Nach nur einem Jahr Bauzeit war es am Mittwoch so weit: Mit der Heubrücke wurde im Wissener Stadtteil Schönstein ein neues Bauwerk eingeweiht, das insbesondere für die Region Wisserland, aber auch die angrenzenden Gebiete bis ins Siegerland hinein für eine gesteigerte Attraktivität vor allem bei Radfahrern und Touristen sorgen soll.
Zahlreiche Gäste aus Politik, Kommune, Gesellschaft und Kirche sowie Vertreter der ausführenden Unternehmen waren gekommen, um an der Feierstunde teilzunehmen: „Für die klamme Stadt Wissen und ihre Bürgerinnen und Bürger ist das ein besonderer Tag, ist Wissen doch Radwegeknotenpunkt und Drehkreuz für den Sieg-Radweg und den Westerwald-Lahn-Radweg“, sagte Wissens Bürgermeister Berno Neuhoff. Er warf einen anschaulichen Blick in die Vergangenheit, in dem er das marode gewordene Vorgängerbauwerk und seine Historie beleuchtete: „Die Brücke über die Sieg diente einst als Verbindung des größten Stadtteils Schönstein zum Wissener Stadtteil Frankenthal, wo sich bis vor 30 Jahren das größte Weißblech- und Walzwerk Europas mit einst bis zu 3000 Beschäftigten befand“, sagte der Verwaltungschef.

Mit Blick in die (nahe) Zukunft appellierte Neuhoff, die erforderlichen Schritte für ein aus seiner Sicht wesentliches Element zur Steigerung des Radverkehrs voranzutreiben: „Ihre volle Wirksamkeit wird die neue Brücke erst entfalten, wenn der Kreis die Radbrücke im Bereich Etzbach-Pirzenthal baut und damit ein wichtiger Lückenschluss des Sieg-Radweges gelingt.“ Im gleichen Atemzug lud der Bürgermeister zum großen Heubrückenfest am kommenden Samstag, 24. Mai, ab 12 Uhr mit Musik und Darbietungen ein.
Natur wird erfahrbar
Staatssekretär Andy Becht vom Mainzer Verkehrsministerium sieht in der Heubrücke ein ebenso gelungenes wie attraktives Element in Zeiten zunehmenden Radverkehrs. „Es liegt uns am Herzen, dass wir insbesondere den Alltagsradverkehr fördern“, sagte Becht und ging auf die zahlreichen Herausforderungen ein, die dieses Ansinnen insbesondere im Flächenland Rheinland-Pfalz mit sich bringt: Topografie, Naturschutz, Hochwassersicherheit und viele andere Dinge gelte es zu berücksichtigen. „Wir haben in Rheinland-Pfalz 2300 Kommunen. Dort Radwegenetze aufzubauen“, gehöre zu den wichtigen Aufgaben. Dafür seien in sämtlichen Landesmobilitätsbetrieben Radwegeteams installiert worden. Der Staatssekretär freute sich, dass durch die Radwege Natur erfahrbar werde: „Ihr schönes Brückenbauwerk ist ein tolles Beispiel dafür.“
Diesem Lob schloss sich Klaus Rohletter als Vorstandsvorsitzender der bauausführenden Firma Albert Weil (Limburg) an „Die Heubrücke ist ein schönes Beispiel, wo schon investiert wurde, als es noch gar kein Sondervermögen gab“, sagte er nicht zuletzt mit Blick auf die damals einmütige Entscheidung des Wissener Stadtrates, dieses Projekt voranzutreiben, das letztendlich mit 90 Prozent aus dem Sonderprogramm „Stadt und Land“ des Bundes gefördert wurde und mit insgesamt 2,75 Millionen Euro zu Buche schlägt (davon reine Baukosten etwa 2,4 Millionen Euro). Rohletter lobte die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten. Einen besonderen Dank richtete er an die Firma aus Nantes in Frankreich, „die dieses schöne Bauwerk aus Aluminium gefertigt hat. Da passte alles.“,
„Die Brücke lädt uns ein, selbst Brückenbauer zu werden.“
Pfarrer Martin Kürten
Anschließend wurde die neue Siegüberquerung durch Pfarrer Marcus Tesch (evangelische Kirchengemeinde Wissen) und Dechant Martin Kürten (katholische Pfarrei Kreuzerhöhung) eingesegnet. „Wir leben in polarisierenden Zeiten, aber wir müssen das Verbindende sehen, nicht das Trennende“, sagte Tesch. Sein Kollege Kürten fügte an: „Die Brücke lädt uns ein, selbst Brückenbauer zu werden“ und mit humorvollem Blick auf die einstige Rivalität zwischen der Stadt Wissen mit dem heutigen Stadtteil Schönstein: „Wenn es gelingt, eine Brücke zwischen Wissen und Schönstein zu bauen, dann gibt es eigentlich nichts, was man nicht verbinden kann“.