Teil 1 des großen RZ-WeihnachtskrimisVon unserer RedakteurinSonja Roos
Jede Menge Spannung: Der RZ-Weihnachtskrimi ist wieder da – Folge 1
pixabay/Symbolfoto

Aufgrund der großen Resonanz, die unser Weihnachtskrimi in den Vorjahren bei unseren Lesern hatte, gehen wir für Sie pünktlich zur Vorweihnachtszeit in die nächste Runde. Wer den Ablauf nicht mehr präsent hat: Redakteure und Reporter der Rhein-Zeitung werden die Geschichte in einer Fortsetzungsreihe bis zum 24. Dezember jeden Erscheinungstag im Wechsel mit viel Lokalkolorit fortschreiben. Wir öffnen quasi mit jeder Ausgabe ein Türchen unseres spannungsgeladenen „Adventskalenders“.

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Wie ein Staffelholz werden an jeden Autor drei Stichworte weitergereicht, die dieser in seine Fortsetzung einbauen muss. Wer letztlich als Täter überführt wird? Lassen Sie sich überraschen. Die RZ wünscht viel Spaß mit einer sicherlich ungewöhnlichen Lesegeschichte. Den Auftakt macht heute Redakteurin Sonja Roos.

Folge 1: Der festgeklebte Peters

„Ich bin zu alt für diesen Scheiß“, brummelte Kommissar Helmut Weisbier, während er vorwurfsvoll auf das Telefon starrte. Gerade war Bewegung in die Sache mit Landrat André Peters gekommen. Der Kreischef wurde seit einer Woche vermisst, doch die Neuigkeit, dass er nun wieder aufgetaucht sei, war für Weisbier alles andere als beruhigend. Im Gegenteil – und das lag einzig und allein daran, wie und wo man den Landrat gefunden hatte. Mit einem Seufzer stand Weisbier auf und lief zum Nebenzimmer, wo sein neuer Assistent Kalle Schlimm sich in einen Berg aus Akten vertieft hatte.

„Los, Kalle, die haben den Peters in Betzdorf gefunden“, ranzte er den neuen Kollegen ohne Begrüßung an. Schlimm zuckte zusammen, sprang dann aber wie von der Tarantel gestochen auf und eilte ihm hinterher. Schon von Weitem sahen sie den Auflauf vor dem S-Forum. Menschenmassen drängelten sich dort, Neugierige, die sehen wollten, was da passierte.

Weisbier hatte allerdings weder für die vielen Zuschauer noch für die bereits weihnachtlich geschmückte Stadt ein Auge, denn sein Blick fiel auf einen roten Anorak. „Na klar, die Presse ist auch schon da, wie konnte es anders sein“, grummelte er, während er seinen brandneuen Dienstwagen abstellte. Anselm Neubart, Lokalredakteur und sein persönlicher Plagegeist, hatte den Kommissar wohl ebenfalls von Weitem erkannt und strebte zielsicher auf Weisbier zu. „Die Sache stinkt doch, Weisbier. Kein Mensch kann mir weismachen, dass der Landrat plötzlich so einen Gesinnungswechsel hatte“, fiel er ohne Begrüßung über Weisbier her.

„Komisch, komisch“, ließ sich Kalle Schlimm von hinten vernehmen. „Hab auch immer gedacht, der ist stramm schwarz“, dachte er laut weiter nach. „Und wo war André Peters die ganze Woche? Haben Sie da schon Hintergründe?“ Begierig hatte Neubart seinen Block und Stift gezückt. Weisbier stöhnte innerlich. Eigentlich waren das hier seine letzten paar Wochen, bevor er Ende des Jahres in Ruhestand gehen würde. So einen Fall wie diesen konnte er jetzt beim besten Willen nicht gebrauchen. Das würde wieder massig Überstunden bedeuten – und damit dicke Luft zu Hause, denn seine Frau Hildegard hatte ihn dazu verdonnert, einen Salsakurs mit ihr zu belegen.

Bei genauerer Betrachtung war der Fall dann vielleicht doch genau das, was er brauchte. Weisbier zückte seine Dienstmarke und drängelte sich durch die vielen Schaulustigen, die einen Ring um die Sparkasse gebildet hatten. Als er sich nach ganz vorne durchgekämpft hatte, rieb er sich verdutzt die Augen. Mit diesem Anblick hatte er tatsächlich nicht gerechnet. André Peters, der bekannt dafür war, Maßanzüge und teure Schuhe zu tragen, stand dort in Birkenstocks, Cordhose, Wollpulli und einem grünen Parka. Wütend glitt sein Blick über die vielen Menschen, die ihn mit offenen Mündern anstarrten. Um den Hals trug er ein selbst gemaltes Schild, auf dem „Letzte Generation“ stand. „Warum steht der denn so komisch da?“, fragte Kalle Schlimm leise.

Bevor Weisbier ihm antworten konnte, kam ihm aber Anselm Neubart zuvor. „Mensch, Schlimm, haben Sie keine Augen im Kopf, der Landrat hat sich an das Kunstwerk von Erwin Wortelkamp geklebt.“ Schlimm blickte wie immer ratlos von einem zum andern, Weisbier fragte sich insgeheim, was den Mann zur Polizei verschlagen hatte. Mit seiner ewig langen Leitung wäre Schlimm vermutlich besser zur Telekom gegangen. Ein Schluchzen ließ den Kommissar herumfahren.

Etwas abseits stand Annelie Peters. Mit Pelzmantel, Designerkleid und original Manolo-Blahnik-Pumps passte die Gattin des Landrats jetzt zu ihrem Mann wie der Papst auf ein Heavy-Metal-Konzert. Weisbier ging auf sie zu. „Frau Peters, haben Sie eine Erklärung hierfür? Hat Ihr Mann sich bei Ihnen gemeldet? Sie sagten, dass Sie ihn zuletzt auf dem Wirtschaftsempfang gesehen haben“, überfiel er die Angesprochene, die sich vernehmlich die Nase putzte, bevor sie einen verächtlichen Blick auf ihren Gatten warf. „Ich habe nur eine Erklärung dafür“, sagte sie, „Gehirnwäsche“.

Andreas Hundhammer setzt die Geschichte in der nächsten Ausgabe fort. Seine drei Stichwörter lauten: Gabelstapler, Geriatrie und Gewürzgurke.

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