„Eberhardt!“ Gespannt lehnen Amelie, Noah, Leo, Jan und Luke am Gatter der kleinen Koppel. Wo hat sich der Schweine-Papa bloß versteckt? Na, Eberhardt hat offenbar noch keine Lust, sich von den fünf Knirpsen in Matschhosen kraulen zu lassen. Stattdessen saust aber seine Tochter, Ferkelchen Irine, herbei und bringt auch sofort Schwester Elsbeth und Mutter Erna mit. Als die Kinder beginnen, Weizen- und Maiskörner zu füttern, trabt Eberhardt dann auch herbei – diese Leckerei möchte er sich nicht entgehen lassen. Wenig später sind alle glücklich – die Kinder, weil die „Minnesota Mini Pigs“ so süß sind, und die Schweine, weil sie spüren, dass die Kleinen gelernt haben, gut mit Tieren umzugehen. Und das ist nur einer der Verdienste des Pilotprojektes „Bauernhofzwerge“ auf dem Birken-Honigsessener „Hof Schützenkamp“.
Seit Mitte Mai treffen sich die Kinder einmal wöchentlich am Nachmittag, um mit Sozialpädagogin Nele Geister 90 Minuten lang den weitläufigen Demeter-Betrieb zu erkunden und dabei die unterschiedlichen Bereiche der Landwirtschaft, aber auch die unberührte Natur ringsum zu erkunden. Solange die „Zwerge“ unterwegs sind, können die Eltern spazieren gehen (der Ausblick über die Höhen des Wisserlandes ist wirklich atemberaubend) oder die Zeit anderweitig nutzen. Ihre Jüngsten sind derweil rundum beschäftigt.

Nele Geister, die auch im Gemüseanbau-Team des Hofes mitwirkt, geht auf jede Frage der Kinder ein und folgt ganz deren Bedürfnissen. Begleitet wird die Gruppe an diesem Tag außerdem von der jungen Ems Doerr, die als „Wwooferin“ für einige Wochen mitarbeitet. Die Integration von Menschen, die im Rahmen der Kampagne „Worldwide Opportunities on Organic Farms“ (Mitarbeit auf Öko-Höfen weltweit) zu Gast sind, aber auch die Einbindung von FÖJlern und Praktikanten gehört fest zum Profil des „Hof Schützenkamp“. Die Kinder sind deshalb immer gut betreut, was auf einem solchen Gelände wichtig für alle ist.
Und es ist erstaunlich, was die Kinder im Vor- und Grundschulalter trotz des Verzichtes auf Programmdruck bereits erfahren haben. Sie können nämlich nicht nur Schweine versorgen, sie wissen auch, wie man Junghühner vorsichtig in die Hände nimmt, wie man die drei langgehörnten „Schwarznasen“-Schafe am besten streichelt und dass man sich vor dem zischenden Gänserich im bunt gemischten „Federvieh“-Gehege hüten muss. Neben dem Treckerschuppen und Kostproben vom üppigen Gemüsefeld gibt es aber noch eine tolle Attraktion – eine stattliche Pfütze mitten auf dem Hof, die bei jeder Gelegenheit aufgesucht wird. Deshalb sind die Kinder am Schluss nicht nur voller Eindrücke, sondern auch ein bisschen nass. Das macht aber gar nichts – im Gegenteil, die „Bauernhofzwerge“ tragen am Ende stolz ihre Blumentöpfe mit Sonnenblumen- und Kressesaaten nach Hause und können den nächsten Termin kaum erwarten.

Sebastian Müller und Meike Müller-Schlosser, die den „Hof Schützenkamp“ in der dritten Generation führen, freuen sich, dass das Projekt mit dieser „Sommergruppe“ starten konnte. „Ein Block hat immer acht Termine à anderthalb Stunden und kostet 90 Euro“, erläutern sie. „Es gibt auch noch freie Plätze. Mitbringen müssen die Kinder außer wetterfester, ortsangemessener Kleidung nichts.“ Die Gruppe durchlaufe alle Jahreszeiten, um den Kindern einen möglichst vollständigen Eindruck verschaffen. Ein weiteres neues Angebot sei die „Kindersolawi“, die an das bestehende „Solawi“-Konzept für Erwachsene angeschlossen wäre. „Dabei können Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren immer freitags ihr eigenes Gemüse ernten.“
Die Hofbesitzer möchten die solidarische Landwirtschaft im Sinne der Handlungspädagogik künftig noch enger mit sozialen Aspekten verbinden – und mit den „Bauernhofzwergen“ ist ihnen ganz offensichtlich ein vielversprechender Einstieg gelungen.
Wer sich für die Kinder-Aktionen, aber auch für das Gesamtprofil und die öffentlichen Veranstaltungen des Hofes interessiert, findet alle Informationen auf www.hofschuetzenkamp.de.