Osterbrauch im Aufschwung
In Grünebach wird an Kartagen wieder kräftig gerappelt
Erwachsene und Kinder machen sich auf den Weg durch Grünebach um das alte Brauchtum zu pflegen
Gaby Wertebach

Klappern statt Glockengeläut: Dieser alte Brauch, in Grünebach Rappeln genannt, wird teils nicht mehr so intensiv praktiziert. In der Westerwaldgemeinde haben jedoch zwei Frauen für eine Wiederbelebung gesorgt. Unsere Zeitung war zum Auftakt dabei. 

Am Gründonnerstag verstummen die Glocken in den katholischen Gemeinden im Gedenken an den Tod von Jesus am Kreuz. Im Volksmund heißt es: „Die Glocken fliegen nach Rom“. Wenn die Auferstehung Christi in der Osternacht gefeiert wird, sind die Glocken zurück.

In Grünebach wie auch in verschiedenen anderen Orten unserer Region wird seit rund 100 Jahren ein schöner Brauch gepflegt, das Klappern, oder wie es die Grünebacher nennen, das Rappeln, das an den drei Kartagen das Glockengeläut ersetzt. Dabei wäre der alte Brauch fast verloren gegangen, nachdem zum Schluss nur noch zwei Jungs auf dem Moped mit den Klappern durch den Ort fuhren. Da war klar, hier musste Abhilfe geschaffen werden.

Alte Tradition vor dem Aussterben bewahrt

Luna Hain und ihre Freundin Anna Kirchhöfer haben zum zweiten Mal die Organisation übernommen, mit Erfolg. Am frühen Donnerstagabend trafen sich Kinder und Erwachsene zum ersten Rappeln, bestückt mit Klappern aller Art, Ratschen, gegeneinanderschlagenden Brettern oder auch Klappern mit Klöppeln. Der fünfjährige Elio betätigt stolz die große Rappel, die ihm sein Opa Klaus Schmitt gefertigt hat. Die Rappeln von Tailer und Leon sind auch etwas Besonderes, die hat ihnen ihr österreichischer Opa Dietmar Weidvogel gebaut.

Der 5jährige Elio trägt stolz die große Rappel die sein Opa Klaus Schmitt gefertigt hat. Notfalls übernimmt das Tragen sein Papa, der auch beim Rappeln mitgeht
Gaby Wertebach

Putzig anzusehen ist die winzige Rappel der dreijährigen Luise, die perfekt in die kleinen Hände passt. Stephan Euteneuers Rappel hat schon Seltenheitswert. Bereits als Sechsjähriger ging er zum ersten Mal mit und bekam im Alter von acht Jahren von seinem Vater seine Rappel, die er heute, viele Jahrzehnte später noch stolz durch den Ort trägt.

Am Morgen des Karsamstags wird das letzte Mal gerappelt

Von Donnerstagabend bis Samstagmittag ziehen Kinder und Erwachsene mehrmals durch den Ort. Dreimal am Tag verkünden sie die Zeit. An Karfreitag und Karsamstag sind sie schon frühmorgens um 6 Uhr unterwegs, um das alte Brauchtum zu pflegen. Samstagmorgen um 9.30 Uhr geht die Gruppe das letzte Mal los, bevor in der feierlichen Ostermesse dann die „aus Rom zurückgekehrten“ Glocken wieder die Auferstehung des Heilands verkünden.

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