalen Wärmeplanung, die bisher geleisteten Analysen (Bestandsanalyse, Potenzialanalyse, Detailanalyse), Zielszenarios, die Auswirkungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und mögliche Hilfen zwecks Beratung zum Thema Energie. Auch Verbandsgemeindebürgermeister Fred Jüngerich, Klimaschutzmanagerin Julia Stahl und VG-Bauamtsleiter Sascha Müller waren beim Bürgerforum vor Ort.

Die VG erfüllt ihre gesetzliche Pflicht, bis Mitte 2028 eine Wärmeplanung vorzulegen, und hat Bundesfördermittel genutzt und die Planung von Januar 2024 bis Januar 2025 in Kooperation mit dem Planungsbüro erstellt. Die kommunale Wärmeplanung wurde in Kooperation mit verschiedenen Unternehmen erarbeitet, Evety, rhenag, Rhein-Sieg-Netz und digikoo.

Julia Schüler (vorne, Rhein-Sieg-Netz), Janos Breuer (v.l., Evety) und Alexander Ulcyfer (Rhein-Sieg-Netz) gaben beim Bürgerforum zur kommunalen Wärmeplanung Einblicke in verschiedene Bereiche der Analysen, des Zielszenarios und Auswirkungen des Gebäudeenergiegesetzes.
Annika Stock

Aber was ist kommunale Wärmeplanung eigentlich? Es handelt sich hierbei um eine wichtige Orientierung und Planungsgrundlage, wie die Wärmeversorgung der Verbandsgemeinde bis 2045 möglichst klimaneutral gestaltet werden kann. Wichtig zu beachten: Die kommunale Wärmeplanung macht dagegen keine Vorgaben für Gebäudeeigentümer. Das Gebäudeenergiegesetz („Heizungsgesetz“) schreibt vor, welche Heizung zukünftig noch installiert werden darf. 

Bei der Präsentation wurde deutlich, dass in der VG verschiedene Potenziale zum klimaneutralen Heizen bestehen. Dazu zählen beispielsweise Frei- oder Dachflächen-Solarthermie und die Nutzung von oberflächennaher Geothermie. Die höchsten technischen Potenziale bestehen im Bereich Solarthermie, PV und oberflächennaher Geothermie sowie Sanierung. Die Potenziale für Biomasse sind wiederum aufgrund der Vorgaben durch die Bundesförderung auf regionale Abfall- und Reststoffe eingeschränkt, können aber dennoch bis zu 10 Prozent des Wärmebedarfs decken. So könnten theoretisch diese lokalen, erneuerbaren Quellen in Summe den gesamten Wärmebedarf decken. Für die sichere Versorgung insbesondere in den kalten Jahreszeiten werden aber weiterhin überregionale Energieträger benötigt. Eine vollständige Energieautarkie kann nur durch sehr große Speichertechnologien erreicht werden, die aktuell noch nicht wirtschaftlich sind.

Das erste Bürgerforum im Flammersfelder Rathaus war gut besucht. Auch Fachpublikum war vor Ort, um über das Thema zu sprechen.
Annika Stock

Bei der Präsentation wurde - neben zahlreichen Folien mit interessanten Daten zu den Ergebnissen - eine Karte präsentiert, die das Gebiet der Verbandsgemeinde auf Basis der aktuellen Situation und der vorhandenen Potenziale in mögliche Wärmeversorgungsgebiete einteilt. Hierbei wurde deutlich, dass der Großteil des Gebiets der VG dabei zukünftig vor allem dezentral versorgt wird. In Altenkirchen und dem Industriepark Horhausen bestehen höhere Wärmebedarfe, sodass dort Eignungsgebiete für Wärmenetze zu finden sind. Stellenweise kann noch keine eindeutige beziehungsweise endgültige Aussage getroffen werden. Dies ist rund um Altenkirchen, in Willroth und Teilen von Horhausen und Neitersen der Fall - diese Gebiete werden als sogenannte Prüfgebiete bezeichnet. Die Abwärme der Industrie kann lokal eine Option zur zentralen Versorgung sein.

