Liste Stötzel findet mit ihrem Antrag Ablehnung
Ist die Harmonie im Mudersbacher Rat nun vorüber?
Die frisch gewählte Spitze im Mudersbacher Rat (v. l.): Die Beigeordnete Renate Otto (SPD), der Erste Beigeordnete Bernhard Steiner (CDU) und Ortsbürgermeister Maik Köhler. Foto: Peter Seel
sel

Mudersbach/Birken. Gleich bei der ersten Sitzung des – mit Verspätung erst am 1. September gewählten – Ortsgemeinderats von Mudersbach holte sich die neu im Gremium vertretene Fraktion der freien Wählergruppe Stötzel eine gesalzene Abfuhr. Der Antrag der vierköpfigen Gruppe um den früheren Kirchener Verbandsgemeindebürgermeister Jens Stötzel zum neuen großen Dentallabor am „Erzquell-Kreisel“ im Ortsteil Niederschelderhütte traf auf Unverständnis und Verärgerung.

Hintergrund: Während bei der allgemeinen Kommunalwahl am 1. Mai in Mudersbach Maik Köhler als Ortsbürgermeister wieder gewählt werden konnte, musste die Wahl des Ortsgemeinderats auf den 1. September verlegt werden. Gründe waren sowohl Fehler bei der Anmeldung von Stötzels Liste für die Wahl als auch Unachtsamkeit bei der Kirchener Verwaltung, die diese Anmeldung zu prüfen hatte.

Sei's drum. Fakt ist, dass es deswegen in Mudersbach bis zu diesem Mittwoch keinen Rat gab. Jetzt war die konstituierende Sitzung im Bürgerhaus des Ortsteils Birken. Daher musste Orts-Chef Köhler – der bekanntlich zugleich Bürgermeister der VG Kirchen ist – bis jetzt alle Entscheidungen nach Besprechungen mit den bisherigen beiden Fraktionen von CDU und SPD – sowie per Eilentscheidung treffen. So auch den Bau des großen Dentallabors samt einem Café an der B 62 in Niederschelderhütte.

Für das Stötzel-Quartett im Rat waren diese Entscheidungen indes viel zu wichtig, als dass sie in der „Rat-losen Zeit“, wie es hieß, lediglich per Eilentscheidung hätten getroffen werden dürfen. Dass das ganze Projekt auf diese Art und Weise durchgezogen worden sei, darin sehe man die Hoheit des Rates verletzt. Stötzel mäkelte, dass das Labor mit neun Metern Höhe ähnliche Ausmaße annehme wie der „größte Lidl der Welt“ einige Meter weiter an der Straße. Durch die Zufahrt zum Labor steige auch die Gefahr von langen Staus an der B 62, gerade morgens. Beantragt hatte die neue Liste die Unterrichtung des Rates zum Sachstand in allen Details. Der Bebauungsplan liege noch nicht vor, so Stötzel, beim Grundstückstausch kämen zudem womöglich Kosten als Naturschutzauflagen auf Mudersbach zu.

Doch da blies der neuen Fraktion ein eisiger Wind von SPD und CDU entgegen: „Bei so viel Bedenken“, konterte Orts-Chef Köhler, sei der Investor sicher gleich wieder abgesprungen. Und der ganze Vorgang sei keineswegs „ungewöhnlich“, wie Stötzel kritisiert hatte. Alles sei mit dem alten Rat absolut korrekt verhackstückt worden. Dem schloss sich der Kirchener Bauamtsleiter und Wirtschaftsförderer Tim Kraft an, der das Projekt begleitet hatte: Der Neubau stehe ja auf einer Brache und bringe zudem 30 Arbeitsplätze sowie Steuergelder. Alles sei nach dem Baugesetzbuch gelaufen.

Unmut hagelte es auch von den Ratsherren: Die Fraktionssprecher von CDU und SPD, Markus Köhler und Christian Peter, nannten das Projekt eine „Supersache“, die doch für alle Seiten ein Gewinn sei und vor allem der Ortsgemeinde nur Vorteile bringe. „Die schlechte Stimmung“, so Markus Köhler, „die Sie hier verbreiten, Herr Stötzel, kann ich absolut nicht nachvollziehen.“ Ähnlich äußerten sich andere Fraktionsmitglieder.

Dem entgegnete Matthias Mengel von der Liste Stötzel: Man sei schließlich dafür gewählt, um Fragen zu stellen. Niemand habe ernsthaft etwas gegen das Projekt, Vorwürfe seien es nicht gewesen: „Niemand von uns hat etwas gegen die Ansiedlung von Gewerbe.“

Von unserem Redakteur Peter Seel

Top-News aus der Region