IHK sieht dennoch breite Zustimmung für die Maßnahmen gegen Moskau und Minsk
IHK: Auch im Kreis Altenkirchen spüren Firmen Sanktionen gegen Russland
Symbolfoto: dpa​

Kreis Altenkirchen. Die Wirtschaftssanktionen gegen Russland als Folge des Überfalls auf die Ukraine gehen auch an Unternehmen im AK-Land nicht vorbei. Gleichzeitig halten die meisten Betriebe aber die Strafmaßnahmen für richtig. Auf diesen „Doppel-Nenner“ lässt sich die Einschätzung von Kristina Kutting, Regionalgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz für den Kreis Altenkirchen, bringen.

„Wir stehen im engen Austausch mit den Unternehmen, die Geschäfte in Russland oder in der Ukraine machen. Die Gespräche zeigen, dass das Verständnis bei den Unternehmen groß ist für die Sanktionen, auch wenn sie dadurch Einschränkungen erfahren“, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Das belege auch eine aktuelle IHK-Blitzumfrage: Trotz aller wirtschaftlichen Einschränkungen halten 89 Prozent der Unternehmen die Sanktionen gegen Russland und Belarus für angemessen. „Vielmehr erleben wir aktuell eine große Solidarität und Hilfsbereitschaft seitens der rheinland-pfälzischen Unternehmen: 65 Prozent der befragten Unternehmen geben an, Hilfsangebote für die Ukraine und ihre Bürgerinnen und Bürger zu leisten“, so Kutting weiter.

Aber die Einschränkungen durch die Sanktionen seien dennoch stark spürbar. Das sagten zumindest 23 Prozent der Unternehmen: So könnten Waren zurzeit zum Teil nicht mehr importiert beziehungsweise exportiert werden, und der Ausschluss russischer Banken aus Swift werde dazu führen, dass der Handel auf der Strecke bleibe.

„Die Probleme im Zahlungsverkehr halten besonders große Unternehmen davon ab, jedes Produkt einer genauen Sanktionsprüfung zu unterziehen, stattdessen wird teilweise die gesamte Geschäftsbeziehung eingestellt“, berichtet die Regionalgeschäftsführerin. Betriebe mit Geschäftsbeziehungen nach Moskau, Minsk oder in die Ukraine seien nun gezwungen, sich um neue Zulieferer zu bemühen, neue Handelsbeziehungen aufzubauen und Preissteigerungen hinzunehmen.

„Es sind immerhin rund 47 Prozent der antwortenden Unternehmen, die in Russland, Belarus oder der Ukraine Geschäfte machen. Hierbei ist der Export von Waren oder Dienstleistungen mit 38 Prozent die vorherrschende Geschäftsbeziehung, bei 10 Prozent der Unternehmen geht es um das Importgeschäft. 4 Prozent unterhalten Niederlassungen oder Firmen in den besagten Ländern“, rechnet Kutting vor.

Bereits vor dem Russland-Ukraine-Konflikt seien die steigenden Rohstoff- und Energiepreise das größte Hemmnis für die rheinland-pfälzischen Betriebe gewesen. So hätten es 67 Prozent der befragten Unternehmen bei der Konjunkturumfrage im Januar angegeben. Die Situation habe sich nun verschärft. Vor allem die Industrie belasteten die enormen Preissteigerungen. Aber nicht nur „große“ Unternehmen aus den Branchen Chemie, Maschinenbau und Kunststoffindustrie seien nun durch die enormen Preissteigerungen betroffen, sondern eben auch kleine Unternehmen, Speditionen bis hin zu Lieferdiensten.

Kutting empfiehlt den Unternehmen, sich engmaschig zu informieren. Mit dem Kompetenzzentrum Russland berät die IHK Koblenz Unternehmen, die in Russland aktiv sind. „Wir haben im Schulterschluss mit den anderen rheinland-pfälzischen IHKs unter www.ihk-rlp.de/wirtschafthilft ein Portal geschaffen, das die aus unserer Sicht wichtigsten Informationen bündelt: von Hinweisen zur Exportkontrolle bis zur Integration von ukrainischen Geflüchteten in den Arbeitsmarkt“, rät die Expertin abschließend.

Nicht nur die Wirtschaft, auch eine Mehrheit in der Bevölkerung steht hinter den Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Laut ZDF-Politbarometer halten 47 Prozent die wirtschaftlichen Strafmaßnahmen, die gegen Russland verhängt wurden und die auch in Deutschland zu Nachteilen führen können, für gerade richtig. Für weitere 38 Prozent gehen die Sanktionen nicht weit genug, und lediglich 11 Prozent halten die Maßnahmen für übertrieben. Markus Kratzer

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