Wo ist eigentlich die Jugendpflege der Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain abgeblieben? Das wird sich manch ein Bürger in den vergangenen Monaten gefragt haben. Die Jugendpflege hat tatsächlich ein neues Domizil bezogen, und zwar wird die Mensa im Gebäude der ehemaligen Martin-Luther-Grundschule in der Martin-Luther-Straße aktuell als Jugendtreff genutzt.
„Wir wollen den Raum nutzen, um das Haus zu beleben“, erläutert Jugendpfleger Ingo Molly. Allerdings ist die neue Heimstatt nur eine Übergangslösung. Denn das leer stehende Gebäude soll bekanntlich an einen Investor veräußert und Wohnraum geschaffen werden. Und so wird der Jugendtreff vermutlich im kommenden Jahr weiter ziehen. Dann in die Betzdorfer Stadthalle, ins Untergeschoss – in die ehemalige „Bibliothek“. Eine Lösung, mit der sich Molly, seit über 30 Jahren im Geschäft, anfreunden kann: „Das ist Stadt nah.“
Auch das Jugendbüro zieht um
Anfreunden können sich Molly und seine Kollegen Jenny Müller und Jens Klappert auch mit dem Umzug des Jugendbüros in das ehemalige Juweliergeschäft Zöller am Betzdofer Busbahnhof. „Dann sind wir dort, wo täglich Hunderte von Schülern herlaufen“, so Molly. Dieser Umzug ist nötig, da es im Gebäude in der Viktoriastraße einen Wasserschaden gibt. Aus diesem Grunde ziehen die Kollegen des Büros „Digitale Dörfer“ gleich mit um.
Der aktuelle Jugendtreff sieht aber nicht aus, als ob die Verantwortlichen auf gepackten Koffern sitzen würden. Kicker, Billardtisch und die Couch zum „Rumlümmeln“ – „es ist alles da, „was zu einem Jugendraum gehört“, erklärt Molly bei einem Rundgang durch die neu eingerichteten Jugendbüros im ehemaligen Sekretariat und das Untergeschoss. In den Regalen des Jugendraums stapeln sich Gesellschaftsspiele und Materialien zum Basteln und Malen. Der Jugendtreff hat dienstags von 16 bis 17.30 Uhr (Kidstreff) und von 18 bis 19.30 Uhr für die älteren Jugendlichen geöffnet sowie mittwochs für Kinder von 16 bis 18 Uhr. An diesem Tag findet auch der Leseclub statt. „Wir beschäftigen uns dann gemeinsam mit einem Buch, zu dem etwas gebastelt wird oder die Kinder können auch für sich Bücher lesen“, erläutert Molly. Eltern können ihre Kinder einfach an beiden Tagen vorbei schicken.

Es gibt aber nicht nur einen Jugendtreff in Betzdorf: Betreute Jugendräume finden sich auch in Alsdorf, Malberg und in Wallmenroth. Auf einer Jugendkonferenz in Gebhardshain war ein Jugendtreff ebenfalls ein zentrales Thema. „Es steht fest, dass ein Jugendraum im Bürgerforum eingerichtet wird“, kündigt Molly an.
Bekannt ist die Jugendpflege Betzdorf für den Ferienspaß, der in Zusammenarbeit mit der Jugendpflege Kirchen angeboten wird. Es gibt aber auch Angebote außerhalb der Ferien, wie Zauberworkshops oder Medienkurse. „Die sind dann über die Gemeinden in der VG verteilt.“ Man sagt, Jugendpflege erreiche „fünf bis zehn Prozent“ der Kinder und Jugendlichen. „Da liegen wir drüber“, freut sich Molly. Ein wichtiges Standbein ist auch die Ferienbetreuung. Hierfür ist ein alter Klassenraum umgerüstet worden.
„Vertrauen schaffen und eine Beziehung aufbauen“
Die Praktikanten Hanna, Arjeta und Azral über, was ihnen bei ihrer Arbeit wichtig ist.
Unterstützt wird das Jugendpflegertrio derzeit von Praktikantinnen: Hanna (20), Arjeta (19) und Azral (19) studieren das Fach Soziale Arbeit an der Universität-Gesamthochschule Siegen. Im Rahmen des Studiums müssen sie ein 50-tägiges Praktikum absolvieren. Dabei wollen die angehenden Sozialarbeiterinnen die Kinder- und Jugendarbeit „miterleben“, wie sie erzählen. Da sind sie im Betzdorfer Jugendtreff genau richtig. Was ist ihnen im Umgang mit dem „Klientel“ wichtig? „Vertrauen schaffen und eine Beziehung aufbauen“, sagt das Trio und fügt hinzu: „Damit man über Probleme reden kann.“ Denn ein Jugendtreff ist nicht nur dazu da, den Nachwuchs in der Freizeit zu bespaßen, sondern auch mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
„Liebeskummer, Alkohol, Drogen – die Probleme, mit denen wir es zu tun haben, gab es vor 30 Jahren auch schon“, spricht Molly (59) aus jahrzehntelanger Erfahrung. Der offenen Jugendarbeit wird immer wieder auch Skepsis entgegengebracht, nach dem Motto: Wir haben so viele Vereine, die Jugendarbeit leisten. „Wir erreichen andere Kinder und Jugendliche“, sagt Molly. Manchmal wenige, manchmal mehr, dann tummeln sich an die 40 junge Leute im Raum. Und es gibt sie natürlich, die Unterschiede zu Jugendarbeit früher. Die sozialen Medien und das Handy spielen eine wesentliche Rolle und so hat sich auch Jugendpfleger Molly mit Plattformen wie Facebook, Instagram und TikTok vertraut gemacht, um zu sehen, was da so abgeht. Denn Mobbing findet, anders als früher, nicht nur auf dem Schulhof statt, sondern zieht via Handy - „größere Kreise und das ist die Gefahr“, beobachten Molly und seine Kollegen.
Schulungen für Jugendleiter
Auch die jungen Praktikantinnen sind mit der Thematik vertraut. „Darüber reden und den Jugendlichen erklären, welche Konsequenzen es hat und das sie sich nicht von Influencern beeinflussen lassen sollen“, lautet die Strategie der Studentinnen. Im Prinzip sind auch Jugendpfleger Influencer – im positiven Sinne. Und sie geben ihr Fachwissen weiter – als Bildungsauftrag. „Wir bieten Schulungen für Jugendleiter an“, berichtet Molly. Vereine, die Nachwuchsarbeit leisten, können in Kursen der Jugendpflege lernen, wie man es richtig macht. „Zuletzt haben wir Verantwortliche von Bambini-Feuerwehren geschult“, nennt Molly ein Beispiel. Im Herbst wird es wieder eine offene Schulung geben.