Derzeit gibt es in fast allen größeren Städten in der Region Demonstrationen gegen rechtsradikale Strömungen beziehungsweise für Vielfalt, Toleranz und Offenheit. Am kommenden Sonntag, 16. Februar, wollen nun aber auch die Dörfer zeigen, dass sie sich vor der anstehenden Bundestagswahl ganz klar positionieren. Christa Bitzer ist eine der Organisatorinnen von „Dörfer gegen rechts“. Sie hat ihre Großmutter mal gefragt, warum die Menschen damals nicht mehr getan haben gegen die Nationalsozialisten. Die Antwort lautete: „Was sollten wir kleinen Leute denn hier auf dem Dorf ausrichten?“ Auch wenn man das Gefühl der Machtlosigkeit rückblickend verstehen kann, so ist es doch gut, dass viele aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. Auch deshalb kam Christa Bitzer die Idee, eine Demo gegen rechte Strömungen in ihrem Dorf Breitscheidt zu initiieren.
„Wir waren bei der Demo gegen rechts in Altenkirchen, und da habe ich festgestellt, dass nur sehr wenige Teilnehmer aus meiner Heimatgemeinde dabei waren“, sagt sie. Entsprechend wichtig war es ihr, auch vor Ort Flagge zu zeigen. „Ich habe dann mit unserem Ortsbürgermeister Helmut Rötzel gesprochen und auch mit Gaby Teering, die beide sofort mit an Bord waren.“ Auch das sei ein Grund für ihr Engagement gewesen, denn: „In Breitscheidt hat die AfD bei der letzten Kommunalwahl 35 Prozent geholt. Das war schon ein komisches Gefühl, wenn man überlegt, dass fast jeder Dritte aus unserem Ort sein Kreuz da gemacht hat.“
Idee stieß gleich auf großes Interesse
Auf die Frage, ob der Ort denn auch entsprechend in Lager verfallen wäre, schüttelt sie den Kopf. „Das da Unzufriedenheit ist, spiegelt sich bislang nur in den Wahlergebnissen wieder“, sagt sie. Allerdings sei ihr bereits zu Ohren gekommen, dass der ein oder andere sein Unverständnis über die am Wochenende stattfindende Demo in Breitscheidt geäußert hätte. „Es kann also sein, dass durch die Aktion da was angestoßen wird.“
Die drei begannen nach der spontanen Planungsphase Werbung für die Veranstaltung im Netz und im Freundeskreis zu machen und merkten schnell, dass das Interesse groß war. „Unser Ortsbürgermeister hat dann seine Kollegen in der ganzen Verbandsgemeinde angeschrieben, sodass aus ’Ein Dorf gegen rechts’ schnell ’Dörfer gegen rechts’ wurde“, beschreibt Christa Bitzer das rasche Anwachsen der Veranstaltung.
Demo und ein Rundgang durch Breitscheidt sind geplant
„Wir werden uns am Sonntag um 14 Uhr am Sportplatz in Breitscheidt treffen. Jörg Brück hat auch schon seine Teilnahme zugesagt, er wird die Veranstaltung musikalisch mit ein paar Liedern begleiten.“
Angefragt ist auch Axel Karger vom DGB, der aber seine Zusage noch nicht sicher geben konnte. „Wir hoffen, dass er teilnimmt und dann auch ein paar Worte sagt, ansonsten wird das einer von uns drei machen“, so Christa Bitzer. Die Demo ist offiziell angemeldet, die Polizei sei schon vor Ort gewesen, weil auch ein Rundgang durchs Dorf geplant ist. Jetzt hoffen die Veranstalter auf eine rege Teilnahme und vielleicht sogar auf ein Umdenken bei dem ein oder anderen ...