Holzdiebstahl ist in der Tat auch in der Region ein Thema, wie Kai-Uwe Trimpop (Technischer Produktionsassistent des Forstamtes Altenkirchen) bestätigt. Während im Oberkreis rund um Freusburg und Wehbach bisher keine Fälle zu verzeichnen seien, gebe es im Bereich Horhausen und im Revier Richtung Leuscheid durchaus etliche Delikte in Sachen „Holzklau“.
„Der Diebstahl von Brennholz geht weit voran. Das ist auffällig“, sagt der Forstexperte, der einen hervorragenden Überblick über die Bestände im Kreis hat und umgehend bemerkt, wenn etwas fehlt. Trimpop führt den zunehmenden Holzdiebstahl auch auf die Energiekrise zurück, durch die der Rohstoff Holz, aber auch Pellets und gebrauchsfertig aufbereitetes Brennholz aus dem Baumarkt oder aus dem Bestand der regionalen Händler deutlich teurer geworden seien. „Die Preise sind nicht willkürlich nach oben gegangen. Die Firmen haben ja auch höhere Löhne zu zahlen.“ Mancher Endkunde lasse sich deshalb dazu verleiten, Holz zu stehlen, anstatt viel zu investieren.
Nun ist es nicht ganz einfach, sperrige Rohstoffe wie Holz unbemerkt aus dem Wald zu entwenden. Wie gehen die Diebe vor? „Das ist schon schwieriger als eine Tüte Süßigkeiten aus dem Supermarkt mitgehen zu lassen“, sagt Trimpop. „Die gefällten Stämme haben eine Länge von vier bis sechs Metern. Mir ist aufgefallen, dass die Leute abends und am Wochenende an die gerückten Holzpolter fahren, sich mit der Motorsäge passende Stücke rausschneiden und diese dann mit dem Anhänger abtransportieren.“ Auch tagsüber habe es schon Diebstähle gegeben. „Dreistigkeit gewinnt“, bilanziert Kai-Uwe Trimpop nüchtern.
Die aufgearbeiteten Stämme am Wegesrand seien größtenteils bereits verkauft oder stünden zum Verkauf. Im Falle, dass verkauftes Holz gestohlen würde, hafte das Forstamt nicht für den Verlust. „Der Gefahrenübergang ist dann an den Käufer übertragen worden. Wir sind nicht mehr dafür verantwortlich.“
In der jüngsten Vergangenheit habe es zwei öffentliche Brennholzversteigerungen im Revier Weyerbusch gegeben. „Da haben wir den Kunden direkt mitgeteilt, dass sie das Holz zeitnah aus dem Wald entfernen sollen. Es ist bei Diebstahl sonst der Schaden des Käufers.“ Es handele sich bei den Dieben stets um Privatleute, nicht um organisierte Banden. „Das erkennen wir daran, dass immer wieder Autoanhängerladungen fehlten.“
Wie sieht es mit bedürftigen Menschen aus, die Holz aus der Not heraus entwenden? „Es ist sicher vorstellbar. Aber auf der anderen Seite hat bei uns noch niemand angerufen, der sich in einer solchen Situation befindet und danach fragt, ob er kostenlos Holz machen darf.“ Das Forstamt habe diesbezüglich zwar verschiedene Auflagen zu erfüllen. „Es wäre aber die Möglichkeit gegeben, jemandem in der Not weiterzuhelfen.“ Kai-Uwe Trimpop rät, sich im Falle einer existenzbedrohenden Situation auch an die Privatwaldbesitzer im Kreis zu wenden.
„Man sollte mit der Nachbarschaft kommunizieren, wenn es auch sicher etwas Überwindung kostet.“ Das Sammeln von kleineren Stücken im Unterholz sei übrigens auch nicht erlaubt. „Früher gab es ,Lesescheine', aber die existieren nun nicht mehr. Wir stellen das Holz bereit, weil vermieden werden soll, dass Menschen durch den Wald fahren und sich einer Verletzungsgefahr aussetzen.“ Zu bedenken gibt der Forstamtsmitarbeiter, dass das frisch gestohlene Holz kaum Brennleistung bringe. „Es geht die Meinung um, dass das Käferholz trocken sei. Das ist falsch. Auch dieses Holz muss aufgesetzt werden und ein bis zwei Jahre abtrocknen.“
Wie wird der Diebstahl ermittelt und geahndet? „Wir haben ja Morgen- und Abendansitze für die Jagd. Jedem, dem da etwas auffällt, ist angeraten, sich an die Polizei zu wenden. Wir sind aber nicht aktiv auf Streife.“ Der Vorgang des Diebstahls impliziere meist zwei Tatbestände. „Zum einen geht es um die Entwendung des Holzes, zum anderen um das Befahren von nicht für den öffentlichen Verkehr freigegebenen Wegen.“
Letzteres habe bereits mehrfach zu Verfahren geführt und würde als Ordnungswidrigkeit mit einer vergleichsweise überschaubaren Geldbuße bestraft. Der Diebstahl selbst führe aber (zusätzlich) zu einer richtigen Strafanzeige. Der Einsatz von GPS-Geräten, mit denen entwendete Stämme nachverfolgt werden können, sei beim Forstamt Altenkirchen bisher nicht praktiziert worden. „Wenn der Holzdiebstahl zunimmt, könnte das aber eine Option werden“, sagt der Forstexperte abschließend.