„Wenn man als Kommune eine Aufgabe angeht, dann ist es auch gut, wenn man mit Finanzmitteln ausgestattet wird“, sagte Jüngerich an die Ministerin gerichtet. 2017 sei auf den Kreis eine schwierige Aufgabe zugekommen. Die neue Klärschlamm- und Düngeverordnung habe „bahnbrechende Änderungen“ mit sich gebracht. Denn bis dahin wurden die in einem Klärwerk anfallenden Klärschlämme oft zur Verwertung an die Landwirtschaft abgegeben und auf Feldern verstreut. Mit der neuen Verordnung war das nicht mehr möglich. Ebenso soll bis spätestens 2032 der Phosphor aus den Klärschlämmen zurückgewonnen werden. Denn Phosphor ist ein wichtiger Rohstoff.
Da war dann die Frage, ob man sich dem Land in Mainz anschließe oder doch etwas Eigenes wage. „Raiffeisen sagt: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“, zitierte Jüngerich den bekannten Sozialreformer aus Hamm. Nach einer Machbarkeitsstudie im Jahr 2018 war klar: Als Bau einer Klärschlammverwertungsanlage kam einzig die Kläranlage in Wallmenroth als Standort infrage, „was den Platz und die Zufahrten angeht“. 2019 folgte dann die Gründung einer GmbH. „Der Vorteil der Anlage vor Ort ist auch, dass keine langen Transportwege für den Schlamm nötig sind“, lobte Jüngerich das Projekt.
16,5 Millionen Euro werde die neue Klärschlammverwertungsanlage kosten. „Das ist schon ein Pfund“, so Jüngerich. Aber es sei der richtige Weg. Am 23. September war der Spatenstich, seitdem habe sich schon einiges getan. „Vor einigen Wochen sah das hier noch ganz anders aus“, sagte Jüngerich. 16.000 Tonnen Schlamm sollen jährlich – wenn die Anlage in Betrieb genommen wird – dort getrocknet werden. Und nicht nur die Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld wird die Anlage nutzen. Auch die Verbandsgemeinden Hachenburg und Selters sowie die Gemeinde Windeck aus NRW seien mittlerweile dazugekommen.
“Ich bin ein Fan von Kläranlagen"
Ministerin Eder gestand gleich zu Beginn ihrer Rede: „Ich bin ein Fan von Kläranlagen.“ Schon lange begleite sie dieses Thema in ihrer politischen Laufbahn. „Ich betrachte das Projekt als kleinen Ableger von unserem in Mainz“, so Eder. Besonders beglückwünschte sie die Verantwortlichen, dass es ihnen gelungen sei, über die Landesgrenzen hinaus Mitstreiter für das Projekt zu finden. „Das wird die Gebühren stabil halten“, sagte die Ministerin. „Dass sie dabei an Trocknung und Eigenstromerzeugung denken, ist vorbildlich“, lobte Eder weiter. In Mainz habe es lange gedauert, bis dort Kläranlagen realisiert worden sind. „Es hat Bürgerinitiativen und Klagen gegeben“, berichtete Eder. Deshalb freue sie sich, wie gut es in Wallmenroth vorangehe.
Für die Klärverwertungsanlage in Wallmenroth erhält die Gesellschaft eine Förderung von 3,18 Millionen Euro. Davon sind 1,5 Millionen ein zinsloses Darlehen, 1,58 Millionen ein Zuschuss. Und für die Kläranlage Mehrbachtal (Infokasten) hatte die Ministerin eine Förderung von 3,7 Millionen Euro dabei. Davon sind 1,76 Millionen Euro zinsloses Darlehen und knapp 2 Millionen Euro ein Zuschuss.
Zuletzt fand auch Bernd Brato, Verbandsbürgermeister Betzdorf-Gebhardshain, lobende Worte für das Projekt in Wallmenroth, vor allem für die Mitarbeiter der Gesellschaft und der Verbandsgemeinde. „Alle haben sich hinter das Projekt gestellt. Es ging nach dem Motto: Problem erkannt, Problem beseitigt“, sagte Brato. „Ohne diese Arbeit könnten wir die Anlage nächstes Jahr nicht eröffnen.“
Ministerin Eder kündigte noch an, dass sie nach der Fertigstellung gerne wiederkommen werde.