Bei dem Bürgerforum waren viele Menschen dabei, die sich beruflich und privat gut mit dem Thema Energie auskennen - auch Vertreter von Energieversorgern waren zugegen - so entstand eine kontroverse Diskussion und ein reger Austausch vor Ort. Immer mal wieder wurden zwischendurch Fragen gestellt, die die Verantwortlichen von VG und Projektleitung gerne beantworteten. Die Hoffnung einiger Besucher, dass es einen „Werkzeugkasten“ direkt an die Hand für Gebäudeeigentümer gibt, wurde jedoch enttäuscht. Wie die Verantwortlichen während der Präsentation, sowie VG-Bürgermeister Fred Jüngerich betonten, sei man hier auf einer „Flugebene“. Die kommunale Wärmeplanung umfasse die VG als Ganzes und nicht einzelne Häuser, für eine individuelle Beratung haben interessierte Bürger die Möglichkeit, sich an einen Energieberater zu wenden. Auch im Altenkirchener Rathaus gibt es dazu ein Angebot (siehe Info-Kasten).

Bei der Präsentation stellten die Verantwortlichen ebenso klar, dass es sich um Ergebnisse der Grobanalysen der Fokusgebiete handele und diese keine Grundlage für Investitionsentscheidungen seien. Auch bedeuten die Ergebnisse nicht, dass in den Gebieten schlussendlich auch Wärmenetze gebaut werden.

VG-Chef Fred Jüngerich betonte bei der Veranstaltung, dass ein "ehrlicher Austausch und eine offene Kommunikation ganz wichtig" bei der Thematik zur kommunalen Wärmeplanung sei.
Annika Stock

VG-Chef Fred Jüngerich betonte bei der Veranstaltung, dass ein „ehrlicher Austausch und eine offene Kommunikation ganz wichtig“ bei der Thematik zur kommunalen Wärmeplanung sei. Schließlich müsse man als Gesellschaft gemeinsam an einem Strang ziehen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken.

Grundsätzlich lässt sich bei den Ergebnissen der kommunalen Wärmeplanung festhalten, dass Sanierungsmaßnahmen der Schlüssel zum Erfolg sind - denn wie die Verantwortlichen betonen, sei „jede nicht benötigte Kilowattstunde eine gute“. Der Wärmebedarf der Wohngebäude kann durch Sanierung um bis zu 43 Prozent reduziert werden. Mit Blick auf das Thema Sanierung können Energieberater ebenfalls weiterhelfen. Es steht zudem noch nicht fest, ob die vorgestellten Wärmenetze wirtschaftlich errichtet werden können - das Potenzial muss erst durch Machbarkeitsstudien konkretisiert werden. Und: Gebäudeeigentümer sind für die Dekarbonisierung ihrer Wärmeversorgung verantwortlich.

Am 10. April weiteres Bürgerforum im Rathaus Altenkirchen

Wichtig sei vor allem eins, was die Verantwortlichen beim Bürgerforum im Flammersfelder Rathaus zur kommunalen Wärmeplanung betonen: Nur, wenn alle Akteure zusammenspielen, und gemeinsam an dem Ziel klimaneutrale Wärmeversorgung 2045 arbeiten, kann dies auch erreicht werden. Das betrifft die Kommune, die Netzbetreiber und die Gebäudeeigentümer. An vielen Orten im Westerwald ist die Kommunale Wärmeplanung mit Informationsveranstaltungen verbunden.

Am Donnerstag, 10. April, findet um 17 Uhr ein zweites Bürgerforum zur kommunalen Wärmeplanung im Rathaus in Altenkirchen statt. Die gesamte Präsentation soll im Nachgang öffentlich für alle Bürger zugänglich gemacht werden auf der Internetseite der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld.

Energieberatung im Rathaus Altenkirchen

Jeden vierten Donnerstag im Monat besteht die Möglichkeit einer individuellen Energieberatung durch die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz im Rathaus in Altenkirchen. Dort können Themen rund um den baulichen Wärmeschutz, die erneuerbaren Energien, die Haustechnik oder den Stromverbrauch besprochen werden. Eine Beratung kann allerdings nur nach vorheriger Terminabsprache unter der Telefonnummer 02681/850 durchgeführt werden.

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