Ab 1933 richtete sich das NS-Regime aus Gründen der Genetik, „Rasse“, Nationalität oder politischen Anschauung gegen Millionen Menschen. Nur wenige wissen: Zu den Opfern der brutalen Diktatur gehörten auch mehr als 13.500 Zeugen Jehovas, die sich weigerten, die menschenverachtende Ideologie der Nationalsozialisten zu übernehmen. Über 11.000 von ihnen wurden inhaftiert, davon 4200 in Konzentrationslagern. Einer von ihnen war der Wissener Hermann Kubalski.
Geboren wird Hermann Kubalski 1892 in Grondzwa im heutigen Polen. Schon bald kommt er nach Wissen und arbeitet dort als Schlosser. Als überzeugter Bibelforscher, wie die Jehovas Zeugen damals genannt wurden, geht er von Haus zu Haus und spricht mit den Menschen über die Botschaft der Bibel.
Das ändert auch das staatliche Verbot der Religionsgemeinschaft nicht: Kubalski lässt sich nicht von seiner christlichen Überzeugung abbringen und lehnt sämtliche Beteiligung an politisch motivierten Aktivitäten sowie den Kriegsdienst entschieden ab.
Als die Gestapo am 31. August 1936 ein eigenes Sonderkommando zur Verfolgung von Jehovas Zeugen bildet, wird Kubalski verhaftet und vom Sondergericht in Koblenz zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und vier Monaten verurteilt. Doch nach Verbüßung der Strafe wird er nicht entlassen, sondern in sogenannte Schutzhaft genommen und in das Konzentrationslager Buchenwald (nahe der thüringischen Stadt Weimar) überführt.
Weiter heißt es in der Pressemitteilung: Die Nationalsozialisten versuchten mit grausamen Methoden, die religiöse Überzeugung von Kubalski und anderen Mithäftlingen zu brechen. Dazu gehörten auch in Buchenwald unwürdige Misshandlungen. Kubalski musste unter anderem 15 Stockhiebe und 14 Tage strengen Arrest erdulden. Zweimal wurde er zum „Stammhängen“ (auch Pfahl- oder Baumhängen genannt) verurteilt – eine grausame Foltermethode. Aufgrund dieser Misshandlungen riss sein Trommelfell, und er trug bleibende Gehörschäden davon.
Vom Nazi-Regime gefolgt und getötet
Insgesamt verloren während der NS-Diktatur rund 1800 Zeugen Jehovas ihr Leben. Sie starben in Konzentrationslagern (wo sie als Erkennungszeichen den „lila Winkel“ tragen mussten), wurden wegen Wehrdienstverweigerung hingerichtet oder fielen anderen Verfolgungsmaßnahmen zum Opfer. Der gewaltlose Widerstand von einfachen Menschen gegen Rassismus, extremen Nationalismus und Brutalität stand im Gegensatz zu der gesellschaftlichen Anpassung an die Ziele des NS-Regimes vor und während des Holocausts. red
Selbst als man ihn wiederholt unter Druck setzte, gegen seinen Glauben und andere Bibelforscher auszusagen, erwiderte der Wissener: „Was ich selbst getan habe, gebe ich offen zu, aber über meine Glaubensbrüder sage ich nichts aus.“
Hermann Kubalski überlebte diese schrecklichen Ereignisse und kam mit der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald am 11. April 1945 frei. Er blieb bis zu seinem Tod am 13. Dezember 1965 seiner Heimat Wissen treu. Heute erinnert ein Stolperstein vor dem ehemaligen Wohnhaus im Felsenweg in Wissen als Mahnmal an diesen mutigen Menschen. red