„Es ist seit mehr als zwei Jahren Thema“, sagt der neue Ortsbürgermeister Thorsten Schneider bei der jüngsten Ratssitzung am Mittwochabend in Steinebach. „Dann war leider die Finanzierung weg.“ Im vergangenen Gemeinderat noch unter dem damaligen Ortsbürgermeister Hans-Joachim Greb wurde Geld für eine Machbarkeitsstudie zur Verfügung gestellt. Der neue Ortsbürgermeister Schneider möchte nun vorher die Bürger selbst befragen. Wie viele wären an so einem Nahwärmenetz überhaupt interessiert?
Deshalb erhalten alle rund 200 Haushalte in der 1300-Einwohner-Gemeinde nun Post. In dem Brief wird erklärt, wie in Zukunft eine mögliche Beheizung der Haushalte aussehen kann. Um den Umstieg von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien zu gewährleisten, sollten lokale Energiequellen bestmöglich genutzt werden, heißt es in dem Schreiben.
Vor- und Nachteile eine Nahwärmenetzes
Eine Möglichkeit wäre ein Nahwärmenetz. Dabei werde die Wärme in einer Heizzentrale erzeugt und zu den einzelnen Gebäuden transportiert. Dort werde die Wärme dann durch Wärmeübergabestationen an das Heizungssystem weitergegeben. Als Quellen für die Wärmegewinnung steht Biomasse im Fokus. Das könnten etwa Holzpellets oder Hackschnitzel sein. In Steinebach käme zudem das Grubenwasser aus der Grube Bindweide infrage.
Grundsätzliche gibt es beim Nahwärmenetz zwei Optionen, wie Ortsbürgermeister Schneider im Saal es Steinebacher Hofes den Ratsmitgliedern und acht anwesenden Bürgern erklärt: Ein kaltes oder ein warmes Nahwärmenetz. Beides habe seine Vor- und Nachteile. Beim kalten Nahwärmenetz werde zuerst dem Grubenwasser, das das ganze Jahr über eine Temperatur von 10 bis 15 Grad hat, die geothermische Energie entzogen. Diese Energie komme dann über Kunststoffrohre – denn durch das geringe Temperaturniveau ist keine Isolierung der Rohre notwendig – in die Haushalte. Ein weiterer Vorteil: der hohe Wirkungsgrad. Ein Kilowatt Strom könne gut sechs Kilowatt Wärme erzeugen, im Altbau sogar noch bis zu 3,8 Kilowatt. Der Nachteil an der ganzen Sache: Jeder Haushalt benötigt dafür eine eigene Wärmepumpe.
Für ein warmes Nahwärmenetz wären weiter fossile Energieträger nötig
Bei einem warmen Nahwärmenetz müsse die Wärme erzeugt werden, bevor sie in die Haushalte kommt. Das würde mit einem Hackschnitzelkessel geschehen, so Schneider. „Doch ein solcher Kessel kann nicht so variabel hochgefahren werden“, erklärt der Ortsbürgermeister. Dann wäre ein zusätzlicher Öl- beziehungsweise Gaskessel notwendig. Da müsse man die steigenden CO2-Abgaben mitbedenken.
Insgesamt stellt sich da Frage, ob die Varianten wirtschaftlich sind. Erstmal gilt das Schreiben nur als Info an die Steinebacher. Denn auf die Frage, was für Kosten auf den einzelnen Haushalt zukommen würde, kann Schneider noch keine Antwort geben. Der Ortsbürgermeister stellt aber auch klar: „Es macht nur Sinn, wenn genügend Leute mitmachen.“
Wann macht ein Nahwärmenetz Sinn?
Sinnvoll ist ein Nahwärmenetz vor allem bei dichter Wohnbebauung. Oder wenn es eine Firma im Ort gibt, die Wärme als Nebenprodukt produziert, das dann für ein Nahwärmenetz genutzt werden kann. Vor zwei Jahren, als die Idee für dieses Netz zum ersten Mal aufgekommen ist, war der Geschäftsführer der Großwäscherei Textilpflege Narres im Rat zu Gast. Denn die damaligen Ausbaupläne des Betriebs hätten genug Abwärme für die Ortsgemeinde erzeugen können. Das sei aktuell aber nicht mehr sicher, sagt Schneider unserer Zeitung.