Interkultureller Garten "Querbeet" nahm am Tag der offenen Gartentür teil - Aktion wurde mit Sommerfest verbunden
Interkultureller Garten „Querbeet“: Altenkirchener Gemeinschaft zeigt ihr grünes Paradies
intgartenakoffenegartentur01
Die Gemeinschaft des Interkulturellen Gartens „Querbeet“ öffnete ihr grünes Reich für Besucher.
Julia Hilgeroth-Buchner

Es ist die perfekte Idylle: Fröhlich plaudernd, sitzen Gärtnerinnen und Gärtner aller Generationen an diesem Sonntagnachmittag unter den hohen, Schatten spendenden Bäumen, die ihr grünes Paradies am Rande der Kreisstadt umgeben. Im Gartenhaus ist das kleine Büffet mit verlockenden Speisen und Getränken bereits eröffnet, und wer mag, kann gegen eine Spende selbst gezogene Blumen und Gemüsepflanzen mitnehmen. Das Sommerfest des Interkulturellen Gartens „Querbeet“ ist in vollem Gange.

intgartenakoffenegartentur01
Die Gemeinschaft des Interkulturellen Gartens „Querbeet“ öffnete ihr grünes Reich für Besucher.
Julia Hilgeroth-Buchner

Doch nicht nur die Mieter der rund 15 unterschiedlich großen Parzellen erfreuen sich an diesem entspannten Zusammensein, auch Gäste sind heute herzlich willkommen. Der seit mehr als zwölf Jahren bestehende Interkulturelle Garten nimmt nämlich am Tag der offenen Gartentür im Saarland und in Rheinland-Pfalz teil. Wer die Oase unweit des Krankenhauses und der evangelischen Kita „Arche“ bisher noch nicht entdeckt hat, der kann mit den Vereinsmitgliedern Rundgänge entlang der vielfältig gestalteten Beete machen, nach Herzenslust fachsimpeln oder auch einfach nur einen Kaffee unter Gleichgesinnten trinken.

Sonja Wenzel (Leiterin des interkulturellen Projektes) und ihre Stellvertreterin Cornelia Obenauer berichten im Gespräch mit der RZ, was Aktionstage wie diese für die Mietergemeinschaft bedeuten. „Wir machen in diesem Jahr zum zweiten Mal mit, weil es uns im letzten Jahr so gut gefallen hat“, sagt Sonja Wenzel.

„Viele Menschen sind mit Interesse durch unseren Garten gegangen, man hat Kontakt geknüpft und sich ausgetauscht. Das ist wirklich eine schöne Sache. Wir beantworten auch sehr gerne die Fragen der Besucher.“ Sonja Wenzel hat gerade noch ein paar Lichtnelken ausgegraben, die ein Gast für seinen eigenen Garten suchte. Auch Tomatenpflanzen und Ableger der eher seltenen Korsischen Nieswurz haben die Besitzer gewechselt.

Nur noch ein Beet vakant

„Mir ist aufgefallen, dass verschiedene Leute nach der Art fragen, wie wir den Garten auf biologische Weise bearbeiten. Aber auch Tipps zur Pflanzenpflege werden ausgetauscht“, berichtet Cornelia Obenauer. Die zunehmende Trockenheit mache gerade vielen Gartenbesitzern Sorgen. Der Interkulturelle Garten habe keinen eigenen Wasseranschluss, was die Bewässerung im Bedarfsfall nicht leicht mache.

„Wenn unsere Regenwasserfässer leer sind, lassen wir einen großen Wassertank von der Kita nebenan füllen. Dieses Wasser muss von uns natürlich bezahlt werden, weshalb wir sehr sorgsam mit dieser Ressource umgehen.“ Das Mulchen (also das Bedecken des Bodens mit Rasenschnitt oder anderem organischem Material zum Schutz gegen Austrocknung) sei ein sehr wichtiger Beitrag zum Wassersparen und würde erfreulicherweise auch immer häufiger von den Mietern der Beete praktiziert.

Die überwältigende Vielfalt an Gemüse und Blumen ergebe sich auch aus den Vorlieben der ausländischen Gärtner, die vor allem aus Syrien und Russland stammen und ihr Saatgut teils auch von dort beziehen. „Besonders die Wärme liebenden südländischen Sorten werden gerne angebaut, darunter Bohnen, Tomaten, Minze und Knoblauch, aber auch Erdbeeren für die Kinder.“

Aktuell wäre nur noch ein Beet vakant, allerdings würden sich immer einmal freie Kapazitäten ergeben. „Die Miete für die Beete beträgt 15 Euro pro Jahr. Wer mitmachen möchte oder den Verein einfach unterstützen will, der kann sich gerne mit uns in Verbindung setzen“, betonen Sonja Wenzel und Cornelia Obenauer. Das alles klingt außerordentlich harmonisch, aber es gibt auch eine bedauerliche Schattenseite, wie die beiden Gartenfreundinnen betrübt bestätigen.

Immer wieder Probleme mit Vandalismus

„In den vergangenen Monaten hatten wir heftige Probleme mit Vandalismus. Da der Weg durch den Garten öffentlich ist, gab es in der Vergangenheit zwar immer wieder einmal Fälle von Zerstörung oder Mundraub. Aber das Ausmaß hat stark zugenommen, und zwar ohne Rücksicht auf Verluste.“ Nicht nur das beeindruckende Bienenhotel, auch die liebevoll gestalteten Beeteinfassungen mancher Mieter seien vernichtet worden. „Es wurden Bänke umgeworfen und auch Wasserleitungen aus der Verankerung gerissen“, sagt Sonja Wenzel traurig.

Es sei unumgänglich gewesen, dem nächtlichen Vandalismus Einhalt zu gebieten. Da das Grundstück von der evangelischen Kirchengemeinde Altenkirchen verpachtet würde, habe man sich inzwischen mit dem Kirchenrat rund um Pfarrerin Gudrun Weber-Gerhards auf eine Einzäunung des Geländes geeinigt. „Es werden in Eigenleistung etwa 50 Meter Zaun aufgebaut, dazu erhalten die beiden Eingänge Tore, die nur mit einem Zahlencode von den Mietern geöffnet werden können. Außerdem werden zwei Bewegungsmelder installiert. Die Kirchengemeinde hat sich wirklich sehr für uns eingesetzt.“

Ob die Maßnahmen ausreichen, um die Zerstörung dauerhaft zu verhindern, sei fraglich. „Wer unbefugt in den Garten hinein möchte, der schafft das auch weiterhin. Aber die neue Abgrenzung hält zumindest tagsüber ungebetene Gäste fern.“ Es besteht nun die Hoffnung, dass wenigstens der Diebstahl von Gemüse und Obst unattraktiver wird. „Der ideelle Verlust für die Mieter ist hoch, weil sie sich das ganze Jahr um ihre Pflanzen kümmern.“

Das Leitungsteam, aber auch alle Mitwirkenden lassen sich trotz der Hindernisse nicht die Freude am Gärtnern verderben. Die täglichen Gespräche von Beet zu Beet, aber auch der Gemeinschaftsnachmittag, der jeden Freitag stattfindet, schweißt die Gartenfans zusammen, denn letztlich zählt vor allem, sich mit der Natur zu verbinden, gesundes Gemüse ernten zu können und einen Beitrag zur interkulturellen Kommunikation zu leisten.

Top-News aus der Region