Prachter Männer mit Spieltrieb
Klub lässt seit 50 Jahren die Würfel fallen
Seit 50 Jahren besteht der Prachter Würfelclub „Hui“. Das seltene Jubiläum wurde jetzt von Werner Weber (von links), Bruno Röder, Klaus Pohler, Wolfgang Ebach und Dieter Bromba gefeiert.
Rolf-Dieter Rötzel

Die typisch deutsche Kneipenkultur ist vom Aussterben bedroht. Fünf Männer halten sie in Pracht seit 50 Jahren hoch.

Lesezeit 3 Minuten

Drei Dicke, Schocken, 165, Lügen und Pasch sind bekannte Begriffe bei Würfelspielen, mit denen auch Werner Weber, Dieter Bromba, Bruno Röder, Wolfgang Ebach und Klaus Pohler regelmäßig konfrontiert werden. Sie bilden den Würfelklub „Hui“ Pracht, der in diesen Tagen auf sein 50-jähriges Bestehen zurückblickte. Seit einem halben Jahrhundert stehen bei der Gruppe Spannung, Glück, Bluffen, teilweise Taktik, aber vor allem ein tolles Miteinander und Zusammenhalt in einem besonderen Fokus.

Vor fünf Jahrzehnten unterhielt man sich in der Prachter Dorfkneipe Salterberg, wie das auch in weiteren Lokalen der Region so üblich war, an der Theke nicht nur über Sport, das gemeindliche Leben sowie weitere mannigfache Themen – vielmehr kamen auch Würfel regelmäßig zum Einsatz. Bei „Salterbergs Lene“ fanden einige immer größeren Spaß am Würfelspiel. Eine zuerst vage Idee, einen Würfelklub zu gründen, wurde dann umgesetzt und festgelegt, sich regelmäßig am Sonntagmorgen von 10.45 bis 13 Uhr zu Würfelspielen zu treffen.

Spezielle Ecke für den Klub

In der Gaststätte „Am Dorfplatz“ hat der Würfelklub auch nach 50 Jahren noch sein Domizil und wird von Hans und Monika Radloff bestens betreut. Betritt man den Gastraum, so richtet sich der Blick unwillkürlich auf die speziell für den Würfelklub eingerichtete Ecke. Unübersehbar gibt es dort eine Reihe von Würfelbechern, Fotos sowie auf dem Stammtisch ein mit einem Würfel bestickter Wimpel: Die sonntägliche Spielstätte des Klubs, an der hin und wieder Gäste Platz nehmen und mitspielen. Auch wenn jeder gewinnen möchte, geht es doch vielmehr um den Reiz beim Würfeln, der besonderen Jagd nach dem höchsten oder finalen Wurf, jedoch in erster Linie um die Gemeinschaft.

Mitbegründer und immer noch aktives Mitglied ist Bruno Röder. Im Gespräch mit unserer Zeitung blickt er auf die Historie der Gemeinschaft. Neben Röder würfeln auch Werner Weber und Dieter Bromba von Beginn an im Klub. Bei verlorenen Runden ist ein kleiner Obolus in die Kasse zu entrichten. Von dem angesparten Geld wurden zahlreiche Städtetouren, Wanderungen, gemeinsame Unternehmungen mit den Ehefrauen und Kindern sowie einmal im Jahr ein Kegelnachmittag durchgeführt. Weiter beteiligte man sich bei Festumzügen in der Gemeinde anlässlich von Sängerfesten mit einem Motivwagen, in dessen Mittelpunkt natürlich der Würfel stand.

Zahlreiche Anekdoten

Beim Rückblick erinnern sich die Spieler an Anekdoten, die sich während der fünf Jahrzehnte ereignet haben. Darunter auch, wie man in Bayern mit der Nennung des Namens Strauß und der Beteuerung, dessen politische Richtung wählen zu wollen, kostenlos zum Hotel befördert worden war.

Die Frage unserer Zeitung, welche Gedanken für die Gründer maßgebend war, sich regelmäßig an einem Sonntagvormittag zu den Würfelspielen zu treffen, beantwortete Bruno Röder mit einem Augenzwinkern: „Wenn wir für eine überschaubare Zeit nicht zu Hause sind, haben unsere Frauen vor allem in der Küche einfach mehr Platz, um ungestört den Sonntagsbraten vorzubereiten.“ Diese Frotzelei nimmt ihm Ehefrau Birgit nicht übel. Sie toleriert seine regelmäßigen Spielauszeiten. „In früheren Jahren wurde auch schon mal zeitlich überzogen. Das ist heute doch nicht mehr so – sie sind einfach ruhiger geworden“, erklärt sie.

Den Namen „Hui“ verdankt der Würfelklub seinem ehemaligen Mitglied Klaus Stünn, einem gebürtigen Herdorfer. Wenn bei einer Würfelrunde der Bierdeckel hochzunehmen war, so Bruno Röder, hieß es auf Prachter Platt: „Maach opp“. Klaus Stünn erklärte seinen Mitspielern irgendwann einmal, dass dies in Herdorf mit „hui“ ausgedrückt würde - und schon hatte der Würfelklub seinen Namen. Und das bis heute und sicherlich auch in den nächsten Jahren.

Top-News aus der Region